Früher, "in der guten alten Zeit", war alles besser – das ist eine ebenso sinnfreie wie falsche Behauptung. Denn wer sich einmal anschaut, wie viele Menschen in früheren Jahrhunderten sehr früh an – aus heutiger Sicht – medizinischen Lappalien gestorben sind, nur weil bestimmte Medikamente noch nicht erfunden waren, oder wer bedenkt, wie lang Arbeitszeiten vor nicht einmal 100 Jahren noch waren, der wird schnell erkennen: Früher hatten es die Menschen in vielen Bereichen alles andere als leicht. Und vieles war auch nicht gut.
Doch für jedes Beispiel findet sich bekanntlich mindestens ein Gegenbeispiel. So auch hier. Denn es gibt auf jeden Fall einen Bereich, wo's früher tatsächlich unkomplizierter zuging: beim Biertrinken auf einem Keller. Die Betreiber des Kellerbaus in Traustadt könnten ein Lied davon singen ...
Bier direkt an der Quelle
Einst entstand die Tradition der Bierkeller – außerhalb von Franken heißen diese Biergärten – unter anderem gerade deshalb, um den damals noch sehr zahlreich vorhandenen Brauereien einen möglichst unkomplizierten Weg zu eröffnen, an heißen Tagen gut gekühlte Halbe unters Volk zu bringen. Ausgeschenkt wurde direkt dort, wo Bier und Eis zum Kühlen lagerten: oberhalb der unterirdischen Lagerkeller, eben auf dem Keller. Dass dazu auch Brotzeit serviert wurde, versteht sich fast von selbst.
Doch diese Zeiten, in denen Gastwirte, ähnlich wie Winzer ihre Heckenwirtschaften, "einfach so" öffnen dürfen, sind längst vorbei. Eine dicke Sammlung von Paragrafen und Vorschriften regeln in diesem Land haargenau, wer wann wo und unter welchen Rahmenbedingungen einen Kellerbetrieb unterhalten darf. Ungeregelte Ausnahmen dulden die Behörden keine. Womit sich der Kreis zum Traustädter Kellerbau wieder schließt.
Zum Genießen braucht es nicht viel
Denn dort herrschten in den Jahren vor Corona Zustände, die stark an "die gute alte Zeit" erinnern. In dem hübsch hergerichteten Schankhaus gab's die kühle Halbe und die passende Brotzeit dazu, draußen, am Waldrand standen die Biertischgarnituren, wo man sich gemütlich niederlassen und genießen konnte – und fertig war der Lack.
Doch kein Licht ohne Schatten. Und Neider gibt es auch in Traustadt. Also war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand die Betreiber anschwärzte wegen einer fehlenden Erlaubnis – und der Amtsschimmel nahm Anlauf, um alles in die rechten Bahnen zu lenken.
Kellerbetrieb wäre fast erloschen
Am Ende wäre der Betrieb des Kellerbaus dann fast Geschichte geworden. Nur dank eines mühsam errungenen Kompromisses zwischen Behörden und Betreibern konnte dort oben, auf der Anhöhe über Traustadt, jetzt wenigstens an zwei Tagen in diesem Sommer der Keller-Tradition gehuldigt werden.
Und vielleicht wird sich die eine oder der andere nach der zweiten oder dritten Halben an die "gute alte Zeit" zurückerinnert haben, als dort oben kein Hahn danach krähte, mit welchem Wasser man(n) sich nach dem Gang aufs Klo die Hände gewaschen hat ...
Hoppla: Erwischt! Denn diese Ignoranz, oder nennen wir es Sorglosigkeit gegenüber angemessener Hygiene, war sicherlich zu keiner Zeit gut gewesen. Heute nicht – und früher genauso wenig.