"Nur mit uns geht's Richtung Zukunft!" – Das proklamierte die IG Metall bei ihrer Kundgebung vor dem Werkstor in Schweinfurt. Die Gewerkschaft reagierte so auf die Ankündigung von ZF, deutschlandweit bis Ende 2028 bis zu 14.000 Arbeitsplätze – also rund jede vierte Stelle – streichen zu wollen. Wie geht es den Beschäftigten in Schweinfurt damit? Sieben Beschäftigte erzählen von ihren persönlichen Anliegen und Forderungen an den Konzern.
1. Till Teske (53), seit 17 Jahren als Ingenieur bei ZF tätig
"Im Moment ist es einfach diffus. Es ist schwer zu erkennen, wie die Lage ist. Wir wissen, dass wir in einer schweren wirtschaftlichen Strukturkrise sind, können den Weg dort heraus allerdings nicht erkennen – der müsste einmal transparent gemacht werden. Es müsste auch versucht werden, Aufträge zu akquirieren, die uns am Ende die Werke auslasten. Tatsächlich tun wir uns damit im Moment schwer. Ich meine, wir müssten mehr ertragreiches Geschäft akquirieren und solches, was nicht richtig trägt, gar nicht erst machen."
2. Joachim Kraft (60), seit 44 Jahren als Maschinenarbeiter und Schlosser bei ZF
"Es ist erstaunlich, dass es bei uns, ich weiß die Zahl nicht genau, 3000 Arbeiter gibt und 4000 oder 5000 Mitarbeiter in anderen Funktionen. Die Arbeiter müssen also für sich selbst Geld verdienen, für Fahrzeuge und Gebäude und dann noch für die Chefs, die die großen Reden schwingen. Das ärgert mich maßlos. Man müsste in der Chefetage Personal reduzieren, um Geld zu sparen und leistungsfähiger zu sein. Früher hat ein Chef geschafft, was heute fünf nicht hinkriegen."
3. Susanne Endres (58), arbeitet seit 23 Jahren bei ZF im Wandlerbereich
"Ich wünsche mir mehr Fairness und Sicherheit für die Arbeitnehmer. Man hat Angst. Was wird, wenn ich arbeitslos werde? Bekomme ich mit 58 Jahren und Schwerbehindertengrad noch einmal einen Job? Die Arbeitgeber sollten uns Mitarbeiter informieren, nicht nur die Medien. Sie sollten fair sein und uns die Wahrheit sagen. In einer Betriebsversammlung hieß es, es ist alles wunderbar, und 14 Tage später schreiben die Medien, es geht bergab. Um mehr Informationen zu bekommen, bin ich in der IG Metall. So kann ich mich auch für meine Kollegen einsetzen."
4. Marco Schöpplein (50), seit 28 Jahren bei ZF in der Produktion und Logistik
"Man hört nur noch Horrormeldungen. Das Schlimme ist aber, man hört nichts vom eigenen Betrieb, sondern immer nur von außerhalb. Es ist furchtbar: Der Arbeitgeber kommuniziert gar nicht mit uns. Früher war das nicht so. Letztlich machen wir die Arbeit. Der Personalmangel belastet zusätzlich."
5. Bashar Al-Ali (24), seit zwei Jahren bei ZF als Dreher
"Ich bin seit zwei Jahren bei ZF, mein Vertrag läuft in zwei Wochen aus, und bis jetzt weiß ich überhaupt nicht, ob mein Vertrag verlängert wird oder nicht. Es sieht so aus, als ob es nichts wird. Ich habe mich in den letzten zwei Jahren immer bemüht. Ich habe mich nie krankschreiben lassen und habe mich immer weiter hochgearbeitet."
6. Noah Müller (23), seit sechs Jahren bei ZF in Versand und Logistik
"Die Zukunft ist ziemlich ungewiss. Es gehen in solchen Zeiten viele Gerüchte um. Bei solchen Veranstaltungen möchte ich erfahren, was wirklich stimmt und ob es etwas Neues gibt. In der Regel werden die Arbeitnehmer zuerst entlassen, die am jüngsten, nicht verheiratet und kinderlos sind. Deswegen habe ich als junger Mensch natürlich noch mehr Interesse, mich zu informieren, wie es weitergeht. Ich will wissen, wie viel Angst ich vor der Zukunft haben muss. Es gibt natürlich einige Dinge, die besser laufen könnten, aber im Vergleich zu anderen Firmen haben wir es hier doch noch ziemlich gut. Das vergessen viele."
7. Astrid Butelli (32), seit elf Monaten bei ZF in der Logistik
"Ich bin hier, um Informationen zu bekommen und mir andere Meinungen anzuhören. Bei uns in der Intralogistik höre ich immer, dass wir meistens unterbesetzt sind. Anscheinend geht es ja nicht nur uns schlecht. Die Arbeitgeber versuchen Arbeitnehmer einzusparen, wo es geht. Bei gewissen Dingen reicht aber ein Mitarbeiter nicht aus, da braucht man mehr."
Ich lebe gerne in Deutschland mit starken Arbeitgeberverbänden und starken Gewerkschaften!