Das Honky-Tonk-Festival, 1993 vom Schweinfurter Blues-Agency-Chef Ralf Hofmann und seinem Partner Dominik Brähler erfunden, feierte in diesem Jahr 25. Geburtstag. Leider nicht mit Dschingderrassabumm, sondern mit einem kräftigen Kater der Ernüchterung: Am 1. Juli öffnete Petrus pünktlich am Abend seine Schleusen, es schüttete wie aus Eimern, die Zuschauer blieben lieber daheim auf dem Sofa. Die, die da waren, hatten wie immer ihren Spaß, doch das Loch in der Kasse schmerzte.
Ralf Hofmann hatte schon im Vorfeld des diesjährigen Festivals, unabhängig davon, wie die Bilanz ausfallen würde, angekündigt, über die Konzeption grundsätzlich nachzudenken. Nun verschickte das Unternehmen eine Pressemitteilung und machte Nägel mit Köpfen: Das Festival wird in den Oktober verlegt, es findet fast ausschließlich drinnen statt und es wird auf zwei Tage in zwei Städten ausgedehnt – freitags Haßfurt, samstags Schweinfurt.
Open-Air-Festivals immer schwieriger
„Die Zeiten der großen Open-Air-Produktionen sind vorbei“, so Hofmann. Hauptgrund ist die mittlerweile auch durch den Klimawandel bedingte Unberechenbarkeit des Wetters. Drei der letzten vier Honky-Tonk-Festivals in Schweinfurt hatten Zuschauer-Einbußen wegen des Wetters: Zwei Mal wegen tropischer Hitze, nun wegen Regens und Kälte. „Für eine Veranstaltung, die darauf angewiesen ist, an einem Tag die gesamten Produktionskosten zu erwirtschaften, ist die Wetterabhängigkeit ein permanentes Vabanquespiel“, so Hofmann.
Ein zweiter Grund liegt in den wechselnden Terminen. Eigentlich waren die Schweinfurter an den festen Honky-Tonk-Termin am ersten Samstag im Juli gewohnt. Nur wegen der Fußball-WM alle vier Jahre musste man ausweichen. Doch auch die vergrößerte Fußball-EM sorgt für Verdruss bei der Terminplanung. „Von einem festen Honky-Tonk-Termin kann man nicht mehr sprechen“, findet Hofmann. Das sei nicht nur unter Marketinggesichtspunkten schwierig, sondern auch organisatorisch, da viele Abläufe bei zeitlichen Verschiebungen neu geplant werden müssen und somit deutlichen Mehraufwand darstellen.
Die Eventisierung der Fußballgroßereignisse würde auch eine Übersättigung beim Publikum erzeugen, was darin mündet, dass sie andere Veranstaltungen dann nicht mehr wahrnehmen.
Sicherheit wird immer teurer
Als weiteren Grund nennt Hofmann die gestiegenen Sicherheitsanforderungen beim Schutz für Open-Air-Veranstaltungen. Auch wenn die Zusammenarbeit mit Stadt und Polizei bei der Sicherheitsplanung „hervorragend“ sei, entstünden durch die gewachsenen Standards zunehmend Mehraufwendungen. „Wir haben uns daher entschlossen, das Festival ab dem kommenden Jahr auch in Schweinfurt nach dem klassischen Honky-Tonk-Konzept durchzuführen, das heißt als Indoor-Veranstaltungen mit höchstens punktuellen Open-Air-Bereichen“, so Hofmann.
Dadurch wird es auch wieder stärker als Musikfestival ausgerichtet. Eine der ersten für 2018 schon verpflichteten Bands ist zum Beispiel ein neues Projekt von Andreas Kümmert. Geplant ist ein Doppelfestival an zwei Tagen, das Freitag in Haßfurt und Samstag in Schweinfurt stattfindet. Das Eintrittsbändchen als Legitimation für die Konzerte (der Preis bleibt gleich) gilt für zwei Tage. Im Gespräch ist die Blues Agency mit der Bahn für ein Shuttle nach Haßfurt, in dem man eine Band spielen lassen will.
Der genaue Termin und das Feintuning des Konzepts werden in den nächsten Wochen mit den Partnern abgestimmt und dann veröffentlicht.