
Deutschland muss Strom sparen, Gerolzhofen muss Strom sparen. Seit einigen Wochen schon stehen die großen Stadttürme und der Steigerwalddom nachts komplett im Dunkeln. Die historischen Gebäude, Wahrzeichen der Stadt, werden nicht mehr angestrahlt. Die großen Strahler müssen, entsprechend der Vorgabe der Bundesregierung, wegen der Energiekrise ausgeschaltet bleiben.
Dieses Energiesparen muss natürlich auch bei der diesjährigen Weihnachtsbeleuchtung umgesetzt werden. Deswegen hat der Stadtrat beschlossen, die LED-Lampen an den Weihnachtsgirlanden, den Leuchtständer, am Christbaum und an der Giebelbeleuchtung in der Altstadt täglich nur noch in der Zeit von 16 bis 21 Uhr einzuschalten, und damit rund zwei Stunden kürzer als in den Vorjahren.
Dass Strom gespart werden muss, leuchtet (!) ein und wird auch allgemein akzeptiert. Allerdings ist es reichlich irritierend, dass die komplette Festbeleuchtung bereits schon seit dem vergangenen Wochenende eingeschaltet wird. Dabei ist doch erst an diesem Wochenende der erste Advent. Den größten Einspareffekt hätte man also gehabt, wenn die Weihnachtsbeleuchtung erst mit Beginn der Adventszeit eingeschaltet worden wäre, statt eine Woche zu früh und dafür aber zwei Stunden pro Tag kürzer. Aber so ist es auch wieder mal ein Beleg dafür, dass die Verwaltung vielleicht andere Rechenmethoden verwendet als Otto Normalverbraucher.
Vielleicht sollte mit den frühen Lichtlein aber auch das Weihnachtsgeschäft der Gewerbetreibenden rechtzeitig angekurbelt werden, die ja unbestritten eine sehr schwere Zeit durchmachen. Dem örtlichen Handel wollte auch Stadtrat Markus Reuß von der CSU etwas Gutes tun. Er regte nämlich in der jüngsten Bauausschusssitzung an, auf dem Parkplatz unterhalb der Grabenschule die Absperrungen an der Zufahrt zur geplanten Tiefgarage zu entfernen, weil sich auf der Hotelbaustelle nichts tut und die Sperrgitter zwei wertvolle Parkplätze blockieren.
Kaum hatte Reuß seinen Redebeitrag beendet, wurde ihm aus den Reihen der SPD-Fraktion beschieden, dass die Absperrung doch bereits seit einigen Stunden beseitigt sei und die Parkplätze wieder frei sind. Was für große Heiterkeit im Gremium sorgte: Dies sagte niemand anderes als Susanne Reuß-Wilfling, die Ehefrau von Markus Reuß. Sie hatte die Veränderungen auf dem Grabenschul-Parkplatz festgestellt, als sie ihren Buben vom Kindergarten holte. Offenbar hatte es danach mit der familieninternen Kommunikation nicht so recht geklappt. "Komm' mir Du heut' mal nach Hause", drohte daraufhin scherzhaft der CSU'ler Reuß der SPD'lerin Reuß-Wilfling. Größere Dissonanzen in dieser Großen Koalition sind aber wohl nicht zu erwarten.
Das erstmalig veranstaltete Gerolzhöfer Weihnachtssammelsurium war kein übermäßiger Erfolg. Obwohl in der Zeitung unterfrankenweit angekündigt, war die Besucherresonanz recht überschaubar, was auch am recht grauslichen Wetter gelegen haben mag. Es gibt halt landauf, landab bereits zahlreiche Weihnachtsmärkte, die viel etablierter sind als die Gerolzhöfer Versuche. Da ist es schwer, ein attraktives Händlerklientel nach GEO zu bringen. Und so kam man heuer auf die Idee, dass Privatleute Gegenstände rund um Weihnachten und Advent, die sie nicht mehr brauchen, beim Sammelsurium anbieten. Schade, dass die Resonanz so gering war.