
Niedrige Besucherfrequenzen und Leerstände in der Innenstadt: So etwas stellt ein "zunehmendes Risiko für deren Entwicklung und für die Attraktivität des Schweinfurter Landes insgesamt dar". So heißt es zusammenfassend in einem Statement eines Arbeitskreises von Gewerbetreibenden in Stadt und Landkreis Schweinfurt, erstellt im Auftrag des IHK-Bezirksausschusses Schweinfurt. Die "Eckpunkte", als "Position der gewerblichen Wirtschaft zur Revitalisierung der Schweinfurter Innenstadt" entwickelt, stellten IHK-Vizepräsidentin Caroline Trips und Simon Suffa, Büroleiter der Geschäftsstelle Schweinfurt vor.
IHK will "One-Stop-Shop"
Da heißt es, das Konzept ziele darauf ab, die Innenstadt aufzuwerten und Leerstände – in Ladenloklalen wie Obergeschossen – zu beheben. Dafür sollten Förderprogramme genutzt sowie von der Stadtverwaltung ein "One-Stop-Shop" eingerichtet werden, eine einzige Stelle für Unternehmer, Eigentümer und Investoren, soweit es um Bau, Abriss oder Sanierung von Gebäuden sowie um Genehmigungsverfahren und Förderprogramme geht.
Innerstädtische Leerstände etwa sollten lau IHK durch eine "breit angelegte Nutzung behoben werden, mit dem Ziel, einen nachhaltigen räumlich-funktionalen Besatz aktiv zu fördern". Die Innenstadt solle auch für unternehmensnahe Dienstleistungen und Gesundheitswirtschaft "ertüchtigt" werden. Leerstände wie etwa vakante Obergeschosse könnten in Wohnraum für junge Familien und Studenten umgewidmet werden.
"Eye Catcher" für die Plätze
Weitere IHK-Tipps: "Hohe Aufenthaltsqualität generieren" durch attraktiv gestaltete Plätze mit fest zugeordneten "Magnetfunktionen". Für den Handel eine Art Viktualienmarkt, ferner Freizeitangebote zur sozialen Interaktion wie gastronomische Außenbewirtschaftung und "urbane Sportangebote". Und: "Auf räumlich-funktionale Konzeption und Regionalmarketing abgestimmte Events." Grundsätzlich sei dabei "historische Bausubstanz gewinnbringend zu integrieren und das Ortsbild zu bewahren". Dazu sollten "Eye Catcher" die Plätze aufwerten, und "dauerhaft gilt es, die Sauberkeit in der Innenstadt zu verbessern".

Dann möchte die IHK auch "ein angenehmes Stadtklima (Mikroklima) wirtschaftsverträglich sicherstellen" - zum Beispiel durch grüne Bänder zwischen Parks und Plätzen sowie "durch die Etablierung zielgerichteter Luftschneisen". Um Besucher aus dem Umland, weiter entfernten Regionen und Touristen als "wichtige Nachfragegruppen zur Belebung der Innenstadt" nach Schweinfurt zu locken, sollten über die vorhandenen Museen hinaus "dauerhafte Magnete als Frequenzbringer etabliert werden". IHK-Vorschlag: Eine Technik-Ausstellung zur Industriegeschichte der Stadt "mit aktiven Mitmach-Elementen".
Beste Bus- und Zug-Anbindungen
Unerlässlich für die City-Belebung ist nach Ansicht des Schweinfurter IHK-Bezirksausschusses ein "exzellentes, zukunftsfähiges Mobilitäts- und Transportangebot". Weiterhin genügend Parkplätze, eine optimale ÖPNV-Anbindung "mit regelmäßigen, hohen Taktfrequenzen". Dazu beste Schienenverkehrsanbindung an die Oberzentren Würzburg, Bamberg, Bad Kissingen, Bad Neustadt, Fulda. Ferner solle eine Realisierung der Zugstrecke Schweinfurt-Gerolzhofen-Kitzingen geprüft und an den Bahnstrecken "ein attraktives Park & Ride" eingerichtet werden. Zügig müsse für die Innenstadt auch eine "qualitativ hochwertige Radwegeanbindung" umgesetzt werden. Eine flächendeckende Versorgung mit schnellem Internet – in der City solle für den Mobilfunk 5G-Standard flächendeckend zur Verfügung stehen – das fordert die IHK ebenfalls.

Mit dem Schweinfurter Citymanager sei schon ein ganz guter Ansatz vorhanden, so Suffa. Ebenso mit dem gemeinsamen Stadt-Landkreis-Tourismuskonzept 360 Grad. Die IHK schlägt zudem vor, zur "Revitalisierung" der Innenstadt einen neuen "Markenkern" zu etablieren, der da heißen könnte: "Schweinfurt ist mehr als Kunst und Industrie". Alles müsse miteinander und aufeinander abgestimmt werden – Marketingaktivitäten, Events, sämtliche Akteure. Und: Fürs Innenstadtmarketing "proaktiv" die Chancen der Digitalisierung nutzen, etwa durch eine zentrale Plattform beziehungsweise App.
IHK-Konzept liegt der Stadt vor
Sind diese Überlegungen und Forderungen großteils nicht längst erhoben, diskutiert, teils auch erprobt worden oder auf dem Weg? Macht der IHK-Bezirksausschus hier die Arbeit von Stadt und Landkreis Schweinfurt noch einmal? Es sei der gesetzliche Auftrag der Kammer, die Anliegen der regionalen Unternehmerschaft zum Ausdruck zu bringen, so Suffa. Eine branchenübergreifende Gruppe – nicht nur Einzelhändler – hätten dieses Konzept erarbeitet. Am 19. November hätten dies die Stadt und auch die Fraktionsvorsitzenden bekommen. Akteure aus Wirtschaft und Verwaltung müssten dafür "gemeinsam an einem Strang ziehen", so IHK-Vize Caroline Trips.