Bei seinem Besuch in Jordanien machte es Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) am Mittwoch deutlich: Statt Erdgas soll künftig verstärkt grüner Strom nach Deutschland und Europa importiert werden. Die sonnenreichen Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas sind dafür wichtige Partner. Mehrere Staaten unterzeichneten bei der deutsch-jordanischen Energiekonferenz in Swaimah eine gemeinsame Erklärung.
Studiengang Wasserstofftechnik künftig in Schweinfurt und Amman
Habeck setzt dabei auch auf – nachhaltig mit Sonne produzierten – Wasserstoff, der nach Europa geliefert werden könnte. Und so zeigte er sich erfreut über eine neue Wasserstoff-Kooperation zwischen der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) und der Deutsch-Jordanischen Universität (GJU): Unter den Augen des Vizekanzlers unterzeichneten in Amman die Präsidenten der beiden Hochschulen, Prof. Robert Grebner und Prof. Dr. Alaaldeen Al-Halhouli, ein Abkommen, mit dem die FHWS den deutschlandweit bis dato einmaligen Bachelor-Studiengang Wasserstofftechnik künftig nicht nur in Schweinfurt, sondern auch in Amman anbietet.
Dabei sollen Studierende aus Jordanien und dem arabischen Raum vier Semester vor Ort an der GJU in Amman und drei Semester an der FHWS in Schweinfurt studieren. Auf die deutsche Sprache werden sie an der GJU vorbereitet. Für den gemeinsam betriebenen Studiengang wollen die zwei Hochschulen auch drei identische Wasserstofflabore in Schweinfurt und Amman einrichten, damit die angehenden Ingenieure den praktischen Umgang mit Wasserstoffanlagen einüben können.
Vizekanzler Habeck begrüßt das Engagement der beiden Hochschulen und dankte deren Präsidenten für die enge Zusammenarbeit und Unterstützung bei der Gewinnung von Fachkräften. Nach dem Unterzeichnen des Abkommens nahm sich der Minister noch Zeit, um mit Studierenden der jordanischen Hochschule zu sprechen und sich über deren Situation während und nach dem Studium zu informieren.
Aus Sicht der Studierenden in Amman ist die GJU eine hervorragende Möglichkeit, sich auf das Arbeiten in Deutschland vorzubereiten – auch wenn es aktuell noch allzu kompliziert sei, mit einem ausländischen Hochschulabschluss in Deutschland eine Arbeit antreten zu können.
„Die FHWS will mit dem Programm einen Beitrag zur Energiewende leisten. Sonnenreiche Länder benötigen Ingenieure, die sich mit dem Umgang mit Wasserstoff auskennen", sagt FHWS-Präsident Grebner. Deutschland wiederum brauche kompetente Ansprechpartner in diesen Ländern sowie einen Zuzug von Ingenieuren. Deshalb werde der Studiengang auch auf Deutsch durchgeführt.
Jordanien sieht die grüne Energieproduktion als Chance für das Land. "Deshalb freuen wir uns, mit der FHWS einen kompetenten Partner gefunden zu haben, der die Ausbildung von Ingenieuren mit uns angeht. In jedem Fall ist Wasserstofftechnik eine wichtige Kompetenz für beide Länder“, wird Hochschulpräsident Al-Halhouli in einer Mitteilung zitiert. Er sieht gleich mehrere Anliegen der Länder aufgegriffen. Arbeitsplätze im Energiesektor könnten zur Stabilisierung der Lage im Nahen Osten beitragen, die Länder würden vom Energieexport profitieren und Deutschland könnte grüne Energie beziehen.
Studierende der jordanischen Hochschule für ein Jahr nach Deutschland
Die GJU ist eine von Deutschland geförderte jordanische Hochschule, in der alle Bachelor-Studierenden die deutsche Sprache lernen und sich zum halbjährigen Praktikum sowie einem Studiensemester ein Jahr in Deutschland aufhalten müssen. Mit über 4600 Studierenden und über 15 grundständigen Studienprogrammen gehört die Hochschule zu den drei bestgerankten Hochschulen in Jordanien.
Die Kooperation mit der FHWS hat schon vor vielen Jahren begonnen. Schließlich ist der aus Schweinfurt stammende ehemalige Vizepräsident der FHWS Prof. Ralf Roßkopf vor fast drei Jahren als "Vize" an die jordanische Hochschule gewechselt. Mit ihm wurden gemeinsame Studienprogramme vorangebracht. „Neben Wasserstofftechnik wollen wir auch in den für beide Regionen sehr wichtigen Bereichen Robotik und Soziale Arbeit gemeinsame Programme aufsetzen“, so Roßkopf laut Mitteilung der Hochschule.