
Der Herbst hat sich dieser Tag gleich mal von seiner eher wenig geschätzten Seite gezeigt. Von wegen goldener Oktober – stattdessen ging's nass und windig zu. Was nicht niet- und nagelfest war, drohte Mitte der Woche umherzufliegen oder herabzustürzen. Nicht alles Gute kommt eben von oben.
Dass sich der Stadtrat ausgerechnet mit Sonne und Wind beschäftigte, war aber reiner Zufall. Im historischen Ratszimmer landeten die hochfliegenden Pläne eines Investors, der gerne einen Mega-Photovoltaikpark vom Neuen See bis hinauf zum Mahlholz in die Landschaft gebaut hätte, unsanft auf dem Boden der Tatsachen – in der Gestalt einer krachenden Ablehnung.
Besser den Lebensstandard anpassen
Diese schöne Naturecke wollten die meisten Damen und Herren nicht mit Modulen zupflastern lassen. Der (politisch) rote Norbert Finster klagte sein Leid, dass er überall in der Landschaft "nur noch Windräder und Stromtrassen" sehe. Sein Vorschlag: Vielleicht sollten wir unseren Lebensstandard überdenken. Die Logik dahinter: Weniger Strom bedeutet weniger PV-Anlagen und Windräder.
Diese idealistische Sichtweise ist zwar lobenswert, aber in der Realität wohl kaum in der benötigten Form umsetzen; ebenso nachvollziehbar sind die leidenschaftlich vorgetragenen Argumente des (politisch) grünen Thomas Vizl pro PV-Park. Er fragte zu Recht, wo denn der grüne, saubere Strom in ausreichender Menge herkommen soll – und zwar schleunigst.
Für ihn gibt es nur eine Lösung, den Photovoltaikpark! "Ich glaube nicht, dass wir ein Windrad bauen wollen." Bei einer Ablehnung der Pläne wolle er gefälligst konkrete Alternativen hören. Rumms, der Pflock saß!
Ein Bürgerwindrad im Bürgerwald
Da hatte er aber die Rechnung ohne Arnulf Koch gemacht, der einerseits leidenschaftlich für PV auf privaten und städtischen Dächern warb, was viele Hauseigentümer ihm zufolge gerne machen würden, aber vom Denkmalschutz ausgebremst werden. Dann aber zauberte er noch einen Vorschlag aus dem Hut: Warum nicht ein Windrad in den Bürgerwald stellen?
Der geneigte Zuhörer staunte nicht schlecht. Ein (politisch) Schwarzer schlägt den (politisch) Grünen ein Windrad vor. Hört sich gut an. Vielleicht dürften sich dann mal die Bürger daran beteiligen, also so richtig, nicht über windige Finanzkonstrukte und Darlehen; sondern eben ein echtes Bürgerwindrad – würde doch auch gut zu "Bürgerwald" passen, meinen wir.
Der (schwarze) Bürgermeister deutete vorsichtig an, dass die Staatsforsten das jetzt auch so machten in ihren Wäldern. Danach haben wir uns schon gefragt, was diese Aussage konkret bedeutet: Heißt das vielleicht, was die hohen Herren in München gut finden, wäre auch "gut für dein Geo"? Wir sind gespannt wie ein Flitzebogen, ob ein solcher Antrag in den Rat eingebracht wird, gleich von welcher politischen Farbe.
Sicher ist dann aber wohl nur eines: Mit Gegenwind ist von irgendeiner Seite bestimmt zu rechnen.