Wenn es ums Geld geht, hört die Freundschaft bekanntlich auf, heißt es landläufig. Das scheint nicht nur hierzulande eine güldene Regel zu sein, sondern allerorten auf dem Globus. Die Streikenden im Handel in dieser Woche haben das deutlich gezeigt und ihren Arbeitgebern den Rücken gekehrt. Ganz nach dem Motto: Soll'n sie doch selbst schauen, wie sie das mit ihrer Arbeit hinbekommen, wenn sie uns nicht genug zahlen wollen.
Doch wenn es um die Details rund um den schnöden Mammon geht, kann es mitunter manchmal kompliziert werden. Selbst wenn man die gleiche Sprache spricht. Wie aber soll man sich dann verstehen, wenn plötzlich mehrere Nationalitäten ins Spiel kommen, die nicht dieselbe Sprache sprechen? Es droht womöglich ein babylonisches Stimmengewirr.
Die Gewerkschaft weiß, wie es geht
Als Vorreiter in der multilingualen Verständigung hat sich dieser Tage die Gewerkschaft Verdi hervorgetan. Klar, könnte man jetzt sagen. Gedanklich stehen sie ja den Sozis nahe, wo an Parteitagen oder bei Maifeiern gerne der Internationale-Klassiker geschmettert wird.
"Völker, hört die Signale / Auf zum letzten Gefecht", treffender hätte das Motto auch beim Warnstreik im Kaufland-Zentrallager am Dienstag in Donnersdorf nicht lauten können. Schließlich haben viele Beschäftigte der 570-köpfigen Belegschaft einen Migrationshintergrund. Der Konzern ist gewisser Weise ein sprachlicher Mikrokosmos.
Damit aber auch wirklich jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin bei der Arbeitsniederlegung alles mitbekam, was der Herr Streikleiter da vorne am Mikrofon so von sich gab, hatte eben dieser eine nicht unkluge wie ebenso praktische Idee. Kurzerhand hatte er einige Dolmetscher aus der Belegschaft organisiert und diese zum Übersetzen abkommandiert.
Der eine übersetzte dessen flammende Rede in polnischer Sprache, eine weitere Kollegin aus dem Lager für die ungarischen Beschäftigten. Somit wurde selbst dem letzten Streikenden klar, wie viel Moneten künftig mehr in seinem Portemonnaie landen sollen.
Eine Dolmetscherin für die neuen Bundesländer?
Dass anschließend eine Dame, hörbar aus den neuen Bundesländern, kurz das Wort ergriff und anfragte, ob sie die Forderungen der Gewerkschaft auch noch ins Sächsische übersetzen sollte, sorgte gleichwohl für Heiterkeit. Aber nur bei einem kleinen Teil der Multikulti-Streikgruppe.
Denn die Dolmetscher hatten da bereits ihren Dienst verrichtet. Und fraglich ist auch, ob sie bei Dialekten hätten weiterhelfen können. Denn bei solchen regionalen Sprachbesonderheiten, um es mal vorsichtig zu formulieren, gibt es bekanntlich sogar unter Landsleuten noch so manche Verständigungsprobleme und einen gewissen Optimierungsbedarf.
Vielleicht aber hat der clevere Gewerkschaftsmann auch dafür eine Lösung. Wenn wieder einmal ein Warnstreik ansteht.