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Kreis Schweinfurt
Himmelsphänomen bewegt die Menschen: Eine Professorin erklärt die vielen Kondensstreifen am blauen Himmel
Die Wetterlage sorgt dafür, dass Kondensstreifen ungewöhnlich lange sichtbar bleiben. Was schön ausschaut, hat auch Auswirkungen auf das Klima auf der Erde.
Am frühen Abend des Rosenmontags gelang Hans-Jürgen Runge dieses beeindruckende Bild der vielen Kondensstreifen am Himmel über der Gertraudis-Kapelle am Kappelberg bei Gerolzhofen.
Foto: Hans-Jürgen Runge | Am frühen Abend des Rosenmontags gelang Hans-Jürgen Runge dieses beeindruckende Bild der vielen Kondensstreifen am Himmel über der Gertraudis-Kapelle am Kappelberg bei Gerolzhofen.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 13.03.2025 02:36 Uhr

Wer in den vergangenen Tagen seine Blicke nicht nur über das bunte Faschingstreiben schweifen ließ, der konnte am strahlend blauen Himmel ein weiteres Schauspiel entdecken. Besonders Anfang dieser Woche, am Rosenmontag, war der Himmel überzogen von außergewöhnlich zahlreichen Kondensstreifen. Mehrere Leser haben sie fotografiert und dieser Redaktion teils beeindruckende Aufnahme zukommen lassen.

Dass derzeit so ungewöhnlich viele weiße Striche am blauen Himmel zu sehen sind, liegt nicht etwa daran, dass dort mehr Flugzeuge als gewöhnlich verkehren. Vielmehr bleiben Kondensstreifen am Himmel nur länger sichtbar als normal und lösen sich nicht so schnell auf.

Eine entscheidende Rolle hierfür spielt die derzeit vorherrschende Wetterlage, wie Professorin Christiane Voigt im Gespräch mit dieser Redaktion schildert. Sie arbeitet am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Institut für Physik der Atmosphäre in Oberpfaffenhofen bei München. Die Erforschung von Kondensstreifen zählt zu den Fachgebieten, zu denen sie forscht.

Ungewöhnlich kalt und feucht zugleich

Die stabile Hochdrucklage, die uns seit Tagen überwiegend sonniges und trockenes Wetter beschert, sorgt dafür, dass in zehn bis zwölf Kilometern Höhe, wo Verkehrsflugzeuge unterwegs sind, minus 40 bis minus 45 Grad herrschen. Damit sei es dort etwas kälter als üblich, sagt Voigt. Als zweite Zutat, die für das Entstehen von Kondensstreifen wichtig ist, kommt Feuchtigkeit hinzu. Auch die ist in den hohen Luftschichten aktuell höher als sonst, sagt die DLR-Expertin.

Am Abendhimmel, wie hier über dem Schweinfurter Stadtteil Bergl, wirken die Kondensstreifen besonders kunstvoll.
Foto: Bettina Moreth | Am Abendhimmel, wie hier über dem Schweinfurter Stadtteil Bergl, wirken die Kondensstreifen besonders kunstvoll.

Kondensstreifen bilden sich dann, wenn die heißen Abgasstrahlen der Flugzeugtriebwerke auf die Atmosphäre treffen. Dann haften sich in der Luft befindliche Wassertröpfchen an die Rußpartikel im Abgasstrahl. Wegen des strengen Frosts bilden sich augenblicklich winzige Eiskristalle, die sich vergrößern, wenn weitere Wassertröpfchen daran kristallisieren. Die aktuelle Hochdrucklage sorgt laut Voigt dafür, dass Kondensstreifen sich sechs, sieben Stunden lang in großer Höhe halten können, ehe sie sich auflösen.

Gute und schlechte Seite von Kondensstreifen

Die tagsüber sichtbaren Kondensstreifen halten einen Teil der Sonnenstrahlen davon ab, auf die Erdoberfläche zu treffen. Dadurch wirken sie kühlend auf das Klima ein, bringt die Professorin einen weiteren Aspekt ins Spiel. Nachts verhalte es sich gerade umgekehrt. Da sorgten Kondensstreifen dafür, dass Wärme in der Erdatmosphäre bleibt.

Auch Günter Engert hat am Montagabend das Himmelsspektakel über dem Kappelberg bei Gerolzhofen mit der Kamera eingefangen.
Foto: Günter Engert | Auch Günter Engert hat am Montagabend das Himmelsspektakel über dem Kappelberg bei Gerolzhofen mit der Kamera eingefangen.

Insgesamt würden, mit Blick auf die Klimaerwärmung, die negativen Auswirkungen von Kondensstreifen die positiven Aspekte überwiegen, sagt die Wissenschaftlerin. Deshalb sei es eine Aufgabe ihrer Forschung, zu erkunden, wie sich Kondensstreifen minimieren lassen, etwa durch den Einsatz modifizierter Flugzeugtriebwerke und Kraftstoffe.

 
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