Jetzt hat eine "sozialräumliche Analyse" tatsächlich das deprimierende Ergebnis erbracht, dass die Gerolzhöfer ihre eigene Stadt weniger lieben als die Gäste, die hierher zu Besuch kommen. Mit einem neuen Logo, einem neuen "Claim", einem neuen "Corporate Design" und neuer "Corporate Identity" will man durch einen "Rollout auf verschiedenen Kanälen" jetzt einen Weg aus dieser Liebeskrise finden. Denn eine negative Einstellung, so war es in der Vorlage für die jüngste Stadtratssitzung zu lesen, "erschwert generell die Aktivierung endogener Potenziale".
Es braucht also nur einen neuen Spruch und ein neues Logo – und schon lieben wir unsere Stadt wieder ganz arg und wir aktivieren unsere endogenen Potenziale (was immer das auch sein mag). An der angeblich abgekühlten Liebe scheinen also die bisher verwendeten Werbesprüche schuld zu sein. Und da gab es schließlich schon einige.
Erinnern Sie sich? Gerolzhofen war mal in grauer Vorzeit das "Gastliche Tor zum Naturpark Steigerwald". Und dann wollte man international Eindruck schinden, indem eine Hexe namens "Geroldine" auf einem Bocksbeutel sitzend um den Eulenturm flog. Hexenverfolgung und Weinanbau als Alleinstellungsmerkmale. Darauf muss man auch erst mal kommen! Das klappte erwartungsgemäß nur so mittelmäßig. Dann schleuderte man den Touristen den Slogan "Wald – Wein – Gastlichkeit" entgegen und verzichtete dabei auf eine eingängige Alliteration (weil es leider keine Wastlichkeit gibt).
Ein grinsender Geobald
Als dies letztlich auch zu altbacken klang, kam unter Bürgermeister H. B. der hippe Ausruf "Go Geo!" im schnuckeligen Schreibschrift-Design auf den Markt und man behauptete, dass die drei Buchstaben von GEO ja eigentlich "Gastlich, Erlebnisreich, Original" bedeuten sollen. Und dann erschien als Krönung auch noch ein grinsender "Geobald" als selbstklebendes Smiley-Abziehbild, das zuhause an der Kühlschranktür oder am Duschvorhang für morgendliche Stimmung sorgen sollte.
Irgendwie sorgte der Anfeuerungsruf "Go Geo!" aber auch nicht für den erhofften Gefühlsaufbruch und so ließ man diese eher peinliche denglische Wortschöpfung unauffällig wieder im Schreibtischschubfach verschwinden. Zurück blieb von dem "Go-Geo!"-Logo nur die wellenförmige Stadtsilhouette in den Farben gelb bis blau. Bis heute.
Jetzt wird ein neuer Slogan gesucht, der die Liebe der Bürgerinnen und Bürger zu ihrer Stadt wieder auffrischen soll. Das wird allerdings nicht einfach, denn weltweit gibt es bereits an die 179.000 urheberrechtlich geschützte Slogans, die auf der Internetseite www.slogans.deeinsehbar sind. Doch mit was Gebrauchtem wird sich Gerolzhofen sowieso nicht abgeben. Es soll was Neues sein, das so richtig reinknallt. Und das (neue) Alleinstellungsmerkmal der Steigerwaldstadt herausstreicht.
Eine Idee hätte ich da schon: "Gerolzhofen – NORMAl is des net."
Der Slogan wird es nicht richten, wenn die Vision der Stadtentwicklung fehlt.
Erhöhung von Steuereinnahmen an sich kann kein strategisches Ziel sein.