Leerstehende Läden sind ein Problem vieler Städte. In Schweinfurt sind es im Moment ernüchternde 78 Geschäfte, die einen neuen Nutzer suchen. Bei der aktuellen Sitzung des Arbeitskreises (AK) Innenstadt, der sich auch mit dem Gutachten der Beratungsgesellschaft Cima beschäftigte, wurde diese Zahl bekannt. Neun Prozent der Läden in der erweiterten Kernstadt stehen somit leer. Viele Städte gleicher Größe liegen bei elf Prozent. „Schweinfurt erleben“-Vorsitzender Werner Christoffel erwähnt das, auch wenn wir nichts davon haben“.
Handlungsprogramm mit viel versprechenden Punkten
Beim Gespräch mit der Redaktion ist City-Managerin Svenja Melchert dabei. Sie will wie Christoffel lieber Optimismus verbreiten. Dem AK Innenstadt, dem Einzelhändler, Immobilienbesitzer, Vertreter von Handelsverbänden, der Stadt und Werbegemeinschaften angehören, hat Melchert ihr „Handlungsprogramm“ präsentiert. Acht Punkte umfasst es. Punkt 5, Imagekampagne, ist bereits mit den „Chill in the City-Liegestühlen“ angelaufen. Auch bei Punkt sechs, Verbesserung der Aufenthaltsqualität, ist mit den mobilen Möbeln auf dem Schillerplatz ein erster Schritt getan.
Das ehrgeizigste Projekt heißt Gründerkaufhaus. Nach dem Vorbild des Gründer- und Technologiezentrums (GRIBS) am Hainig, wo Existenzgründer beraten werden, sich unter Nutzung der Infrastruktur aber auch Räume anmieten können, sollen (junge) Einzelhändler in einem Gründerkaufhaus das Laufen lernen.
Standpunkt: Eine Idee mit Substanz
Träger soll die Stadt sein. Als Standort hat man länger und weitgehend leer stehende Gebäude Rückertstraße 8 im Auge. Derzeit wird geprüft, ob es geeignet ist. Fünf bis sechs potenzielle Einzelhandelsgründer sollen unterkommen. Interessenten melden sich bei Melchert.
Viele Leerstände sind schon bald wieder erledigt
Die City-Managerin hat mit vielen Eigentümern gesprochen, arbeitet an einem Flächen- und Leerstandsmanagement, ist wie Christoffel froh, dass einige Leerstände keine mehr sind, weitere neue Nutzer am Start sind. In der Rückertstraße ist ein Immobilienhändler neu, ein asiatisches Restaurant wird einen Leerstand beenden. Im Bereich Brückenstraße/Zürch ist im Ebracher Hof (Estanzia) und davor (Tapas-Restaurant) Leben zurückgekehrt. Im Ex-Bernsteinhaus steht ein Nachnutzer fest. Das Bernstein selbst hat einen Leerstand in der Spitalstraße beendet, wo diese Woche das Café Mozart und bald das neue Viva Barista im Ex-Hussel-Haus eröffnet.
Erste Erfolge gibt es bei der Präsentation des Leerstands. In der Langen Zehntstraße etwa ist ein leerer Laden jetzt möbliert, ein Hinweis mit allen Daten wie Größe, Mieterwartung und Kontaktdaten hängt im Fenster. „Leerstand kann man auch anders verkaufen“, sagt Christoffel, „die Wiedervermietung geht bei besserer Gestaltung schneller“, so Melchert.
Digitaler Stadtplan mit Tipps zum Einkaufen geplant
Wenn der Online-Handel auch viel Kaufkraft abzieht, in Schweinfurt macht das schon 20 Prozent vom Umsatz aus, müssen sich die Händler dennoch Online aufstellen. Einige machen das schon, Schulungen sollen aber angeboten werden. Geplant ist eine Service-Offensive. Man will die Passagiere der Touristenschiffe und die Main-Radfahrer in die City locken. Verbessert werden soll die Beschilderung zum Einzelhandel. Ein digitaler Stadtplan mit Einkaufstipps an den Tiefgaragen und Stadteingängen ist geplant. Schweinfurt hat viel Potenzial, sagen beide. Bei der Zentralitätskennziffer liegt die Stadt hinter Passau auf Rang 2. Die Ziffer gibt Auskunft über die Attraktivität und Sogwirkung.