Normalerweise "brummt" es nach Ostern auf der Kartbahn in Gerolzhofen. "Sonst sind samstags und sonntags immer so 30 bis 40 Leute da, die fahren wollen. An guten Tagen haben wir auch mal 80 Gäste", erzählt Konrad Haub, der Vorstand der Motorsportvereinigung, die die Bahn betreibt. Derzeit sind jedoch für die Gerolzhöfer Motorsportler keine guten Tage.
Die idyllisch gelegene Strecke ist eine der wenigen Kartbahnen im Freien in Franken. Im "Steigerwald-Motodrom" herrscht jedoch seit Wochen Ruhe, kein Motor dröhnt. Wann die kleinen Rennboliden wieder gestartet werden, vermag Vorsitzender Haub aktuell nicht vorher zu sagen. "Momentan ist kompletter Stillstand. Das ist nicht einfach", beschreibt er die Lage.
Wegen des Coronavirus ist in diesem Jahr auch auf der Kartbahn alles anders. Die flinken, wendigen Flitzer müssen vorerst in den neben der Strecke stehenden Container-Garagen bleiben, der Saisonbeginn ist auf unbestimmte Zeit verlegt.
Dabei wäre alles hergerichtet. Im Februar und März, als Corona und die Folgen längst nicht in diesem Ausmaß absehbar waren, hat der Verein um Vorstand Haub alles für die Saison vorbereitet. Einige fleißige Mitglieder, wie Michael Frei und Oliver Mack, haben in etlichen Stunden Arbeit alles getan, damit die Kart-Freunde ihre Runden auf der 701 Meter langen Strecke drehen können.
So wurde an den Fahrzeugen das Öl gewechselt. Die Achslager wurden untersucht und, wo es nötig war, auch erneuert, dazu galt es, weitere Verschleißteile zu ersetzen.
Sechs Karts zum Ausleihen hat sich der Verein erst angeschafft. Insgesamt rund 36 000 Euro kosteten die Fahrzeuge der Motorsportvereinigung (MSVG). "Wir haben sie finanziert und sind noch am abbezahlen", so Konrad Haub.
Dazu gesellten sich zwei neue Rennkarts, die vor allem für den Kartslalom gebraucht werden. Mit diesen können normalerweise Kinder ab einem Alter von acht Jahren und Jugendliche probeweise und kostenlos auf der Bahn üben. Die Stadt Gerolzhofen gewährte deswegen einen großzügigen Zuschuss für die beiden Fahrzeuge.
Motorsport hat in Gerolzhofen eine lange Tradition
Der Motorsport besitzt in Gerolzhofen eine lange Tradition. So wurde aus dem 1898 gegründeten "Radfahrverein Pfeil" dann 1927 die "1. Rad- und Kraftfahrvereinigung Gerolzhofen." Bereits 1953 benannte sich der Verein in "Motorsportvereinigung 1898 e.V. im ADAC Gerolzhofen" um. Die ersten Seifenkistenrennen fanden 1955 statt, als Junge machte dabei auch der heutige Vorstand Haub begeistert mit. "Ich bin mit dem Sport aufgewachsen. Früher sind wir den Dingolshäuser Berg runter gefahren, seit einigen Jahren ist das Rennen von Schallfeld her", so Haub. Heuer musste auch dieser beliebte Spaß nach 65 Auflagen ausfallen.
Ein Meilenstein bedeutete der Bau der Kartbahn 1964, zunächst mit einer Streckenlänge von 302 Metern. 1972 wurde sie auf die jetzige Größe von 701 Meter verlängert. Damit können auch offizielle Wertungsläufe dort statt finden. Im Normalen Vereinsjahr ist das größte davon das "ADAC Steigerwald Kartrennen" im Juni, dem derzeit jedoch eine Absage droht. Rund 50 Teilnehmer verzeichnete das Rennen in den letzten Jahren. "Wir wissen aktuell noch nicht, ob es statt finden kann. Es ist noch nicht klar, ob es als Großveranstaltung gilt, oder nicht", schildert der Ehrenvorsitzende Günter Engert den ungewissen Stand.
Damit würde nicht nur der sportliche Höhepunkt wegfallen, was auch aus anderer Sicht nicht leicht zu verschmerzen ist. Dem Verein bricht eine weitere Geldquelle weg. "Von den Einnahmen her bräuchten wir das schon, zumal ja auch das Verleihgeschäft an den Wochenenden derzeit wegfällt", gibt Vorstand Konrad Haub zu.
Er ist skeptisch, ob in diesem Jahr überhaupt irgendein Rennen auf der herrlichen Anlage stattfinden wird. "Wie es weiter geht, wissen wir nicht." Wenigstens einen Silberstreif sieht Haub am düsteren Horizont. Er hofft, dass der Klub im Sommer die Strecke für den Kartverleih öffnen darf.