Schon alle Geschenke zusammen? Oder zumindest alle Ideen im Kopf? Wer gerne Bücher verschenkt und sich nicht ganz sicher ist, wozu er greifen soll: Klassiker, Neuerscheinung oder Bestseller – Julia Rehder, die Chefin der Stadtbibliothek Gerolzhofen, hat sich für uns Gedanken gemacht. Und wer gerne wissen möchte, was er da verschenkt: Einfach vorab ausleihen und lesen.
Julia Rehder pendelt zur Arbeit, von Zapfendorf bis Gerolzhofen kann man sich schon mal in ein Hörbuch vertiefen. Die CD-Schuber sind allerdings sperrig, außerdem ist es ziemlich lästig, beim Fahren nach der nächsten CD zu kramen, wenn eine durch ist. Ihr Geschenktipp für Pendler: Mobi-Hörsticks. Gibt's demnächst auch zum Ausleihen in der Bibliothek. Auf so einen Stick passen gut drei Bücher, er braucht nicht viel Platz im Auto oder in der Tasche. "Das kann man gut verschenken."
Klassiker zum Freuen und zum Nachdenken
Vor der Bescherung mit Kindern Weihnachtsstimmung zaubern und auch als Erwachsener Freude an einer liebenswerten Geschichte und schönen Bildern haben: Das geht mit dem Bilderbuch "Ein kleines Stück vom Glück" von Robert Barry und Ute Krausse. Ein kleines Stück von einem Christbaum kann viele Wesen glücklich machen, zeigt das Buch. Außerdem geht es um Nachhaltigkeit, sagt Rehder. Denn was jemand nicht braucht, ist noch lange nicht wertlos. Erwachsene und Kinder dürften auch viel Spaß haben bei einem Klassiker: "Die Weihnachtsmaus" von James Krüss.
Und bei den Bilderbüchern von Michael Ende. Zum Beispiel "Norbert Nackendick". Norbert ist ein nicht alltägliches Nashorn."Es geht um Ehrlichkeit, um Selbstreflexion." Ebenso bezaubernd wie hintergründig aber auch die Geschichte von "Tranquilla Trampeltreu", der beharrlichen Schildkröte, die sich in ihrem Tempo einfach auf den Weg macht. Egal, ob die anderen meinen, sie sei zu langsam. Oder die Geschichte von Filemon Faltenreich, dem Elefanten, der viel nachdenkt. "Das kann man auch Erwachsenen schenken", meint Julia Rehder, die eine große Bewunderin von Michael Ende ist.
Wer das Kind in sich auf Weihnachten einstimmen will, für den hat Rehder vier Tipps. "Sehr, sehr lustig", sagt sie. Das zeigen schon die Titel der Bücher von Thorsten Saleina: "Josef, es ist ein Mädchen" , "Josef, wir haben ein Problem", "Josef wir brauchen ein Neues Testament", "Josef, er hat schon Follower".
Fast wie ein Computerspiel
Ein Buch, das wie ein Computerspiel ist: Das wäre doch was, um Kids, die vielleicht nicht so lesebegeistert sind, mal vom Computer wegzubringen, meint Rehder. Die Reihe "1000 Gefahren" bietet spannende Geschichten, bei der der Leser mitbestimmt, wie's ausgeht. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie es in einer Situation weitergeht. Soll der Held alleine losziehen? Begibt er sich in eine bestimmte Situation? Je nachdem, was der Leser will, entscheidet sich, auf welcher Seite seine Geschichte weitergeht. Ähnlich auch "Das Dorf" von Karl Ohlberg. Interaktiv geht es um Nanos Abenteuer.
Und was könnte man der besten Freundin unter den Baum legen? "Eurebos" von Ursula Poznanski, schlägt Julia Rehder vor. "Ganz großartig, es geht um psychische Tricksereien des Internets." Das Buch sei zwar ein Jugendbuch (ab 14 Jahre), aber am Puls der Zeit. "Sehr, sehr spannend."
Spannend auch "Niemand wird entkommen" von Alexander Burkhard, der jüngst in der Stadtbibliothek gelesen hat. "Abseits vom Mainstream, kann ich vollsten Herzens empfehlen."
Romantiker dürften sich freuen über "Alle sieben Welten" von Daniel Glattauer. Das ist die Fortsetzung von "Gut gegen Nordwind" der Internet-Liebesgeschichte von Leo und Emma. "Mit den beiden geht es weiter, das wissen viele nicht", sagt Julia Rehder. In die Realität einer Influencerin entführt "Offline ist es nass, wenn's regnet" von Jess Kirby.
In der Nazizeit spielt "Winterbienen " von Norbert Scheuer. Der Erzähler, Epileptiker, versucht Juden in präparierten Bienenstöcken über die Grenze zu bringen. Rehder hat es noch nicht gelesen, aber: "Es soll sehr, sehr gut sein." Eine spannende Mischung ist "Die vielen Leben des Harry August" von Claire North. "Krimi, Science Fiction, die Grenzen verschwinden", sagt Julia Rehder. "Ein interessantes Gedankenspiel."
Wer in der Vorweihnachtszeit etwas basteln müsste, für den gibt es auch einen kreativen und ungewöhnlichen Tipp: "Briefumschlagsterne" von Christiane Steffan. "Das ist so eine lustige Sache", sagt Julia Rehder. Und sie scheint gut anzukommen. "Das Buch war gleich weg."