Funklöcher aufspüren und per App ans Landratsamt melden – so lautete der Appell, den der Landkreis Schweinfurt im Oktober 2016 an seine Bewohner herausgab. Nun liegt die erste Auswertung vor, mit der im Rücken die Kreisverwaltung den Kontakt zur Staatsregierung sucht.
Neun Monate lang hatten genervte Mobilfunktelefonierer bis Juni Gelegenheit, via Android-App oder per Online-Formular (auch mit iOS-Handy nutzbar) Funklöcher zu melden. Das Ziel des Landkreises Schweinfurt: mehr Klarheit über die tatsächliche Netzabdeckung in der Region bekommen. Die Aussagen der Mobilfunkanbieter, es lägen kaum Netzlücken vor, passten schwer zusammen mit den Klagen vieler Bürger, die Bürgermeister vor Ort regelmäßig zu hören bekommen.
Mehr als 500-mal heruntergeladen
Aufschlussreiche Zahlen suchte Frank Deubner, Wirtschaftsförderer im Landratsamt, auch bei Behörden vergeblich. Stattdessen wertete er nun die beachtliche Beteiligung der Bürger aus: Mehr als 500-mal war die Funkloch-App heruntergeladen worden. Insgesamt gingen 679 Funklochmeldungen ein. Sie verteilen sich zu nahezu einem Drittel je auf die drei Anbieter Telefonica mit O2 und E-Plus, Deutsche Telekom und Vodafone.
Bestätigt haben sich laut Deubners Auswertungen die schon von den meisten Anbietern eingestandenen Netzlücken entlang der Steigerwaldgemeinden und im nordöstlichen Landkreis. Lokale Unterschiede dagegen hängen meist von der Funkmastabdeckung des jeweiligen Anbieters ab. Überrascht hat Deubner etwa, dass im schweinfurtnahen Sennfeld Telefonica-Kunden besonders schlecht gestellt sind. Entgegen der Anbieterangaben sind Telekom-Kunden von Röthlein bis Kolitzheim und Kunden von Vodafone im Bereich um Lindach und Zeilitzheim auffällig schlecht gestellt.
Wegen der laut Deubner zwar geringen, aber laufenden Kosten wurde die App im Juni deaktiviert. Die detaillierten Daten wird die Kreisverwaltung in Kürze auf der Webseite des Landratsamtes für Bürger und Gemeinden zur Verfügung stellen. Sie sollen in der Diskussion mit den Anbietern als Bezugsdaten helfen.
Bewerbung als Modellregion
Dass die Zahl der Meldungen pro Anbieter und Gemeinde auch von Zufallsfaktoren wie der Zahl der teilnehmenden Kunden pro Anbieter abhängt, ist den App-Verantwortlichen klar. Und trotzdem: „Kein anderer Landkreis hat solche detaillierten Ergebnisse“ zur Mobilfunkversorgung, sagt Frank Deubner. Eine Initiativbewerbung an Wirtschaftministerin Ilse Aigner und deren Zukunftsinitiative Mobilfunk sei darum auf dem Postweg nach München. „Wir würden als Modellregion zur Verfügung stehen.“ Mit einem Sofortprogramm will die Staatsregierung darin bis 2020 in unversorgten Gebieten nachrüsten.