Das Bergl ist Schweinfurts Arbeiterviertel, geprägt vom sozialen Wohnungsbau der 1950er, -60er und -70er Jahre. Im Norden steht das Schulzentrum-West, an der Oskar-von-Miller-Straße steht Unterfrankens größtes Wohnhaus, am Berliner Platz der Oberndorfer Wasserturm, an der Brombergstraße die denkmalgeschützte Auferstehungskirche und am John-F.-Kennedy-Ring ein Einkaufszentrum. Das Bergl hat viele Gesichter und am Rothügel eine ausgedehnte Naherholungsanlage, in der sich auch der Biber wohlfühlt.
Im Süden und Osten wird das ein Quadratkilometer große Bergl von Kennedy-Ring, im Westen von den Bahngleisen nach Bad Kissingen und im Norden durch das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium, die gewerbliche Georg-Schäfer-Berufsschule, die Montessorischulen, das berufliche Schulzentrum Alfons Goppel und die Fachakademie für Sozialpädagogik begrenzt.
Eingemeindung 1919
Zur Stadt Schweinfurt kam der 2,5 Kilometer breite Landstreifen zwischen Wern und Main mit der Eingemeindung von Oberndorf im Jahr 1919. Erste Häuser entstanden an der Bahnstrecke nach Erfurt in den 1920er- und 1930er-Jahren. Aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stammt auf dem damals ausschließlich landwirtschaftlich genutzten Gelände nur der Wasserturm (1911) von Oberndorf.
Die Bebauung begann in den frühen 1950er-Jahren im Süden mit in Zeilen angelegten Wohnbocks und – am Rand – mit Doppelhäusern. Ab 1960 wurde dann auch die kleine Anhöhe mit dem Wasserturm und der Bereich an der Oskar-von-Miller-Straße bebaut. Rund um den Berliner Platz entstanden Einkaufsmöglichkeiten. Heute lockt das Einkaufszentrum am Kennedy-Ring Kundschaft aus Schweinfurt und dem Umland an.
Gute Sicht bis zum Kreuzberg
Bei der zweiten Bauphase hatten die Planer auf eine Durchmischung mit unterschiedlichen Gebäudeformen, mit Reihenhäusern und Punkthäusern geachtet. Von den obersten Stockwerken sehen die Bewohner bei guter Sicht bis zum Kreuzberg in der Rhön.
Mit zwölf Geschossen ist die Wohnscheibe Unterfrankens größtes Wohnhaus – in einem der größten Wohnviertel in Nordbayern. Das Bahnhofsviertel eingerechnet summieren sich 9000 Einwohner. Der Anteil von Ausländern und Doppelstaatlern liegt bei 40 Prozent.
Im alten Bergl im Süden sind einige der zuerst gebauten Wohnblocks abgerissen. Dort entstanden Reihenhäuser und ein Pflegezentrum. Schon längst verschwunden ist die einstmals prächtige Eingangshalle des nahen Hauptbahnhofs mit dem ebenfalls imposanten Restaurant für die 1. Klasse (an der wichtigen Bahnstrecke von Stuttgart nach Berlin). Am 17. August 1943 wurden die Gebäude während des ersten Luftangriffs auf Schweinfurt zerstört.
Privater Siedlungsbau nach dem Krieg
Bewohnt ist nach wie vor die Sachskolonie, eine 1922/23 in einem Zuge entstandene Wohnsiedlung für Werksangehörige der Firma Fichtel & Sachs. In den elf Doppelhäusern gab es Mietwohnungen, zu diesen gehörten Gärten. Die Sachskolonie ist die älteste erhaltene Werkssiedlung in Schweinfurt und ein Beispiel für den privaten Siedlungsbau in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg.
Zu den Schweinfurter Sehenwürdigkeiten zählt die evangelische Auferstehungskirche (1958/59) von Olaf Andreas Gulbransson. Die Architektur vereinte Gemeindehaus (Sockelgeschoss) und Kirche (darüber im Hauptgeschoss) im „Zelt Gottes“.
Westlich der Bebauung und jenseits der Bahnstrecke nach Bad Kissingen liegt mit dem Münzberg das größte unbebaute und nicht bewaldete Gebiet der Stadt Schweinfurt. Zur Naherholung ist besonders der Besuch der Anlage ab der Bahnunterführung der Straße nach Geldersheim und entlang der renaturierten Wern zu empfehlen. Neben den Kleingärten sind dort Ruheflächen und Spielplätze zu finden. Im Anschluss weitet sich auf Geldersheimer Gemarkung die Natur am Fluss.
Kann man im Stadtarchiv Schweinfurt recherchieren.