
Sparen gilt unter uns Deutschen gemeinhin als edle Tugend. Oft hat man das Gefühl, dass wir den Hang zur Pfennigfuchserei schon mit der Muttermilch aufsaugen. Doch wer Geld nicht ausgibt und anstehende Investitionen immer wieder vor sich herschiebt, der merkt bisweilen, dass er am Ende drauflegen wird. Zu dieser Erkenntnis gelangte (hoffentlich) der Gerolzhöfer Stadtrat während seiner Haushaltssitzung in dieser Woche.
Denn in Zeiten, in denen die Inflation galoppiert, werden Bauvorhaben, die das Gremium jahrelang vor sich hergeschoben hat, teurer und teurer. Das geht schneller, als die Verwaltung immer neue Kostenberechnungen anstellen kann. Und, was sich noch fataler auswirkt: Auch die Zinsen für Kredite schnellen in die Höhe.
Vor kurzem noch hätte sich die Stadt bei den Banken fast beliebig viel Geld zu einem Zinssatz leihen können, der gegen null ging. Dass dies nicht ewig so anhält, war klar. Jetzt sind Darlehenszinsen von fünf Prozent durchaus realistisch. Jede Häuslebauerin kann dies bestätigen. Dieser Unterschied im Zinssatz wirkt sich über die Jahre der Tilgung hinweg gravierend aus.
Viel Geld für die Bank
Mit einem der vielen Online-Rechner für Zinsen lässt sich das leicht nachvollziehen: Wer sich beispielsweise 100.000 Euro leiht und dafür bei einer dreiprozentigen Tilgung pro Jahr fünf Prozent Zinsen zahlt, der hat nach zehn Jahren nicht nur immer noch über 60.000 Euro Restschulden. Die Schuldnerin oder der Schuldner hat während dieser Zeit fast dieselbe Geldmenge an die Bank gezahlt – nur als Zinsleistung.
Unter solchen Bedingungen wird die Stadt Gerolzhofen sich mit ihren Einnahmen irgendwann nichts anderes mehr leisten können, als ihre laufenden Darlehen zu bedienen. Keine rosigen Aussichten für alle Einrichtungen und Vereine, denen die Stadt bislang freiwillig finanziell unter die Arme greift.
Angesichts so trüber Aussichten widmen wir uns lieber angenehmeren Prozenten. Denn hier macht ein Winzer aus einem Kolitzheimer Ortsteil von sich Reden. Einem neulich erschienenen Programmheft der "Gästeführer Weinerlebnis Franken" zufolge, ist es diesem augenscheinlich gelungen, Weinreben so zu veredeln, dass auf diesen Weinflaschen wachsen.
Was wächst am Rebstock?
Zumindest kündigt das Heftchen an, dass der Winzer während einer Fahrt durch seine Weinberge den Gästen eine interessante Frage erklären möchte: "Wie viele Flaschen Wein wachsen eigentlich an einem Rebstock?"
Daraus könnte sich ein Kassenschlager entwickeln. Denn man stelle sich vor, welche Arbeit und Mühen sich Winzerinnen und Winzer sparen könnten, würden sie im Wengert gleich das fertige Produkt ernten, komplett gefüllte Flaschen, die am Ende sogar noch ordentlich je nach Lage etikettiert herangereift sind. Dies hätte Zukunft.
Und das wäre vielleicht auch etwas für den Gerolzhöfer Stadtrat. Denn im hiesigen Arlesgarten wächst schließlich auch Wein. Dieser zählt nicht unbedingt zu den Premiumlagen Frankens. Doch wenn die Verantwortlichen schnell reagieren und nichts aufschieben, dann könnten sie auf den Zug aufspringen und zu den Ersten zählen, die Weinflaschen direkt vom Rebstock pflücken. Was wäre das für eine tolle Schlagzeile und Einnahmequelle!