Die Zahlen sind schlechter als die aktuelle Situation. Im ersten Halbjahr 2020 haben knapp 30 000 Gäste Schweinfurt besucht. Das sind 49 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2019. Die Anzahl der Übernachtungen sank gleichzeitig um 48 Prozent auf knapp 59 000. Werden jedoch die zehn Wochen von Mitte März bis Ende Mai herausgerechnet, in denen wegen der Corona-Pandemie nur anreisen durfte, wer musste, ergibt sich ein Rückgang bei den Gästen wie bei den Übernachtungen um ein allerdings immer noch stattliches Fünftel.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) wertet die Zahlen für Schweinfurt aus dem Statistischen Landesamt in einer Pressemeldung so: "Die Pandemie hat zu einer beispiellosen Krise im heimischen Gastgewerbe geführt. Erst mussten Hotels, Gastwirtschaften, Biergärten und Restaurants über viele Wochen ganz zusperren. Und nach dem Lockdown läuft der Betrieb unter Auflagen nur langsam wieder an", wird Ibo Ocak, Geschäftsführer der NGG-Region Unterfranken zitiert.
Dramatisch sei die Situation aber nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für Köche, Kellner und Hotelangestellte, die als Kurzarbeiter bei sowieso geringen Löhnen deutliche Einbußen verkraften müssten, heißt es weiter. Und: Nach dieser Durststrecke blickten viele Beschäftigte (laut Arbeitsagentur 1700 im Schweinfurter Hotel- und Gaststättengewerbe) mit Sorge auf die Herbst- und Wintersaison.
"Eklatanten" Fachkräftemangel bekämpfen
Die Gewerkschaft geht davon aus, dass nur durch die Kurzarbeit ein massiver Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindert und durch staatliche Hilfen eine Pleitewelle abgewendet worden seien. Auch an die Unternehmen appelliert die NGG: "Wer wegen Corona nicht arbeiten kann, sollte die Möglichkeit einer beruflichen Weiterbildung bekommen. Das ist ein Beitrag gegen den Fachkräftemangel, der eklatant ist." Auch biete die Krise die Chance, die Mitarbeiter für die Digitalisierung fit zu machen.
Pleiten wegen der Pandemie musste Christoph Schmitz, Geschäftsführer des Tourismus-Zweckverbands für Stadt und Landkreis Schweinfurt, noch nicht notieren, erfuhr die Redaktion auf Nachfrage. Hart sei für die Unternehmen und die Mitarbeiter der Lockdown gewesen. Das Frühjahrs- und Ostergeschäft seien weggebrochen, teilweise auch der zu Pfingsten erwartete Umsatz. Während der Einbruch bei den Gruppenreisen weiterhin tiefe Sputen hinterlasse, habe sich der Individualtourismus erholt.
Zuwächse beim Radtourismus
Insbesondere der Radtourismus sorge seit Juni für "sehr zahlreiche" Nachfragen und habe sogar "angezogen", weil Urlaub in Deutschland gefragt und Schweinfurt kein Risikogebiet seien. Verschmerzen müsse das heimische Hotel- und Gaststättengewerbe dagegen die Ausfälle bei den Tagungen und Seminaren. Welche Bedeutung der Geschäftsreisende für Schweinfurt hat, lässt sich bei den Gästezahlen ablesen. Über zwei Drittel (etwa 70 Prozent) gehören dieser Sparte an. Nur 30 Prozent sind Freizeit-Touristen.
Umgehört hat sich Schmitz bei den Museen in der Region. Diese seien mit dem Besuch zufrieden und die von der Tourist-Information angebotenen Gästeführungen seien sogar bestens gebucht.