Es war ein Sonntag im September 1994, als Rudolph Karg einen Anruf seines Onkels aus Aidhausen bekam. Dieser war in Medjugorie, Bosnien-Herzegowina, auf Pilgerreise und erklärte seinem Neffen am Telefon: "Du bist Bauunternehmer und Architekt, du musst hier helfen, die Zerstörung durch den Krieg ist groß". So nahm der Verein "Werke statt Worte" e. V., vormals "Fenster für Mostar" seinen Anfang. In diesem Herbst feiert er sein 25-jähriges Bestehen.
Rudolph Karg wohnt seit seiner Heirat 1990 in Löffelsterz und besuchte den Marienwallfahrtsort Medjugorie jährlich von 1986 bis zum Ausbruch des Jugoslawien-Krieges 1991. Dass er in Bosnien-Herzegowina Vertrauensleute kannte kam ihm zugute, als er noch im Herbst 1994 mit Freunden aus Löffelsterz aufgrund des erwähnten Anrufs eine Fahrt in das vom Krieg verwüstete Land unternahm. "Alle Verkehrsschilder waren verdreht oder überschrieben und es war schwer, eine Tankstelle zu finden", erinnert sich Rudolph Karg.
"Während der Fahrt durch das Kriegsgebiet waren wir erschüttert von der Zerstörung. Aus den Häusern starrten uns die leeren Fenster wie schwarze Löcher an und die Hausdächer bestanden oft nur aus einer Folie". Diese Eindrücke veranlassten die Männer nach ihrer Rückkehr in Löffelsterz, die Gruppe "Fenster für Mostar" zu gründen. Sie sammelten gebrauchte Fenster, Türen, Öfen, Möbel, Baumaterial, aber auch Lebensmittel, Hygieneartikel und Kleidung.
Wichtige Kontaktpersonen in Südosteuropa für die noch im gleichen Jahr folgenden Hilfslieferungen waren Ivan Ivankovic und Stipe Galic. Beide sprachen Deutsch, da sie früher in Deutschland als Gastarbeiter lebten. Rudolph Karg hatte sie bei seinen Pilgerreisen nach Medjugorie kennen gelernt. In den Anfangsjahren wurde mit der materiellen und finanziellen Hilfe das Franziskanerkloster in Mostar und ein Kinderdorf für Waisen aufgebaut. Für viele Jahre gingen ab 1999 Hilfslieferungen in den Kosovo.
Eine Herausforderung für Rudolph Karg war oftmals die Suche nach Lagermöglichkeiten für die Hilfsgüter bis zu ihrem Abtransport. Zunächst nutzte er seine Garage und die Scheunen seines Schwiegervaters Gregor Hartling und von Gerold Schmitt. Jetzt sind die ehemaligen Gewächshäuser der Orchideenzucht in Löffelsterz angemietet, und mit dem Anwachsen der Mitglieder und Förderer über Löffelsterz hinaus, kamen Lagerräume in Sennfeld, Weichtungen, Burglauer, Rosenheim und Berching hinzu.
Da der Umfang für die Hilfslieferungen zunahm, war es notwendig, einen eigenen Verein zu gründen. Denn inzwischen wurden mehr als 434 Lastwagen mit Hilfsgütern beladen. Als Vereinsname wurde entsprechend dem Bibelwort "Was hilft's wenn jemand sagt, er habe Glaube und hat doch keine Werke"(Jakobus 2, 14) "Werke statt Worte" gewählt. Der Verein zählt 195 Mitglieder und Rudolph Karg versichert, dass jede Spende ankommt.
Karg hat inzwischen eine Helferschar von rund 60 Personen, die beim Verladen und beim Verpacken helfen. Die Hilfsgüter gehen inzwischen überwiegend nach Kroatien. Seit 1997 werden Projekte von Pater Rolf Schönenberger unterstützt. Dazu gehört auch die Aktion "Mutter und Kind in Not". Dafür hat Waltraud Brüggemann bei Rosenheim ein Zentrum der Hilfslieferungen aufgebaut. Dringend benötigt wird Babywäsche in den Größen 56 bis 104. In sogenannte "Erstlingspakete" wird nicht nur diese Babykleidung gegeben. Hinzu kommen auch Schnuller, Babyflaschen, Windeln und Hygieneartikel für Mutter und Kind, die vom Verein gekauft werden.
Spendengelder werden vor Ort in Südosteuropa für Schulspeisung oder für das Bezahlen von Heiz- und Stromkosten gegeben. Gelegentlich werden auch notwendige Medikamente bezahlt. Seit vielen Jahren werden vor Weihnachten Lastwagen mit Weihnachtspaketen nach Vukovar geschickt.
Sonntag, 8. September, 10 Uhr offizielle Eröffnung der Fotoausstellung "25 Jahre Werke statt Worte e.V". 14 Uhr Lobpreiskonzert in der Kirche.
Samstag, 19. Oktober, 16 Uhr Festkommers "25 Jahre humanitäre Hilfe" mit Ehrungen und Rückblick mit Bild- und Videovortrag.
Spendenkonto: Werke statt Worte e.V. Flessabank Schweinfurt, IBAN: DE27 7933 0111 0001 4403 60