
Am Tag nach den aufregenden Ereignissen wirkt Manuel Nöller gelöst. Am Telefon erzählt er von der Rettungsaktion seiner Gruppe, mit der er ein Wochenende in der Zabelsteinhütte nahe Hundelshausen (Lkr. Schweinfurt) verbracht hatte. Davon mehrere Stunden unfreiwillig, weil nach dem urplötzlichen Wintereinbruch am Sonntag eine Abreise nicht mehr möglich war.
Es sollte eigentlich ein schönes Wochenende an einem besonderen Ort werden. Die neun Männer und Frauen der Kolpingsfamilie Sulzheim hatten das Lingmann-Haus am Gipfel des 489 Meter hohen Zabelsteins im Steigerwald für zwei Tage angemietet, um ihr Zeltlager zu planen und danach einen gemütlichen Abend zu verbringen.
Abreise mit Autos war nicht mehr möglich
Was sie am Sonntagmorgen nach dem Aufstehen erblicken mussten, überraschte sie gewaltig. In der Nacht war der Winter zurückgekehrt und starke Schneefälle hatten die Hütte eingeschneit. "Alles war weiß", berichtet Nöller. Ein Wegkommen mit den Autos war unmöglich.
Das Hauptproblem: Aufgrund des heftigen Schneefalls mit über zehn Zentimeter weißer und recht nasser Pracht waren nicht wenige Bäume auf die Wege gestürzt. Zunächst versuchte die Gruppe, die Baumstämme selbst beiseite zu schaffen. "Das ging nicht, die Bäume waren einfach zu groß", so Nöller.
Zu Fuß den Weg ins Tal antreten, war auch nicht möglich. "Wir haben immer wieder das Knacken der Bäume und Äste gehört. Das wäre viel zu gefährlich gewesen." Erschwerend kam hinzu, dass eine Teilnehmerin einen gebrochenen Fuß hat und sich nur mit Krücken fortbewegen kann.
Feuerwehren rückten nach Notruf an
Es blieb nur eine Option: den Notruf 112 wählen. Binnen weniger Minuten rückten die Feuerwehr am Zabelstein aus Hundelshausen und Altmannsdorf sowie ihre Kollegen aus Michelau an. Doch selbst für die 17 Floriansjünger war die Räumung der über zwei Kilometer langen Hauptzufahrtsstraße vom Parkplatz an der Straße von Hundelshausen nach Fabrikschleichach durch den Wald nicht ohne Gefahr.
Christian Geiling, Kommandant der Zabelstein-Feuerwehr, berichtet von dutzenden umgestürzten Bäumen und unzähligen abgebrochenen Ästen, die dem Gewicht des nassen Schnees nicht standhielten. Er entschied deshalb, sich zunächst mit nur vier Rettern, einem Traktor und einem Kleinbus langsam vorzutasten.
Mit dem Frontlader schoben sie mehrere Bäume zur Seite, andere größere Stämme mussten mit der Kettensäge zerlegt werden. Glücklicherweise waren Kollegen im Einsatz, die bei den Bayerischen Staatsforsten arbeiteten und sich im Gelände gut auskennen. Rund zwei Stunden mussten sich die Wehren den Weg zum Gipfel "freikämpfen", berichtet der Kommandant. Zum Glück habe es keine kritischen Situationen gegeben.
Helfer wurden mit Applaus empfangen
Oben angekommen, war die Freude bei den Eingeschneiten riesig. Die Helfer wurden mit Applaus begrüßt, so Geiling weiter. Zuvor hatte die Gruppe das Beste aus der Notlage gemacht. Manuel Nöller berichtete von einer guten Stimmung und dass niemand frieren musste, weil genügend Holz für den Ofen vorhanden war. "Wir haben gesungen, gespielt und ausgiebig gefrühstückt."
An einen derart außergewöhnlichen Einsatz konnten sich weder Geiling, der erst im Januar ins Amt gewählt wurde, noch seine erfahreneren Kameraden erinnern. Froh seien alle über das "Happy End" gewesen.
Wanderer aus Stuttgart unweit der Hütte in Not
Nur wenige Hundert Meter entfernt mussten an jenem Morgen zwei Wanderer ebenfalls aus einer Notlage gerettet werden. Das Paar aus Stuttgart, das zu einer mehrtägigen Tour im Steigerwald unterwegs war, hatte nach Angaben des Kommandanten in einem Unterstand Schutz vor den Schneemassen und umstürzenden Bäumen gesucht.
Man habe sie dort im Zuge der Räumungsarbeiten angetroffen, so Geiling. Beide hätten mit der Situation überfordert gewirkt. Die Feuerwehr brachte die Wanderer nach Hundelshausen. Dort konnten sie sich aufwärmen, bevor für sie eine Anschlussmöglichkeit nach Hause gefunden wurde.
Ein Dank an unsere ehrenamtlichen Feuerwehren, die ihre Freizeiten für solche und abstrusere Notfälle opfern .