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Gerolzhofen
Gärtnereien setzen auf Straßenverkauf und Gemüsepflanzen
Frühjahr, eigentlich eine gute Zeit für Gärtnereien. Der Handel ist aber durch das Coronavirus stark eingeschränkt. Doch es gibt Möglichkeiten für Kunden und Anbieter.
Birgit Krais bietet in ihrem Geschäft in der Gerolzhöfer Bleichstraße unter anderem Gemüse- und Kräuterpflanzen an. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit erlaubt derzeit Gärtnereien den Verkauf, wenn das Angebot zur Lebensmittelversorgung überwiegt.
Foto: Andreas Lösch | Birgit Krais bietet in ihrem Geschäft in der Gerolzhöfer Bleichstraße unter anderem Gemüse- und Kräuterpflanzen an.
Andreas Lösch
Andreas Lösch
 |  aktualisiert: 13.04.2020 02:10 Uhr

Wer jetzt etwas mehr Zeit hat, weil er wegen der Coronakrise Überstunden abbauen oder zum Beispiel in Kurzarbeit muss, mag vielleicht die Idee ganz nett finden, sich ein bisschen um den Garten oder den Balkon zu kümmern. Die Gärtnereibetriebe im Raum Gerolzhofen könnten da jetzt ein gutes Geschäft machen, gäbe es da nicht ein Problem: Ganz normal den Laden aufmachen und Pflanzen verkaufen, das geht nicht.

Aber zumindest gibt es eine Möglichkeit, die Ware an den Kunden zu bringen: Gärtnereien, bei denen das Angebot zur Lebensmittelversorgung überwiegt, dürfen öffnen, teilt Uta Baumann, Pressesprecherin am Landratsamt in Schweinfurt mit. Das heißt, es müssen mehr als 50 Prozent der angebotenen Pflanzen essbar sein, also etwa Gemüse-, Obst-  Salat- oder Kräuterpflanzen.

Gärtnereien als Mischbetriebe

Grundlage für diese Regelung ist laut Landratsamt die Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung, die am 31. März dieses Jahres aufgrund der Coronapandemie in Kraft getreten ist und die vorerst bis 19. April 2020 gilt. Auf Grund mehrerer Rückfragen habe das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Regierung von Unterfranken mitgeteilt, dass eine solche Auslegung der Verordnung möglich ist, schreibt Baumann. "Gärtnereien gelten dadurch als Mischbetriebe und sind nach dem Schwerpunktprinzip zu beurteilen." Wenn die Lebensmittelversorgung  überwiegt, "dürfen Gärtnereien ihr gesamtes Sortiment vertreiben. Sollte der Schwerpunkt des Sortiments im nicht erlaubten Bereich liegen, ist nur der Verkauf von Produkten zur Lebensmittelversorgung erlaubt". Davon unabhängig sei ein
Lieferservice sowohl für Produkte zur Lebensmittelerzeugung als auch für andere Produkte wie etwa Schnittblumen oder Zierpflanzen möglich.

In der Gärtnerei von Birgit Krais gibt es zum Beispiel diesen Ananassalbei zu kaufen (auch Honigmelonen-Salbei genannt), der als Würzkraut genutzt werden kann.
Foto: Andreas Lösch | In der Gärtnerei von Birgit Krais gibt es zum Beispiel diesen Ananassalbei zu kaufen (auch Honigmelonen-Salbei genannt), der als Würzkraut genutzt werden kann.

Birgit Krais hat deswegen seit einigen Tagen ihre Gärtnerei in Gerolzhofen für Kunden wieder nach den gesetzlichen Vorgaben geöffnet. Sie hat derzeit sogar 70 Prozent essbare Pflanzen im Angebot, weil zwischenzeitlich unklar war, wie hoch der Anteil dieser Produkte sein muss. Seitdem klar ist, welche Voraussetzungen gelten, kann Krais zumindest einen Teil ihres Frühjahrsumsatzes machen. Denn so oder so stehen Gärtnereien derzeit vor einer schwierigen Situation. Wer etwa überwiegend nur Zierpflanzen oder Schnittblumen anbietet, gilt nicht als Mischbetrieb und darf nur Pflanzen zum Verkauf anbieten, die der Lebensmittelversorgung dienen. 

Geld in Vertrauenskasse

Krais hat vor ihrer Gärtnerei die Waren zum Verkauf aufgestellt. Das Geld müssen die Kunden in eine Spendenkasse beziehungsweise Vertrauenskasse einwerfen. Eine Kundin, die am Montag (6. April) bei Krais einige Pflanzen gekauft hat, erklärte dem Reporter, dass sie sich bereits darauf eingestellt und mehr Kleingeld mitgenommen habe, da sie nicht damit rechnen könne, dass ihr jemand zum Beispiel auf einen 20- oder 50-Euro-Schein herausgibt. Die Sache mit der Vertrauenskasse ist zwar aus rein kaufmännischer Sicht ein Risiko, aber Birgit Kraus erklärt, dass es bislang gut funktioniert. "In der Regel sind die Kunden ehrlich, muss ich sagen." Eher noch sei es so, dass die Käufer den Preis aufrunden, anstatt zu wenig Geld einzuwerfen. 

Dass zumindest ein Teil der Pflanzen so verkauft werden kann, ist für Krais zwar ein Lichtblick, dennoch sind die Beschränkungen durch die Coronakrise eine harte Prüfung für ihr Geschäft. "Es trifft mich hart. Es trifft auch andere hart", sagt sie. Viele Gärtnereien müssten einen Großteil ihrer  saisonalen Pflanzen wegwerfen, denn sie müssten ja wieder Platz schaffen für den Sommerflor (unter anderem Tomaten, Paprika, Geranien), denn die Hoffnung besteht nun darin, "wenigstens das dann verkaufen zu können", sollten die Vorgaben wieder gelockert werden. 

Hoffen auf das Geschäft im Mai

In Gerolzhofen hat auch die Gärtnerei Gräb ein Schild vor ihrem Hof an der Rügshöfer Straße aufgestellt, um den Verkauf von Gemüsepflanzen zu bewerben. Andere wiederum, wie etwa Gartenbau Gernert in Gerolzhofen und Oberspiesheim, setzen aktuell darauf, dass die Verkaufsbeschränkungen nach den Osterferien wieder gelockert werden. Gernert hat reichlich Zier- und Balkonpflanzen im Sortiment. Würde der Verkauf ab Ende April bis Ende Mai dann doch nicht erlaubt sein, wäre das ein harter Schlag. "Wir hoffen halt, dass bis dahin wieder offen ist", sagt Udo Gernert.

Sein Bruder Joachim Gernert, der über die Gernert GmbH in Gerolzhofen sogenannte Kultur- beziehungsweise Pflanzentrays herstellt und international vertreibt, also Pflanzschalen und - behälter mit Bewässerungs- und Nährstoffaufnahmesystem, weiß von Kunden aus der Gärtnereibranche, dass eine Vielzahl der Pflanzen, "die für Ostern vorproduziert wurden" nun vernichtet werden. Ganz so optimistisch, dass bereits Ende April Gärtnereibetriebe wieder normal verkaufen können, ist Joachim Gernert aber nicht. " Mein Gefühl sagt mir: Ab 1. Juni ist wieder offen."

 
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