
Der Bauantrag ist eingereicht. Gut zwei Jahre, nachdem der Gemeinderat beschlossen hat, eine neue Kindertagesstätte in der Nähe der Schule zu bauen (wir berichteten). Die zwei bisherigen Kindertagesstätten Bühl und Fröschloch und die Schulkindbetreuung sollen hier in einem gemeinsamen Haus für Kinder zusammen geführt werden.
Für gut 19,5 Millionen Euro entstehen eine Kinderkrippe, ein Kindergarten und eine Ganztagsbetreuung für die Schulkinder. Wie sieht das pädagogische Konzept aus? Was erwartet die Kinder? Planer Prof. Jürgen Hauck, Bürgermeister Christian Keller, Carmen Kuhn, in der Verwaltung für das Thema Kindertagesstätten zuständig, und Gundi Katzenberger, die Leiterin der neuen Kindertagesstätte, erzählen.

An welche Altersgruppen richtet sich die neue Kindertagesstätte?
Kinder von einem bis zu zehn Jahren werden hier aufgenommen und betreut. Geplant wird für 375 Kinder. Sieben Kindergartengruppen mit je 25 Plätzen (175 Kinder), fünf Krippengruppen mit zwölf Plätzen (60 Kinder), sechs Hortgruppen mit insgesamt 140 Plätzen. Ab 2025 hat jedes Kind einen gesetzlichen Anspruch auf Ganztagesbetreuung.
Was ist die Grundlage des pädagogischen Konzeptes?
Grundlage ist die Waterkant Werkstattpädagogik von Christel van Dieken. Ein zentraler Punkt: Die Kinder können sich frei in allen Räumen bewegen. Es gibt keine festen Gruppenräume. Stattdessen gibt es Werkstätten. "Jeder Raum hat seine Bedeutung, seine Seele, so Gundi Katzenberger, die die neue Kita leiten wird. Es wird Möglichkeiten zum Basteln, zum Werken, zum Kreativsein geben. Musik, Tanz, Schauspielen gehört ebenso dazu wie eine echte Werkstatt, in der gesägt und gehämmert werden kann. Und zwar mit echtem Werkzeug, so Bürgermeister Christian Keller. Weiter wichtig: Inklusion und Partizipation. Ziel: Niemand wird ausgesondert, jeder und jede wird beteiligt. Die Kinder können sich aussuchen, wo sie hin wollen, was sie machen wollen. Das Konzept macht es den Kindern auch möglich, voneinander zu lernen. Und es soll ihnen ermöglichen, Talente, Fähigkeiten und Kompetenzen zu entwickeln.

Wie wichtig ist das Gebäude für das Konzept?
Die Rahmenbedingungen sind wichtig, so Gundi Katzenberger. Es sei schwierig, einen Raum von einem Moment auf den anderen vom Schlafraum zum Bewegungsraum zu verwandeln. Mit dem Konzept der verschiedenen Werkstätten gebe man den Kindern und dem Personal viel mehr Freiheit und Entwicklungsmöglichkeiten.
Wie sieht's mit der Verpflegung aus?
Es gibt ein Kinderrestaurant und ein Bistro für die größeren Kinder. "Wir wollen, dass jeden Tag frisch gekocht wird", so Christian Keller. Wie das gemacht wird, ob es eine Art Pächter/Caterer geben wird, ist noch nicht entschieden. Die Kinder sollen aber auf jeden Fall auch viel über gesunde Ernährung erfahren, beim Kochen zuschauen oder auch mithelfen können.
Gibt es schon einen Namen für die Kita?
Christian Keller denkt darüber nach, die Bürgerinnen und Bürger einzubeziehen und einen kleinen Wettbewerb zu starten. So wurde auch der Name für die Altmain-Sporthalle gefunden.
Welche Erfahrungen aus Corona sind in die Planung eingeflossen?
Es wird laut Architekt Jürgen Hauck WLAN "bis in den letzten Winkel" geben und eine zentrale Lüftung mit Wärme-Rückgewinnung.
Wie soll der Außenbereich gestaltet werden?
Die Bäume auf dem Gelände sollen erhalten bleiben. Es ist eine Wasserlandschaft geplant, ein Hochseilgarten "in Meterhöhe". Es gibt Hügel zum Runterrutschen oder Hochklettern. Die Krippenkinder erhalten einen eigenständigen Spielbereich, ergänzend dazu kommt ein Innenhof.
Wann soll es losgehen?
Im Herbst wird man wahrscheinlich damit beginnen, das Gelände vorzubereiten.
Größe: Der siebenschiffige Mega-Bau wird für 375 Kinder gebaut. In Grafenrheinfeld gibt es aber nur halb so viele in diesem Alter. Es wird also wieder einen halbleeren Bau geben, wie schon die Grundschule.
Grundschulkindbetreuung: Anders als im Artikel angegeben, gilt der rechtliche Anspruch erst ab 2026, und zwar aufwachsend ab der 1. Klasse, d.h. für alle Grundschulkinder frühestens ab 2029.
Abgesehen von den reinen Baukosten: Wer soll die zukünftigen Betriebs- und Personalkosten dieses Konzepts überhaupt bezahlen? Die Kita erhält eine Gasheizung. Ob sich das Personal für das aufwändige Konzept finden lässt, ist ebenfalls sehr fraglich.
Echtes Werkzeug: Wohl jeder hat wohl im Kindergarten mit der Sandschaufel auf den Kopf bekommen. Zum Glück war es damals kein "echter Hammer".