Der nächste Schritt zum Bau des Norma-Logistikzentrums an der Alitzheimer Straße in Gerolzhofen ist vollzogen. Der Stadtrat hat die zahlreichen Einwendungen und Anregungen, die während der öffentlichen Auslegung des Bebauungsplanentwurfs eingegangen waren, in seiner jüngsten Sitzung besprochen, bewertet, abgewogen und dann teilweise in den Planentwurf eingefügt. Der überarbeitete Plan wird nun in der zweiten Beteiligungsphase erneut für vier Wochen öffentlich ausgelegt, ehe dann im Stadtrat möglicherweise eine weitere Überarbeitung und schließlich der Satzungsbeschluss anstehen.
Die Firma Norma will bekanntlich in Gerolzhofen westlich der Alitzheimer Straße ein Logistikzentrum mit Verwaltung bauen, von dem aus künftig etwa 150 Norma-Filialen gesteuert und mit Waren versorgt werden sollen. An dem neuen 11,8 Hektar umfassenden Betriebssitz werden um die 200 Arbeitsplätze entstehen. Norma sucht bereits neue Mitarbeiter.
Der Finanz- und Hauptausschuss des Stadtrats hatte Anfang Mai die Aufstellung eines Bebauungsplans "Verteilerzentrum Norma" mit integriertem Grünordnungsplan beschlossen. Erstellt hat den Planentwurf das Planungsbüro Bautechnik Kirchner aus Ebenhausen, Gemeinde Oerlenbach (Lkr. Bad Kissingen). Die Unterlagen waren in der Zeit vom 17. Mai bis 18. Juni während der ersten Auslegung in der Verwaltungsgemeinschaft öffentlich einsehbar.
Zusätzlich wurden insgesamt 30 Behörden, Nachbargemeinden und sonstige Träger öffentlicher Belange schriftlich über die Pläne informiert und um eine Stellungnahme gebeten. Der Bund Naturschutz (BN) gehörte allerdings nicht zu diesen Organisationen, erfuhr Thomas Vizl (Geo-net) auf Nachfrage. Der BN habe in der Tat nicht auf der Liste gestanden, die man von der Stadtverwaltung erhalten habe, sagte Planer Matthias Kirchner. Bei der zweiten Auslegung werde man dies aber nachholen.
22 Stellungnahmen behandelt
Vier Privatpersonen und 18 Behörden beziehungsweise Kommunen haben sich während der ersten Auslegung gemeldet und Einwände, Bedenken sowie Hinweise vorgetragen. Zwölf Adressaten gaben überhaupt keine Stellungnahme ab beziehungsweise teilten formlos ihr Einverständnis mit. Bei den Privatpersonen, die sich gemeldet haben, handelt es sich um Nachbarn aus den umliegenden Aussiedlerhöfen, die in erster Linie Befürchtungen wegen einer Lärmbelastung durch den laufenden Betrieb des Verteilerzentrums und durch den dazu gehörenden Lkw- und Pkw-Verkehr haben. Alle 22 eingegangenen Stellungnahmen wurden in der Stadtratssitzung eineinhalb Stunden lang vorgestellt und behandelt.
In den Entwurf des Bebauungsplans sind auch zwei Gutachten eingeflossen: ein Verkehrsgutachten und ein Schallschutzgutachten. Im Verkehrsgutachten, erstellt von Ingenieuren der Bernard Gruppe ZT GmbH aus Aalen, wurde untersucht, ob die Straßen und Verkehrsknoten rund um das Verteilerzentrum in der Lage sind, den zusätzlich generierten Verkehr aufzunehmen. Berechnet wird, dass die rund 210 Mitarbeiter im Norma-Zentrum etwa 420 Pkw-Fahrten pro Tag erzeugen werden. Hinzu kommen knapp 360 Lkw-Fahrten in 24 Stunden.
Straßen ausreichend dimensioniert
Somit ergibt sich ein zukünftiges zusätzliches Verkehrsaufkommen von knapp 780 Kfz-Bewegungen binnen 24 Stunden. Auch mit diesen zusätzlichen Verkehren, so die Gutachter, könne an allen untersuchten Verkehrsknotenpunkten eine gute Leistungsfähigkeit nachgewiesen werden. "Beeinträchtigungen im bestehenden Straßennetz werden nicht erwartet", heißt es im Gutachten. Mit anderen Worten: Ein Ausbau der Alitzheimer Straße beziehungsweise ein Umbau der Kreuzung an der Nördlichen Allee sind nicht erforderlich.
Irritationen gab es im Stadtrat, weil in diesem Verkehrsgutachten im Vergleich zur ersten Fassung die Zahl der Lkw-Fahrten während den Nachtstunden zwischen 22 und 6 Uhr jetzt deutlich zugenommen hat. So steigt die Zahl der nächtlichen Fahrten, die über die B 286-Abfahrt Alitzheim kommen, im neuen Gutachten von fünf auf nun 58 und hat sich, wie Thomas Vizl feststellte, somit verzehnfacht. Auch die Zahl der nächtlichen Fahrten durch das Stadtgebiet von Gerolzhofen hat sich erhöht. "Diese Belastung der Stadt wollen wir nicht", gab deswegen auch Günter Iff (Freie Wähler) zu Protokoll.
Fehlerhaftes Verkehrsgutachten
Architekt Martin Giedl klärte die Angelegenheit auf: In der ersten Fassung des Verkehrsgutachtens sei die Verteilung zwischen Nacht- und Tagverkehr fehlerhaft gewichtet worden. Dies sei nun korrigiert worden. Es ändere aber nichts am Ergebnis, dass die Leistungsfähigkeit der vorhandenen Verkehrsknoten gegeben ist, weil die Verkehrszahlen sich nur zeitlich verschoben haben. Im Lärmschutzgutachten allerdings seien die Nachtfahrten von Anfang an in der richtigen Anzahl berücksichtigt worden, betonte Giedl mit Blick auf die Befürchtungen von Günter Iff.
Dieses zweite Gutachten, die schallimmissionsschutztechnische Untersuchung und die Beurteilung der Verkehrsgeräusche, hat das Ingenieurbüro Wolfgang Sorge aus Nürnberg erstellt. In dem Gutachten werden sowohl die Geräusche erfasst, die durch den laufenden Betrieb im und am Verteilerzentrum entstehen, als auch der Lärm, der durch an- und abfahrende Lkw oder durch laufende LKW-Kühlaggregate zu hören ist.
Aussiedlerhöfe sind Dorf- und Mischgebiet
Die Gutachter kamen zum Ergebnis, dass bei den angrenzenden Aussiedlerhöfen nicht die Grenzwerte für ein allgemeines Wohngebiet zu Grunde gelegt werden müssen, sondern die Werte für ein Dorf- und Mischgebiet. Alle Grenzwerte, die im Dorf- und Mischgebiet maximal zulässig sind, werden laut Gutachten unterschritten, mit Ausnahme am Marienhof, wo der Grenzwert für die Nachtstunden überschritten werde. "Insgesamt ist jedoch festzustellen, dass durch den Verkehrszuwachs in der weiteren Umgebung des Bauvorhabens keine wesentliche Schallpegel-Erhöhung zu erwarten ist", schreiben die Gutachter. Die Untere Immissionsschutzbehörde am Landratsamt Schweinfurt hat den Inhalt des Lärmschutz-Gutachtens bestätigt. Die Einwende der Nachbarn waren deshalb abzulehnen.
Auch Alitzheim wurde untersucht
Während der Zeit der Auslegung des ersten Bebauungsplanentwurfs hatte sich auch die Gemeinde Sulzheim gemeldet. Es ging um eine steigende Lärm-Belastung von Alitzheimer Bürgerinnen und Bürgern durch die Zunahme des Lkw-Verkehrs an der dortigen B 286-Auf- und Zufahrt. In dem Lärmschutzgutachten wurden auch Immissionsorte am Rand der Ortsbebauung von Alitzheim berücksichtigt. Das Gutachten weist nach, dass die Lärmerhöhung durch das Verteilerzentrum auch in der Nacht verträglich ist. Es handelt sich um eine Erhöhung zwischen 0,7 und 1,4 Dezibel. Maximal möglich wäre laut Bundesimmissionsschutzgesetz ein Wert von 2,1 Dezibel, sagte Planer Matthias Kirchner.
Der Stadtrat stimmte dem neuen, überarbeiteten Entwurf des Norma-Bebauungsplans mehrheitlich mit 13:6 Stimmen zu. Dagegen waren die vier Mitglieder der Geo-net-Fraktion (Vizl, Döpfner, Krammer-Kneißl und Herbig) sowie Norbert Finster (SPD) und Burkhard Wächter (CSU).