Wenn im Untergrund des städtischen Verkehrsübungsplatzes bestenfalls keine oder allenfalls Altlasten entdeckt werden, deren Beseitigung in einem überschaubaren Rahmen bleibt, dann wird die Friedrich-Stein-Straße neue Adresse fürs Friederike-Schäfer-Heim. In einer gemeinsamen Sitzung von Haupt-, Finanz- und Sozialausschuss votierten alle Stadträte am Dienstag für einen Neubau an diesem Standort unter der weiteren Voraussetzung, dass vorher ein neuer Übungsplatz für Kinder und Jugendliche gebaut ist.
Neue Jugendverkehrsschule wird rechtzeitig vor dem Baubeginn zur Verfügung stehen
Im Bau- und Umweltausschuss hatte es letzte Woche noch Gegenstimmen gegeben. Als neuer Standort für den Übungsplatz ist der südliche Teil des Kesslerfields favorisiert. Sozialreferent Jürgen Montag hatte am Dienstag lediglich über erste Gesprächen zwischen Stadt, Verkehrswacht und Polizei über mehrere Standorte informiert.
Auf Nachfrage von Joachim Schmidl (SPD) nannte Liegenschaftsamtsleiter Hans Schnabel dann aber das frühere US-Gelände als den sehr wahrscheinlichen neuen Standort einer Jugendverkehrsschule. Der ausgeguckte Bereich steht sofort zur Verfügung, damit wäre der von Baureferent Ralf Brettin „im Idealfall“ genannte Baubeginn fürs neue Schäfer-Heim im Frühjahr 2019 denk- und machbar. Für die Altlastensondierung auf dem früheren Gelatine-Gelände sind 100 000 Euro bereitgestellt.
Grundsatzdiskussion zur Pflege beherrschte die Sitzung im Rathaus
Gleichwohl: In der aktuellen Sitzung ging es in einer leidenschaftlich geführten Zwei-Stunden-Diskussion weniger ums Bauen und die Standortfrage, im Mittelpunkt stand das Thema Pflege. Auslöser war Frank Firsching (Die Linke). Er präsentierte den Pflegebedarfsplan von 2012 und die „hochinteressante“ Passage daraus, dass Schweinfurt keine weiteren Pflegeheimplätze benötige, und wenn, dann seien diese im Landkreis zu bauen.
Fakt sei aber, dass derzeit mehr als 300 Plätze durch private Investoren gebaut würden. „Deshalb ist es notwendig, sich grundsätzlich über das Thema Pflege zu unterhalten, weil sonst droht, dass Schweinfurt Pflegezentrum wird“, sagte Firsching und meinte: Wohin geht die Reise?
Sozialreferent Montag nannte die Frage berechtigt, blieb aber eine Antwort schuldig, „weil nichts so unbestimmt ist wie der Pflegebereich“. Klar sei nur: ein neues Friederike-Schäfer-Heim sei nötig. Das aktuelle sei zu 95 bis 100 Prozent ausgebucht, die Bewohner hätten es überdurchschnittlich gut bewertet und das trotz der nicht optimalen Bedingungen, die am neuen Standort in jedem Fall besser würden. Es solle auch trotz des geplanten Wohngruppen-Konzepts (maximal 15 Bewohner leben in einer Art Wohngemeinschaft und werden darin gemeinsam betreut) ein Pflegeheim bleiben.
Private Investoren haben für Schweinfurt Bedarf von weiteren 800 Pflegeplätzen bis 2025 errechnet
Wirtschaftsförderer Hans Schnabel berichtete an dieser Stelle von aktuellen Gesprächen mit Investoren, die für Schweinfurt bis 2025 einen zusätzlichen Bedarf von 800 Pflegeheimplätzen errechnet hätten. Firsching konterte mit einem erneuten Hinweis auf die Studie, wonach ein Drittel aller Heimbewohner von außerhalb Schweinfurts kommen. „Die Pflegeplätze für Schweinfurter reichen also dicke aus“, sagte er. Unterstützung fand der Linke bei zwei Genossen. Herbert Wiener nannte den Hinweis auf die Studie richtig und forderte, die Zukunft der älteren Bevölkerung „nicht allein Privaten zu überlassen“. Ralf Hofmann nannte einen Neubau des Schäfer-Heims wie Wiener richtig, die Diskussion und der offensichtliche Druck zeige aber, „dass wir zwei Jahre zu spät dran sind“.
Die Mitarbeiter verlassen den Innenplatzstandort ohne Groll
Seine Anregung, auch das citynähere Bauhofgelände als Standort zu prüfen, stieß bei Baureferent Brettin wegen der ausschließlich gewerblichen Nachbarn auf wenig Gegenliebe. Stefan Funk und Klaus Rehberger (bedide CSU) kritisierten Hofmann sogar wegen des ins Spiel gebrachten weiteren Standorts, Rehberger schoss außerdem Firsching wegen der herausgekramten Studie von 2012 an, die wegen der Entwicklung seitdem „nur noch Papierform hat“. Firschings Konter, dass man dann auch keinen Schul- oder Sportentwicklungsplan brauche, war zu erwarten.
Maximilian Grubauer (CSU) stellte die wichtige Frage, was denn die derzeitigen Heimbewohner und Mitarbeiter zu den Plänen sagen. Laut Montag sähen die Bewohner einen Standort Innenstadt „als Vorteil“, während die Beschäftigten allein wegen der Parkplatzfrage (eine Tiefgarage ist geplant) und der künftig kürzeren Wege im neuen Heim den neuen Standort präferierten. „Unter dem Strich spricht mehr für einen Neubau“, sagte Montag. Das sahen dann auch die Stadträte so.
Alternative Standorte für Neubau zu klein oder wegen wegfallender Parkplätze nicht vermittelbar
Wie berichtet, hat eine Planungsgesellschaft in einer Machbarkeitsstudie zwei Sanierungsvarianten und den Neubau ausgearbeitet. Die Sanierung würde zwischen 15,7 und 16,5 Millionen Euro kosten, der Neubau 13,3 Millionen, allerdings sind die Kosten für die Tiefgarage nicht enthalten. Als weitere Standorte waren das Rückert-Bau-Areal, der Spitalsee-Parkplatz (70 Plätze) und der Messeplatz-Parkplatz (98) genannt, die aber wegen der zu geringen Größe und der wegfallenden öffentlichen Parkplätze weit hinter dem Verkehrsübungsplatz landeten.
In einer früheren Version des Artikels war eine Name falsch: Maximilian Gruber ist korrekt, nicht Maximilian Grubauer.