Man kann darüber streiten, welche Relevanz es hat, dass Millionen Menschen auf der Welt viel Energie aufwenden, um mit dem Handy-Spiel „Pokémon Go“ in der realen Welt virtuelle Fantasiewesen zu jagen. Einen echten Nutzen versprechen sich dagegen der Landkreis Schweinfurt und die Hochschule für angewandte Wissenschaften (FH) Würzburg-Schweinfurt von einem neuen „Suchspiel“, das sie ins Leben gerufen haben: ihre App fahndet nach Löchern im Mobilfunknetz.
Das Prinzip ist relativ einfach: Bricht die Verbindung zu einem Handy ab, speichert das Smartphone die GPS-Koordinaten des Standorts. Wenn das Telefon wieder am Netz ist, kann der Nutzer diese Daten an einen Server schicken. Diese Informationen sollen dann zu einer Koordinatensammlung oder einer Funkloch-Landkarte zusammengefügt werden. Je öfter ein Funkloch gemeldet wird, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass es sich nicht um eine temporäre Störung, sondern um ein Gebiet handelt, das ein Mobilfunknetz nicht abdeckt, erklärt Professor Steffen Heinzl von der FH.
Zurück geht das Projekt auf den Schweinfurter Kreistag, der weitreichende Informationen über die Mobilfunkversorgung im Landkreis haben wollte. Wie Wirtschaftsförderer Frank Deubner sagt, habe man bei zwei Anbietern die Auskunft erhalten, dass alle Ortschaften fast komplett abgedeckt seien. Dies kollidierte mit Erfahrungen, wie sie zum Beispiel Friedel Heckenlauer, Bürgermeister von Stadtlauringen (Lkr. Schweinfurt), gemacht hat. In seiner Heimatgemeinde berichten Einwohner immer wieder über fehlende Verbindungen. Im benachbarten Schonungen, das ebenfalls über vergleichsweise dünn besiedelte Landstriche verfügt, ist es ähnlich.
Heckenlauer ist auch CSU-Fraktionschef im Kreistag und brachte eine Mehrheit für die Idee zusammen, die Mobilfunklöcher genau zu erfassen. Deubner fand Hilfe bei Professor Heinzl an der FH-Fakultät für Informatik und Wirtschaftinformatik. Er kannte Kollegen, die zwar gerade eine ganz andere Software aufbauen, bei der aber als eine Art Nebenprodukt die Funklochortung dabei war. Sie ist nun gezielt für die Such-App weiterentwickelt worden.
„Je mehr mitmachen, desto besser“, sagt Heinzl zu den Erfolgsaussichten der Funkloch-App. Er und Frank Deubner wollen dem Projekt ein halbes Jahr Zeit geben und dann überprüfen, ob die Daten für eine aussagekräftige Funklochkarte des Landkreises Schweinfurt ausreichen. Kreisrat Friedel Heckenlauer ist zuversichtlich, dass man dann belegen könne, dass die „bunten Karten der Mobilfunkanbieter nichts mit der Wirklichkeit“ zu tun hätten. Mit den Daten könne man Druck auf die Anbieter ausüben, um das Netz zu komplettieren, sagt er. Für ihn gehört dies zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts.
Aus wissenschaftlicher Sicht hält Steffen Heinzl das Projekt als Versuchsballon für interessant, auch wenn es schwierig sei, den Funklochmelder „zu monetarisieren“, also Geld damit zu verdienen. Eventuell sei das möglich, wenn sich andere Kommunen beteiligen und sich die Funklochsuche auf ganz Bayern ausweiten ließe. Heinzl kann sich aber auch andere Einsatzmöglichkeiten vorstellen: zum Beispiel einen Schlaglochmelder.
Die Funkloch-App ist kostenlos im Google PlayStore mit dem Suchbegriff „Funklochmelder“ abrufbar. Eingestellt ist sie auch auf der Internetseite:
www.landkreis-schweinfurt.de/wirtschaft . Noch schneller geht es, wenn Sie mit der Smartphonekamera den nebenstehenden QR-Code lesen.
Paradebeispiel für derartigen kommunalpolitischen Nonsens ist die Gemeinde Dittelbrunn. Vor vielen Jahren schaffte es das damalige Gemeinderatsmitglied Marianne Blank, ihre Kolleginnen und Kollegen von der Notwendigkeit derartiger Bestimmungen - nach ihrer Darlegung gerichtsfest, um die Bürgerschaft zu "schützen" -zu überzeugen.
Vielleicht kann Friedel Heckenlauer seinen Amtskollegen Willi Warmuth dazu bringen, das derartige Satzungsbestimmungen ein für alle mal in die Tonne getreten werden. Ich habe allerdings angesichts der Beratungsresistenz Dittelbrunner Gemeinderatsmehrheiten wenig Hoffnung, dass ihm das gelingt...