Wenn es etwas gibt, das den jung gebliebenen Stadtrats-Senior Georg Wiederer seit vielen Jahren umtreibt, dann ist es die Frage, warum sich CSU-Oberbürgermeister Sebastian Remelé nicht noch mehr darum bemüht, für Schweinfurt und seine Vorzüge zu werben. Vor kurzem wurde Wiederer 79 Jahre alt, die Zukunft der Stadt sieht er aber nicht bei Rentnern, sondern in jungen Familien.
Schon vor einigen Wochen hatte er in einer Stadtratssitzung erklärt, dass er bei einem Besuch in München in der U-Bahn die Plakate der bundesweiten Standortkampagne des Landkreises Bad Kissingen gesehen habe. Dass ausgerechnet der Bäderlandkreis mit einer deutlich älteren Bevölkerung als der Durchschnitt mit dem Slogan "Hier geht's besser" für junge Familien wirbt und das auch noch mit Erfolg und einer durchaus pfiffig zu nennenden Kampagne, war für den FDP-Stadtrat Anlass, eine Anfrage an den OB zu stellen und ein verstärktes und aktiveres Standortmarketing zu fordern. "Nicht nur um Unternehmen in die Stadt zu holen, sondern auch qualifizierte Umzugswillige."
Standortvorteile ländlicher Regionen hervorheben
Man solle die Standortvorteile ländlicher Regionen im Vergleich zu Großstädten, wie etwa günstigere Bauplätze, bezahlbarer Wohnraum, geringere Lebenshaltungskosten oder größere Nähe zur Natur hervorheben, "um gezielt junge Menschen anzuziehen." Wiederer hält den Nutzen einer solchen Kampagne – die Bad Kissinger wurde auch mit einem Video von einer Würzburger Agentur entwickelt – für hoch. "Man holt junge Menschen in die Stadt, bindet damit langfristige Steuerzahler und kehrt den demographischen Wandel um", erklärt er. Außerdem finde man mehr qualifizierte Arbeitnehmer für die lokale Wirtschaft und sichere "die langfristige Zukunft der Stadt."
Wiederer will von der Verwaltung wissen, ob man eine ähnliche Kampagne, eventuell gemeinsam mit dem Landkreis Schweinfurt oder den Umlandgemeinden, plane oder ob gar Bad Kissingen fragte, ob man sich beteiligen wolle. Außerdem fragt er, ob "die Verwaltung, entweder mit Bad Kissingen oder mit anderen Gemeinden, einen laufenden Erfahrungsaustausch über die Wirksamkeit dieser Maßnahmen" habe. Ebenso möchte er eine Kosten-Nutzen-Rechnung, was also eine Kampagne kosten würde und wie viele Menschen deshalb in die Region ziehen müssten, damit es sich positiv auswirke, insbesondere in Sachen Einkommensteuer-Anteil für Schweinfurt.