
Ernst Ebner schaut seiner Frau Sieglinde in die Augen und fragt: "Was hat uns zusammengehalten?" Die Antwort kommt prompt von der Frau, die seit über 70 Jahren an seiner Seite ist: "Die Liebe." Ein schöner, kleiner Augenblick, den drei von vier Kindern der Ebners hier miterleben. Am Donnerstag, 20. April, feiern ihre Eltern Gnadenhochzeit. Im Kreise derjenigen, die ihnen am wichtigsten sind: ihrer Familie.
Zu der gehören neben den vier Kindern und fünf Enkeln mit Partnern inzwischen auch zehn Urenkel. Sie alle sind überall im Hause Ebner präsent – auf gerahmten Bildern, auf bedruckten Kissen, an der Wand, an der Türe, am Kühlschrank. Eine große Familie. "Schön ist das", sagt Ernst Ebner, und seine Frau lächelt.
Bis heute leben beide in dem Haus, das sie 1956 am Bergl gebaut haben. Damals, als es in dem Schweinfurter Stadtteil nur ein paar Häuser gab. Besuch gibt es immer. Ihre Töchter, ihre Söhne, Enkel und Urenkel – alle kommen vorbei. Und Ebners haben Zeit, so viel Zeit füreinander, wie sie es nie hatten.
Auf dem Friseurball in Schweinfurt gab es das erste Kennenlernen
Kennengelernt haben sich die beiden schon als Teenager. Er 16, sie 14. Auf dem Friseurball, erzählt das Paar. Doch bis zur Hochzeit und dem gemeinsamen Leben sollte es noch dauern. Am 20. April 1953 haben sie geheiratet. Er 23, sie 21 und damit volljährig. So war das damals.
Verbunden hat sie auch die Leidenschaft für ihren Beruf als Friseurin und Friseur. Er war irgendwie auch ihr Hobby, sagen Ebners. Sieglinde Ebner, geborene Dumor, ist in ihren quasi hineingewachsen. So wie es Jahrzehnte später auch drei ihrer Kinder getan haben. Ihr Vater hatte einen Friseursalon in der Theresienstraße. Auch ihr künftiger Mann Ernst, der im Alter von 20 Jahren mit einer Sondergenehmigung seinen Meister machte, arbeitete dort, bis sich beide selbstständig machten, einen eigenen Salon eröffneten. Am Bergl.
Erst zur Miete, später in eigenen Räumen. Gelebt haben Ebners aber nicht immer in dem Stadtteil, sondern zunächst im Heimatort von Ernst Ebner, Grafenrheinfeld. Mit dem Fahrrad fuhren die beiden Tag für Tag nach Schweinfurt, Berge von Geschäftswäsche auf dem Gepäckständer. Dann kamen der eigene Laden, das eigene Häuschen – und das erste Kind.
60 Jahre gab es den Friseursalon Ebner – ein Familienprojekt
Trotzdem hat Sieglinde Ebner lange im Salon mitgearbeitet, später wurde die Familie, die mittlerweile aus vier Kindern bestand, zu ihrem Mittelpunkt. Arbeit gab es genug, manchmal bis tief in die Nacht. Und im Haus, da war sie die "Chefin", sagen ihre Kinder lachend. Der Vater nickt. Ja, so war es.
60 Jahre gab es den Salon Ebner, bei dem alle immer mitgeholfen haben. Ein Familienprojekt, in dem mindestens so viele Lehrlinge ihr Handwerk gelernt haben wie es Geschäftsjahre gab. Dann war Schluss. Mit 85 Jahren ging Ernst Ebner, der nicht nur in seinem eigenen Geschäft sondern auch als Berufsschullehrer gearbeitet hatte, in den Ruhestand.
Schweinfurts ältester Schülerlotse und ein Haus voller Musik
Zu ruhig mochte er es aber nicht – und engagierte sich weiter. Bis vor kurzem war er als Schweinfurts dienstältester Schülerlotse im Einsatz, hat die Bläsergruppe der Kirchengemeinde Christkönig gegründet, 30 Jahre Kirchenmusik gemacht. Musik lieben Ebners noch immer. Ernst Ebner spielt Klavier, das hat er erst im Alter angefangen, wie er sagt. Und gemeinsam singen alle, Kirchenlieder, Volkslieder. Auch Sieglinde Ebner genießt das.

Das Hochzeitsfoto der beiden hängt seit eh und je im Schlafzimmer. "Fesch" waren sie beide, sagt Ernst Ebner und nimmt seine Frau ein wenig fester in den Arm. Gemeinsam haben sie viel geschultert, viel unter einen Hut gebracht, sind durch dick und dünn gegangen. Das ist bis heute so.
Ihren großen Tag, die Gnadenhochzeit, werden Ebners eher im kleinen Kreis feiern, mit der Familie, die so klein aber doch nicht ist. Dann ist der Tisch wieder "voller Leut'". Ganz so, wie Ernst Ebner es mag.