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GEROLZHOFEN
Hiestand: Kein Anlass für ernsthafte Beanstandungen
Hygiene: Bis heute habe es bei Hiestand in Gerolzhofen keinen Anlass für ernsthafte Beanstandungen bei den Betriebskontrollen gegeben.
Hohe Hygiene- und Lebensmittelstandards sind bei Hiestand im Werk Gerolzhofen das A und O, wie hier bei der Herstellung von Cookies für die Sandwichkette Subway und andere Kunden.
Foto: HIESTAND/ARYZTA | Hohe Hygiene- und Lebensmittelstandards sind bei Hiestand im Werk Gerolzhofen das A und O, wie hier bei der Herstellung von Cookies für die Sandwichkette Subway und andere Kunden.
Norbert Vollmann
Norbert Vollmann
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:52 Uhr

Verbrauchersicherheit ist in der Lebensmittelbranche das Maß aller Dinge. Ein Skandal kann für einen Betrieb fatale Folgen haben. Man kann aber auch ohne eigenes Zutun in Verruf geraten, wenn man nicht aufpasst. So hatte die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch jüngst „Ekel-Zustände“ in süddeutschen Großbäckereien öffentlich gemacht. Dabei war das Hiestand-Werk in Gerolzhofen als einer der weltweit größten Hersteller von Tiefkühlbackwaren unterschwellig mit in den Topf schwarzer Schafe in der Branche geworfen worden.

Nach Hiestand selbst (wir berichteten) sieht sich jetzt auch das Landratsamt Schweinfurt, bei dem das für die Kontrollen in Stadt und Landkreis zuständige Veterinäramt angesiedelt ist, auf Anfrage dieser Redaktion veranlasst, bestimmte Aussagen von Foodwatch zur Ehrenrettung Hiestands zurechtzurücken.

Auf hohem Hygieneniveau

Etliche Behauptungen seien von Foodwatch aus dem Zusammenhang gerissen worden und auch unzutreffend gewesen, bemängelt Pressesprecherin Uta Baumann. Dem Landratsamt sei es ein Anliegen, deutlich zu machen, dass es sich bei der Firma Hiestand um einen Betrieb handelt, der auf sehr hohem Hygieneniveau geführt werde und bisher überhaupt keinen Anlass zu ernsthaften Beanstandungen gegeben habe.

Eine konkrete Gefährdung des Verbrauchers zum Beispiel durch gesundheitsschädliche oder erheblich nachteilig beeinträchtigte Lebensmittel sei zu keinem Zeitpunkt angezeigt gewesen, wie Uta Baumann weiter unterstreicht.

Falsche Behauptung

Die Aussage im Foodwatch-Report „Bayerisches Brot“, wonach die Behörden für das Jahr 2016 keine Kontrollergebnisse für Hiestand hätten übermitteln können, da das zum Aryzta-Konzern gehörende Unternehmen einstweiligen Rechtsschutz erhoben habe, sei völlig falsch.

Uta Baumann: „Bei uns wurden von Foodwatch lediglich die Kontrollberichte für die Jahre 2013, 2014 und 2015 angefordert, die ausnahmslos im Original übermittelt wurden. Für 2016 und 2017 liegt bei uns keine Anfrage nach dem Verbraucherinformationsgesetz vor.“

Nie gravierende Mängel

Allerdings würden diese Berichte auch keinerlei erhebliche, sprich schwerwiegende Beanstandungen beinhalten, so die Pressesprecherin.

Bei den von Foodwatch erwähnten Betriebskontrollen in den Jahren 2014 und 2015 seien ausnahmslos gering- bis mittelgradige Mängel festgestellt geworden, wobei sich deren Zahl zusätzlich durch die Größe des Betriebes relativiere.

In keinem Fall seien die Kriterien für erhebliche oder gravierende Mängel erfüllt worden. Somit habe auch kein Anlass für eine Information der Bevölkerung bestanden.

Unter die Kategorie „geringgradig“ fallen laut Landratsamt Mängel, die keinen unmittelbaren Einfluss auf die Lebensmittelsicherheit haben und kurzfristig behebbar seien.

Auch „mittelgradige Mängel“ hätten keinen unmittelbaren Einfluss auf die Lebensmittelsicherheit, seien aber von Anzahl und Ausprägung her nicht mehr als geringgradig einzustufen oder ihre Behebung benötigt einen längeren Zeitraum.

„Hochgradige Mängel“ seien so schwerwiegend, dass sie direkten Einfluss auf die Lebensmittelsicherheit haben können oder die Lebensmittel aus anderem Grund zum Verzehr ungeeignet werden und sie deshalb sofortige Maßnahmen zur Risikominimierung erforderlich machen. Die gelte auch für Fälle, in denen der Verdacht auf bewusste Manipulation besteht. Entsprechend dieser Einteilung seien die im Rahmen der Kontrolle vom 31. August 2015 festgestellten Mängel lediglich als mittelgradig eingestuft. Die Kriterien für „hochgradige Mängel“ seien bislang bei keiner im Betrieb Hiestand durchgeführten Kontrolle gegeben gewesen.

Stets unangemeldete Kontrollen

Im Jahr 2016 wurden nach Angaben des Landratsamtes bei Hiestand in Gerolzhofen zwei Betriebskontrollen durchgeführt, ebenso im Jahr 2017 bis zum Stichtag 20. Juni. Die Kontrolleure des Veterinäramtes seien, wie auch schon in den Vorjahren, stets unangemeldet erschienen. Dabei seien ebenfalls ausschließlich gering- bis mittelgradige Mängel festgestellt worden.

Selbst wenn, wie von Foodwatch veröffentlicht, „die Betriebsstätten nicht sauber beziehungsweise nicht instandgehalten waren“, wie die vorgegebene Bezeichnung bei der Erfassung von Hygiene- oder Instandhaltungsmängeln vollständig laute, sei damit keine unhygienische Situation im Gesamtbetrieb ausgedrückt worden, stellt das Landratsamt klar.

Konkret hätten sich die Beanstandungen ausschließlich auf die Vereisung der Decke eines Tiefkühlraums aufgrund eines unsachgemäß eingestellten Verdampfers sowie auf Wasseransammlungen auf dem Fußboden vor zwei Betriebsräumen bezogen. Auch in diesen beiden Fällen sei zu keinem Zeitpunkt eine nachteilige Beeinträchtigung von Lebensmitteln im Raum gestanden.

Korrektheit und Fairness

Das Staatliche Veterinäramt in Schweinfurt hält in einem Schreiben an Foodwatch nicht mit einer gewissen Verstimmung über die Darstellung durch die Verbraucherschutzorganisation hinter dem Berg.

Dort heißt es: „Zu der von Ihnen beanspruchten umfassenden Information der Verbraucher über die Situation unserer Lebensmittelbetriebe gehört unseres Erachtens auch ein gebotenes Maß an Korrektheit und Fairness.“

Am laufenden Band werden im Hiestand-Werk Gerolzhofen Tiefkühlbackwaren der unterschiedlichsten Art für namhafte Kunden produziert. Dabei gelten bei Sauberkeit, Hygiene und Lebensmittelsicherheit die höchsten Standards. Das Staatliche Veterinäramt in Schweinfurt sah sich jetzt veranlasst, Berichte der Verbraucherorganisation Foodwatch über bei Kontrollen festgestellte Mängel in dem Betrieb zu relativieren.
Foto: Norbert Vollmann | Am laufenden Band werden im Hiestand-Werk Gerolzhofen Tiefkühlbackwaren der unterschiedlichsten Art für namhafte Kunden produziert. Dabei gelten bei Sauberkeit, Hygiene und Lebensmittelsicherheit die höchsten Standards.
 
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