Wo wollen Menschen im Herbst ihres Lebens wohnen? Wo finden sie die besten Lebensbedingungen? Diesen Fragen ging die Zeitschrift "Kommunal" nach: Sie ließ von der Standortanalysefirma Contor alle 897 Kleinstädte Deutschlands mit einer Größe zwischen 10.000 und 20.000 Einwohnern untersuchen. Werneck als größte Gemeinde im Landkreis Schweinfurt kann für sich einen beachtlichen 17. Platz in diesem bundesweiten Ranking verbuchen.
Das Kreisaltenheim in Werneck, die Bezirkskrankenhäuser im Schloss, das Marktkrankenhaus, zahlreiche Fachärzte, eine Krankenpflegeschule – all das hat die 10.000-Einwohner-Gemeinde zum Gesundheitsstandort im Landkreis werden lassen. Solche Kriterien fließen in die soeben veröffentlichte Studie "Seniorenparadiese in Kleinstädten" ein. Aber nicht nur: Mit den statistischen Daten von 67 Standortindikatoren – Stand Ende 2019 – sowie mit Analysealgorithmen hat das Analysetool Contor-Regio eine Rangliste erstellt.
Senioren wollen eine Gemeinde, die auf deren Bedürfnisse eingerichtet ist
Die Auswahl und Gewichtung der Indikatoren wurden von Contor und der Redaktion der Zeitschrift "Kommunal" vorgenommen. Sie versuchten, wichtige Anforderungen von Senioren an Kleinstädte zu definieren. Demnach wollen Senioren in einer Kommune ohne größere soziale Probleme leben, in relativer Sicherheit, in einer Gemeinde, die Senioren "gewohnt" ist beziehungsweise auf deren Bedürfnisse eingerichtet ist. Eine Gemeinde, die eher dienstleistungsorientiert ist, Einkaufsmöglichkeiten und Gastronomie bietet, um sozialen Austausch zu ermöglichen, die kulturelle Angebote und ein starkes Gesundheits- und Sozialwesen hat.
Darüber hinaus sollen Anschlüsse an Autobahn und Bahn gegeben sein, um Mobilität zu gewährleisten. Das regionale Preisgefüge ist den Senioren wichtig, um mit dem festen Rentenbetrag am sozialen Leben gut teilnehmen zu können. Weil es laut Studie keine aktuelle flächendeckende, regionale Preisindikatoren gibt sowie auch keine genauen Daten über die Höhe regionaler Wohnkosten, wurde ersatzweise auf die Baulandpreise ausgewichen. Für Werneck mit seinen Ortsteilen wurden 89 Euro pro Quadratmeter Bauland Ende 2019 eruiert. Der Mittelwert aller Kleinstädte liegt bei 196 Euro.
22 Prozent der Einwohner Wernecks sind über 65 Jahre alt
Gefragt wurde nach der Anzahl der Senioren in der Gemeinde, denn ältere Menschen wollen Gleichgesinnte treffen. In Werneck waren bei 10.157 Einwohnern 22 Prozent über 65 Jahre alt. Das Thema Sicherheit spielt eine Rolle: Die Kriminalitätsrate je 100 Einwohner beträgt in Werneck 3,21, bei einem bundesweiten Mittelwert von 4,52.
Positiv wirkt sich auf das Ranking der hohe Beschäftigtenanteil im Gesundheits- und Sozialwesen aus: Dieser liegt in Werneck bei 17,17, der Mittelwert ist 5,17. Noch deutlicher ist der Vorsprung bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen: Hier liegt der Anteil in Werneck bei 14,52 gegenüber dem Mittelwert von 2,61. Leicht unter dem Mittelwert liegt der Beschäftigtenanteil im Einzelhandel und im Gastgewerbe.
Bürgermeister Sebastian Hauck sieht Politik in der Pflicht
Über den Platz unter den "Top 20" der seniorenfreundlichsten Kleinstädte Deutschlands freut sich Bürgermeister Sebastian Hauck, auch wenn er weiß, dass sich die Marktgemeinde nicht darauf ausruhen darf. Erst kürzlich habe der Gemeinderat sein Bekenntnis zum Kommunalunternehmen Marktkrankenhaus gegeben, sagt er, obwohl die aktuelle Situation nicht leicht sei. Hauck sieht die Politik in der Pflicht, die Krankenhäuser zu stützen.
Auch wenn Werneck im Ranking der seniorenfreundlichsten Kleinstadt weit vorne liegt, so wird der Titel in der Studie aber Bad Windsheim zuerkannt. Die unterfränkische Kurstadt Bad Neustadt darf sich auf dem zweiten Platz wähnen, Marktheidenfeld auf dem sechsten Platz und Lohr auf dem 15. Die meisten seniorenfreundlichen Kleinstädte Deutschlands liegen in den eher ländlich geprägten Regionen Nordbayern, Sachsen und Thüringen.
Die Studie "Seniorenparadiese in Kleinstädten" ist veröffentlicht unter: https://www.contor.org/studien/kommual/seniorenparadiese-in-kleinstädten