Herbert Hennlich ist einer für alle; einer, der nicht nur für die Menschen mit Behinderung, der auch deren Partnern und Freunden mit Rat und Tat zur Seite steht. Denn es soll keinem so ergehen wie Hennlich, der erblindete und dem vor 16 Jahren keiner geholfen habe. Hennlich: "Da habe ich mir geschworen, ich helfe."
Jeden Freitag von 10 bis 12 Uhr findet die Allgemeine soziale Beratung durch das Vorstandsmitglied des Beirats für Menschen mit Behinderung statt. Die Stadt stellt Hennlich dafür das Zimmer 121 im ersten Stock des Rathauses zur Verfügung. Dort ist dieser dann auch telefonisch unter der Nummer 51816 zu erreichen. Termine werden in der Regel nicht vereinbart. Wenn ein Schuh drückt, wird geholfen. 200 Beratungsgespräche führt Hennlich im Jahr. Er freut sich, dass das Angebot "sehr gut angenommen" wird.
Wohnen und Behindertenausweis
Die Schwerpunktthemen sind das Wohnen (Wohnungssuche, Umbauten, Einbau eines Liftes) und der Behindertenausweis (Beantragung und Widersprüche) sowie die Bedeutung der Einstufung einer Behinderung beim Nachteilsausgleich.
Es geht also häufig um den Schriftverkehr mit Behörden oder etwa mit den Krankenkassen. Deshalb hat das Sozialreferat dem Ehrenamtlichen ein komfortables Bildschirmvorlesegerät spendiert, das sekundenschnell Texte erfasst und gut verständlich vorliest. Den Text kann der Besucher auf dem Bildschirm mitlesen. Der Ratsuchende sieht und erlebt also, was geschieht. Speichern kann das Gerät nicht. Eine Weitergabe von Daten ist ausgeschlossen. Ist ein Fall nicht gleich zu erledigen, arbeitet Hennlich daheim nach.
Besuch im Rathaus
Am letzten Freitag im Juli sind gegen 12 Uhr noch drei Stühle vor dem Zimmer mit der Nummer 121 besetzt. Mit dem Rollstuhl wird ein Mann aus dem Büro gefahren, der nach einem Schlaganfall jetzt den Behindertenausweis beantragt hat. Mehr Arbeit wird die Einstufung des Mannes beanspruchen, der wegen eines Herzklappenfehlers gesundheitlich eingeschränkt ist. Der Frau in den Fünfzigern, der eine Operation an den Augen angeraten ist, gibt Hennlich die entsprechenden Leitfäden über den möglichen Krankheitsverlauf und über die Erfolgsaussichten nach einer Operation mit.
"Ganz wichtig" ist für Herbert Hennlich ein "eng geknüpftes Netzwerk". Er schafft Kontakte zu Selbsthilfegruppen und zu Beratungsstellen der Ämter und Organisationen. Und "richtig gut" sei die Zusammenarbeit mit dem Rathaus, insbesondere mit dem Amt für soziale Leistungen und dort mit der Leiterin Corina Büttner wie auch mit Referatsleiter Jürgen Montag. "Die reden nicht nur, die machen auch was", lobt Hennlich.
Bürgermeisterin dolmetscht
Gleiches gelte auch für Bürgermeisterin Sorya Lippert. Hennlich erzählt von dem Behinderten, der wegen Eigenbedarfs seine Wohnung räumen musste und für den Lippert sofort Ersatz beschafft habe. Lippert, die mehrere Sprachen spricht, hilft bei der Beratung zudem als Dolmetscherin aus. Übersetzer kann Hennlich aber auch im Sozialreferat anfordern, was ebenfalls gut klappe.
Die Anzahl der Ratsuchenden mit Migrationshintergrund liegt unter zehn Prozent. Deutlich mehr Frauen und Männer kommen aus dem Landkreis, aber auch aus den Landkreisen Haßberge und Bad Kissingen.
Direkter Kontakt
Fehlende Sitzbände auf dem Schweinfurter Marktplatz, zu wenige Behindertentoiletten in der Stadt, für Rollstuhl und Rollator ungeeignete Bodenbeläge wie etwa auf dem Weihnachtsmarkt (Rindenmulch) sind Themen, bei denen Hennlich den direkten Kontakt zu den Ämtern einer formellen Anfrage den Vorzug gibt. Ähnlich handelt er bei Kritik am Stadtbus und dessen Fahrern, oder bei Beschwerden über die Stadt- und Wohnbau GmbH (SWG). Hennlich kennt die zuständigen Leute – etwa aus seinen Schulungen für Busfahrer (Umgang mit und Hilfen für Behinderte) oder als Mitglied bei den Sitzungen der SWG.