Es ist der 22. Oktober 2019 abends. Und es ist bereits dunkel. Ein gespanntes Thriller-Publikum hat sich im historischen Gebäude des Bürgerspitales in Gerolzhofen eingefunden und wartet darauf, von Kriminalautor Alexander Burkard Einblick in die Abgründe der menschlichen Seele zu bekommen. So der Wortlaut einer Pressemitteilung.
Tanja Hußlein und Julia Rehder, Leiterin der Stadtbibliothek, haben in den letzten Monaten das Programm zusammengestellt sowie ordentlich die Werbetrommel gerührt. Es hat sich ausgezahlt. Der Raum ist voller gespannter Augen.
Dann kündigt Julia Rehder dem Publikum den gebürtigen Bamberger Autor an. Und schließlich ist es soweit. Das Licht in dem historischen Gewölbe erlischt und Totenstille kehrt ein. Man hätte eine Feder fallen hören können.
Plötzlich klingelt ein Telefon. Und eine verzerrte Automatenstimme fragt: „Vermissen Sie etwas? Nicht ganz zufällig Ihre Familie? Töten Sie Anton Krüger! Noch heute Nacht! Nur dann wird Ihrer Familie nichts geschehen!“
Natürlich geschieht dies nicht in Wirklichkeit. Aber in den Köpfen des hörenden Publikums ist es in genau diesem Augenblick pure Realität: Ein nichtsahnender Familienvater als verlängerter Arm eines geisteskranken Mörders, eine spurlos Verschwundene, eine Serie von unerklärlichen Morden und ein Hauptkommissar, der im letzten Augenblick seine Ehe noch retten will und erst viel zu spät merkt, dass er sich selbst im Fadenkreuz des Killers befindet - all das zieht die Anwesenden in den Bann.
Das Publikum sitzt nicht länger auf Stühlen. In jenem Moment ist es Teil der Geschichte.
Nach gut anderthalb Stunden, an der spannendsten Stelle, finden sich alle Zuhörer plötzlich und unerwartet in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek wieder. Das Licht ist angegangen, und so manches Herz klopft noch hörbar laut.
Doch die angespannte Situation ist schnell verflogen. Das Publikum beginnt ganz langsam, sich mit Fragen an den Autor zu wenden. Autor Alexander Burkard antwortet frei weg von der Seele und sorgt für manchen Lacher. Die Fragen werden mehr und mehr, und schließlich befindet sich der ganze Raum in angeregter Konversation.
Fazit: Ein Abend wie eine Achterbahnfahrt. Und begeisterte Zuhörer, die wieder einmal erfahren durften, dass Lesen (und Zuhören) nicht langweilig sein müssen.