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Schweinfurt
Große Cannabisplantage in einer Scheune: Welche Rolle spielte der Ex-Fußball-Profi im Drogengeschäft?
Verfahren rund um den Betrieb einer Cannabisplantage wird neu verhandelt. War der vor Ort festgenommene 38-jährige "Plantagen-Aufseher" Teil der Bande?
Der Betrieb einer Cannabis-Plantage in der Scheune eines alten Bauernhofes im Landkreis Rhön-Grabfeld wird vor der 4. Großen Strafkammer neu verhandelt. Nun geht es darum, die Rolle des 38-Jährigen, der vor Ort verhaftet wurde, genauer zu beleuchten.
Foto: Sebastian Kahnert/dpa | Der Betrieb einer Cannabis-Plantage in der Scheune eines alten Bauernhofes im Landkreis Rhön-Grabfeld wird vor der 4. Großen Strafkammer neu verhandelt.
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 10.02.2024 21:21 Uhr

Ganz neu wird vor der 4. Großen Strafkammer am Landgericht Schweinfurt das Verfahren gegen einen 38-Jährigen verhandelt, dem vorgeworfen wird, eine zentrale Rolle beim Betrieb einer illegalen Cannabisplantage in einem ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesen im Landkreis Rhön-Grabfeld gespielt zu haben. Als die Anlage nach dem Tipp eines ortsansässigen Polizisten, der verdächtige Gerüche wahrgenommen hatte, Ende November 2021 zunächst observiert und dann durchsucht und ausgehoben wurde, fand das Sondereinsatzkommando rund 1650 fast erntereife Cannabispflanzen vor, genug für mehr als 50 Kilogramm Marihuana mit einem Marktwert von etwa einer halben Million Euro.

Die Ermittlungen ergaben, dass es seit Februar 2021 mindestens zwei, wahrscheinlicher aber schon drei solcher Ernten gegeben haben muss. Ein 44-Jähriger ließ sich auf das gewinnbringende "Farm-Projekt" in der Scheune eines alten Dreiseithofes ein, um seine Spielschulden "abzuarbeiten". Hinterleute in Serbien, davon geht die Anklage aus, heuerten den in Deutschland lebenden und arbeitenden Landsmann sozusagen als Strohmann für den Erwerb des betagten Hofes in einem kleinen Rhöndorf an, der zügig in eine professionelle Cannabisplantage umgebaut wurde. Außerdem konnte der 44-Jährige seine beruflichen Fähigkeiten als Elektriker bei Beleuchtung und Klimatisierung der Cannabisplantage einbringen.    

Wenn Pflänzchen gedeihen sollen, dann braucht es einen, der sich darum kümmert, dass von Temperatur über Licht und Belüftung bis hin zur Bewässerung und Düngung alles stimmt für den in diesem Fall "regionalen Drogenanbau".  Hier kommt der 38-Jährige ins Spiel, der sich nun unter neuen Vorzeichen vor der 4. großen Strafkammer verantworten muss. Über eine durch seinen Anwalt verlesene Erklärung skizziert er von sich erneut das Bild des Opfers, das aus Geldnot in die Sache geschlittert ist.

Akuter Geldmangel nach zäh verlaufener Fußballer-Karriere 

Hinter ihm, so der 38-Jährige in seiner Erklärung, habe eine wenig erfolgreiche Karriere im serbischen Profi-Fussball gelegen. Ein in Hongkong in Aussicht gestellter Trainerjob sei wegen der Pandemie nicht zustande gekommen. Trotz seines Betriebswirtschaftsstudiums habe er in der Heimat keinen Job gefunden, weil man dafür angeblich der Regierungspartei angehören müsse. Kurzum, er habe, weil völlig mittellos, Geld gebraucht und sich auf den Job in Deutschland eingelassen. Eine Arbeit, von der er glaubte, es handle sich um einen Aushilfsjob auf einem landwirtschaftlichen Betrieb.

Genau diese Rolle des harmlosen Pflanzenpflegers, der abends das Licht einschaltet und sich ums Gießen kümmert, hatte die Aussage des in einem gesonderten Verfahren angeklagten 44-jährigen Hofeigentümers in Zweifel gezogen. Der hatte ausgesagt, dass der 38-Jährige schon früher mit zweien der Hintermänner zusammengearbeitet habe. 

Wird aus Beihilfe zum Drogenhandel bandenmäßiger Handel? 

Wenn das so wäre, dann wäre dies nicht nur Beihilfe zum Handel mit Betäubungsmitteln, wie bisher angeklagt, sondern bandenmäßiger Handel mit Betäubungsmitteln und damit eine erhebliche Strafverschärfung. Und um genau das zu klären – welche Rolle spielte der 38-Jährige auf der Cannabisplantage – wird das zwischenzeitlich ausgesetzte Verfahren nun völlig neu verhandelt.            

Das gestaltet sich schwierig und aufwändig. Am ersten Verhandlungstag des neuen Verfahrens wurden viele Bilder begutachtet, die die Ermittler in dem zur Drogenproduktion umfunktionierten Bauernhof gemacht hatten. Bilder, die zeigen, wie professionell und mit wie viel Aufwand man dort "gärtnerisch tätig" war und dass über alle Vorgänge auf der Plantage genau Buch geführt wurde. Aufwand, für den auch jede Menge Strom gebraucht wurde, der unter Umgehung eines Zählers entnommen wurde. Die Rede ist von Strom für etwa 50.000 Euro, wofür der Hauseigentümer wohl noch eine Rechnung bekommen wird.   

Doch zurück zum vor der 4. Großen Strafkammer stehenden 38-jährigen "Cannabis-Gärtner". Wie tief er in der Sache drinsteckte, oder ob er doch nur einfacher Pflanzenpfleger war, sollen Auswertungen von Chatprotokollen ans Tageslicht bringen, aus denen hervorgehen könnte, wie intensiv der Kontakt des 38-Jährigen zu den Hinterleuten war. Das Verfahren wird am Donnerstag fortgesetzt.

 
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    Sind Winzerhöfe, auch zur Drogenproduktion umfunktionierte Bauernhöfe? Ich frage für eine Freund
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    Die Grünen wollen Cannabis ja schon seit gefühlt 100 Jahren legalisieren und so verhindern, dass harmlose User in Kontakt mit der schwerkriminellen Dealer-Szene kommen.

    Wie auf so vielen anderen Gebieten bringen sie aber auch hier außer großen Ankündigungen und heißer Luft nichts Vernünftiges zustande, sobald sie in Amt und Würden gewählt sind.

    Solange für sozial gefestigte Erwachsene der Anbau zum Eigenbedarf oder der Kauf von Entspannungs- und Genuß-Joints in staatlich kontrollierten Abgabestellen nicht erlaubt wird, wird es immer wieder kommerziellen Großanbau und die damit einhergehende kriminelle Szene geben.
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  • K. F.
    Canabispflanzen anbauen ist immer noch eine Straftat. Hoffentlich bleibt es auch dabei, man kann sich doch nicht mit allen Gift voll müllen.
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  • P. B.
    Solange das größte Rauschmittel Fest in Bayern stattfindet, ganz legal, sollte man diesen keine Konkurrenz machen. Wäre ja Geschäftsschädigten. grinsen
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    Ich glaube auch, dass die Lobby eines der gefährlichsten Rauschgifte und Nervengiftes, des Alkohols, mächtigen Einfluss auf die CSU geführte Staatsregierung hat. Anders ist nicht zu erklären, warum die harte Droge Alkohol fast für jeden frei und in unbegrenzten Mengen zugänglich ist und das wesentlich harmlosere Marihuana in die Schmuddelecke gestellt wird.
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