
Was haben Franz Josef Strauß und Harald Bauer gemeinsam? "Hätten wir die Verabschiedung von Strauß hier in Schweinfurt organisieren müssen, wären die Feierlichkeiten nicht opulenter ausgefallen", eröffnet Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) seine Rede an der Verabschiedungsfeier des langjährigen Schulleiters der Friedrich-Fischer-Schule Schweinfurt (FOS/BOS), Harald Bauer, in der Rathausdiele.
Während Bauer im Kollegium und bei seiner Schülerschaft ein spürbar hohes Maß an Beliebtheit genoss, dürfte der Schulleiter dem OB jedoch in erster Linie als unnachgiebiger Zeitgeist in Erinnerung bleiben. In seinen zwölf Jahren als Schulleiter setzte sich Bauer hartnäckig für die Belange seiner Schule bei Stadt und Landkreis ein. Mit über 1000 Schülerinnen und Schülern ist die Fachober- und die Berufsoberschule eine der größten Schulen in der Stadt. Ihr Einzugsgebiet reicht von den Haßbergen bis in die Rhön.
Als Bauer sich im Herbst 2011 für die Stelle des Schulleiters in Schweinfurt beworben habe, sei ihm der Wechsel nach 20 Jahren an der FOS in Coburg nicht leicht gefallen, sagt Bauer. Dennoch: "Ich habe diesen Schritt zu keiner Zeit bereut."
Karriere von Harald Bauer ist geprägt von den Krisen der Zeit
Eine Schonfrist gab es für den frischen Schulleiter allerdings nicht. Bereits in seinem ersten Amtsjahr als Leiter der FOS/BOS musste Bauer einem öffentlichen Stresstest standhalten. 27 Schülerinnen und Schüler der privaten Fachoberschule Schweinfurt (EPFOS) hatten sich als externe Teilnehmer zur Prüfung an der Friedrich-Fischer-Schule angemeldet, um dort ihr Fachabitur zu absolvieren. Aufgrund der mangelnden Vorbereitung seitens der Privatschule habe keiner der Schülerinnen und Schüler aus dem Jahrgang bei der schriftlichen Prüfung eine besser Note als fünf erzielt, erinnert sich Bauer.
Der Fall machte als Schweinfurter Abitur-Debakel bundesweit Schlagzeilen. Der Medienrummel damals sei groß gewesen, sagt Bauer. Als Schulleiter der FOS/BOS mussten er und seine Schule hinterher einige der 27 gescheiterten Schüler aus der Privatschule aufnehmen, bei sich integrieren und der Öffentlichkeit gegenüber Rede und Antwort bezüglich der Zukunft der Schülerinnen und Schüler stehen. Kurz nach dem Skandal meldete die EPFOS ihre Insolvenz an.
Doch auch die nachfolgenden Jahre seien weit von der erwarteten Normalität eines Schulleiters entfernt gewesen, sagt Bauer. "Zunächst mussten wir mit dem höchsten Schülerstand der FOS/BOS Schweinfurt mit zirka 1250 Schülerinnen und Schülern zurechtkommen." Der damit steigende Personalbedarf und die prekäre Raumsituation waren mit dem ständigen Ringen um erträgliche Zwischenlösungen verbunden.
Vor allem der sanierungsbedürftige "Ofra"-Anbau, in dem viele Jahre lang 15 Klassen unterrichtet wurden, entwickelte sich zur persönlichen Nemesis des Schulleiters. "Das tut mir jetzt schon ein bisschen weh, dass ich das nicht weiter verfolgen konnte", gesteht Bauer. Er bedaure, dass er seiner Schule in diesem Bereich nur bedingt habe weiterhelfen können. Er hoffe dennoch, dass der vom Zweckverband zugesagt Neubau spätestens bis zum Schuljahresbeginn 2028/29 fertig werde.
Prekäre Raumsituation, Personalmangel und Pandemie
Im März 2015 folgte die nächste Überraschung: Zum Ende des Schuljahres kündigte die Gemeinde Dittelbrunn den Mietvertrag für zehn Klassenzimmer an der Mittelschule am Sonnenteller. Dass die Schülerinnen und Schüler daraufhin ausgerechnet in dem ehemaligen Gebäude der früheren Wirtschaftsschule Müller am Schelmsrasen eine Alternative fanden, empfindet Bauer heute als "makaber."
Als in der darauffolgenden Migrationswelle zahlreiche Menschen vor Krieg und Vertreibung nach Deutschland flohen, habe auch die FOS/BOS auf die Situation reagieren müssen. Die damals gegründete Integrationsklasse existiere noch heute. Dort können junge Geflüchtete einen mittleren Schulabschluss erwerben. "Mittlerweile werden an der Friedrich-Fischer-Schule Schülerinnen und Schüler aus über 36 Nationen unterrichtet", so Bauer.
Als die Schulleitung im März 2020 die Ankündigung eines bundesweiten Corona-Lockdowns erhielt, blieb die Schule dank ihrer bereits erfolgten Digitalisierung handlungsfähig. Schon in der Folgewoche habe Distanzunterricht nach Stundenplan stattgefunden, zeigt sich Bauer stolz.

Landrat betont Relevanz der Schule für die Region
"Ich bin ausgesprochen dankbar, dass wir einen so tatkräftigen Schulleiter gehabt haben", sagt Landrat Florian Töpper (SPD) und Vorsitzender des Zweckverbands der Fachoberschule. "Diese Schule ist wahnsinnig wichtig für den Wirtschaftsstandort Schweinfurt." Bauers Agieren dafür sei ausgesprochen leidenschaftlich, aber auch immer sachbezogen gewesen.
"Dass ihre Beharrlichkeit manchmal anstrengend war, ist schon angeklungen", bekennt auch Oberbürgermeister Remelé. Nichtsdestotrotz werde er Bauer vermissen.