
Rund 250 Beschäftigte der Baubranche aus Schweinfurt und Würzburg versammelten sich am Mittwochmittag zum Warnstreik der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) am Schweinfurter Zeughausplatz. Die aktuelle Tarifauseinandersetzung läuft bereits seit Ende Februar. Nach drei ergebnislosen Verhandlungsrunden und einem gescheiterten Schlichtungsversuch, ruft die IG Bau zum ersten Mal seit 17 Jahren zum bundesweiten Streik im Bauhauptgewerbe auf.
Im Gegensatz zur Gewerkschaft hatten die Arbeitgeber den Schlichterspruch abgelehnt. Deshalb geht die IG BAU wieder mit ihrer ursprünglichen Forderung in den Streik: 500 Euro mehr im Monat für alle Lohngruppen. "Der Bau will mehr", tönte es aus der Menge der Streikenden, die im Demonstrationszug durch die Schweinfurter Innenstadt liefen. "Ohne euch geht nichts", sprach Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Marietta Eder den Demonstrierenden ihre Solidarität aus.

Eines wurde beim Warnstreik in Schweinfurt auch schnell klar: Es geht nicht nur um mehr Geld, es geht vor allem auch um mehr Wertschätzung. "Wir streiken nicht für schlechte Kompromisse. Wir streiken für Respekt und für 500 Euro mehr", rief IG Bau-Gewerkschaftssekretär Michael Langer. "Das seid ihr einfach wert." Und weiter: "Wir wollen einen anständigen Tarifvertrag und nicht irgendwelche Versprechungen von Almosen der Arbeitgeberverbände."
Zum Zusammenhalt rief DGB-Regionalgeschäftsführer Frank Firsching in seiner Gastrede während der Demonstration auf, als der Zug Halt vor der H&M-Filiale machte. Gewerbe übergreifend bräuchten die arbeitenden Menschen mehr Geld, erklärte Firsching angesichts der inflationsbedingten Kaufkraftverluste der letzten Jahre. "Überall sind die Preise unglaublich hoch, wenn wir nichts dagegen tun, wird der Lohn immer weniger." Es brauche daher Tarifverträge, die die Lohnverluste aufgrund der Inflation wieder auffangen.

Zur Solidarität untereinander rief IG Bau-Jugendvorstand Cirka Leng auf. "Gemeinsam kämpfen wir für einen besseren Lohn und bessere Arbeit." Der Zimmermann forderte: "Wir lassen uns nicht spalten. Wir lassen uns nicht von den Lügen der Chefs einfangen."
Die Warnstreiks sollen fortgeführt werden, bis die Arbeitgeber einlenken, erklärt Gewerkschaftssekretär Langer. "Wir sind immer bereit zu verhandeln, aber die Arbeitgeber müssen ein anständiges Angebot machen. Das haben sie noch nicht gemacht." Das Angebot müsse nun über den Schlichterspruch liegen, den die Arbeitgeber abgelehnt haben. Der Schlichterspruch sah eine Bezahlung von zunächst 250 Euro und 4,15 Prozent Zugabe über zwei Jahre vor. "Jetzt ist das zu wenig. Das hätten sie gekriegt, wenn sie den Schlichterspruch angenommen hätten."