Die Corona-Krise hat auch positive Effekte: "Ich konnte mich vernünftig einarbeiten und aufs Kerngeschäft konzentrieren", sagt Wernecks neuer, junger Bürgermeister Sebastian Hauck. Der Start ins Amt mitten im Lockdown mit wenigen terminlichen Verpflichtungen außer Haus gab ihm die Möglichkeit, sich intensiv mit den Abläufen im Rathaus zu beschäftigen und die Mitarbeiter kennenzulernen.
Er hospitierte dazu in jeder Abteilung, arbeitete in Kläranlage und Bauhof mit und war einen Tag lang mit den Forstarbeitern im Gemeindewald unterwegs. Nach einem Jahr im Amt zieht er nun eine positive Bilanz: "Ich fühle mich wohl, habe mich gut eingelebt und Erfahrung gesammelt."
Die negative Seite der Corona-Krise hingegen machte manche Pläne des neuen Bürgermeisters zunichte. "Der ganze soziale Bereich, den ich angehen wollte, steht still." Es fehlt der Austausch mit den Vereinen, der persönliche Kontakt zu den Bürgern. Vier Bürgerversammlungen hatte Sebastian Hauck in seinem ersten Amtsjahr geplant, alle mussten abgesagt werden. Jetzt hat er neue Termine im Herbst angesetzt. Ob sie zu halten sind, steht noch in Frage. Nachholen kann er alle Veranstaltungen sowieso nicht. Bei 13 Ortsteilen ist das nicht zu schaffen. Bürger haben jedoch die Möglichkeit, Anträge im Rathaus einzureichen. "Die Qualität der Bürgerversammlungen ersetzt das aber nicht."
Die Corona-Pandemie wird wohl die gesamte Amtszeit des neuen Bürgermeisters prägen. "Wir werden den Gürtel enger schnallen müssen", sagt Sebastian Hauck. Noch sei die finanzielle Situation der Marktgemeinde relativ komfortabel. Doch der Rathauschef befürchtet, dass die finanziellen Belastungen der Pandemie auch an den Kommunen nicht spurlos vorübergehen werden. Laufende Projekte werde man zu Ende bringen. Aber dann müsse man schauen, "welche Optionen wir noch haben".
Aktuell gibt es einige Großprojekte, in die Millionen Euro fließen. Zum Beispiel die Hallenbadsanierung: Mitte Juni soll der Abriss erfolgen, Ende 2022 der Umbau beendet sein. Oder das Marktkrankenhaus: "Eine Mammutaufgabe." Es wird bei laufendem Betrieb saniert, bis zu den Sommerferien soll die Maßnahme abgeschlossen sein. Oder die Umsetzung des Gemeindeentwicklungskonzeptes: Peu à peu sollen in allen 13 Ortsteilen Leuchtturmprojekte verwirklicht werden. Dazu kommen die Kindergärten: In Ettleben wird neu gebaut, in Vasbühl ist der Neubau schon fast fertig. Auch die Friedhöfe müssen saniert werden.
Kleinprojekte werden positiv wahrgenommen
Es sind Millionenprojekte, die das Vorgängergremium angestoßen hat. Und es gibt "große Aufgaben, die noch vor uns stehen". Zum Beispiel der Bau eines Bürgerhauses in Werneck. Im Moment ist das noch Zukunftsmusik. Sebastian Hauck hat sich erst einmal auf überschaubare Kleinprojekte konzentriert. In jedem Ortsteil will er drei kleine, finanzierbare Maßnahmen umsetzen. Mal ist es ein schmuckes Blumenbeet, mal ein neues Spielgerät. Der Bauhof hat mit der Umsetzung bereits begonnen. "Das ist viel Arbeit", weiß der Bürgermeister, "aber es wird positiv wahrgenommen." Und weil es sich bewährt, denkt er an eine Wiederholung, wenn die mit dem Gemeinderat und der Verwaltung erstellte Maßnahmenliste abgearbeitet ist.
Apropos Gemeinderat: Sebastian Hauck lobt die Zusammenarbeit mit dem Gremium. Sein Anspruch ist es, miteinander Ideen für die Zukunft der Marktgemeinde zu entwickeln. Das sei spannend und abwechslungsreich, "das macht Spaß". Also vermisst der Berufsschullehrer, der an der FOS/BOS in Schweinfurt Wirtschaftspädagogik unterrichtet hat, das Schulleben nicht? "Momentan beneide ich meine Lehrerkollegen nicht", meint Sebastian Hauck und lenkt den Fokus wieder auf die Corona-Pandemie, die auch den Bürgermeister hin und wieder ins Home-Office zwingt.
Der 37-Jährige ist Vater von drei Kindern, die in Zeiten von Home-Schooling und geschlossenen Kitas betreut werden wollen. Als Familienvater will er auch in Nach-Corona-Zeit diesen "Spagat" gut hinbekommen.