
Herr B. hat eigentlich gute Erinnerungen an die Kirche: "Die Zeit der Vorbereitung auf die erste Heilige Kommunion und auf die Firmung habe ich in guter Erinnerung." Die Kommunionvorbereitung wurde von einigen Eltern organisiert, die Firmgruppe von einer Seelsorgerin in der Gemeinde. Trotzdem ist Herr B. aus der Kirche ausgetreten.
Gerne erinnert er sich auch noch an die "Rappler-Zeit": "An den Tagen vor Ostern zogen wir durch das Dorf und riefen die Gebetszeiten aus - und natürlich freuten wir uns alle auf die Geschenke, die es dafür als Belohnung gab." Diese Gruppe habe er als echte Gemeinschaft erlebt. Nicht so gut in Erinnerung hat B. die langen Gottesdienste, besonders als Kind: "Das war langweilig, ich konnte keinen Bezug dazu aufbauen."
Entscheidung akzeptiert
Rückblickend schätzt er es sehr, dass seine Eltern und Großeltern ihn nie zum Gottesdienstbesuch gezwungen haben. Auch als er vor etwa zehn Jahren aus der Kirche austrat, haben sie diese Entscheidung akzeptiert und ihm keine Vorhaltungen gemacht. Doch trat B. aus der Kirche aus?
"Für mich war die Kirche schon immer eher ein Zwang, als dass ich gerne zur Kirche gegangen wäre." Mit zunehmendem Alter habe ihn auch gestört, dass katholische Pfarrer nicht heiraten dürfen und dass Frauen in der Kirche nicht gleichberechtigt sind und sie keine Priesterinnen werden dürfen. "Das sind für mich mittelalterliche Einstellungen."
Ärgernis Kirchensteuer
Auch die Kirchensteuer ist für Herrn B. ein Ärgernis. Das gibt er ehrlich zu. Ihn stört, dass die Vertreter der Kirche gerne als arm und bescheiden angesehen werden möchten, andererseits aber in der Kirche große Vermögenswerte vorhanden sind, die teils auch zur Schau gestellt werden. Erst jetzt werde damit begonnen, hier für mehr Transparenz zu sorgen, über welche finanziellen Ressourcen die Kirche verfügt. Ist man Mitglied der Kirche, werde die Kirchensteuer ganz automatisch abgezogen. "Wenn andere Religionsgemeinschaften - wie Scientology - Gelder von ihren Mitgliedern einfordern, ist die Gesellschaft zu Recht empört, bei der Kirche wird dies als selbstverständlich hingenommen."
"Nach meinem Austritt hat sich mein Verhältnis zur Kirche nicht verändert, ich hatte ja nie einen wirklichen, inneren Bezug zu ihr", beschreibt Herr B. sein Verhältnis zur Kirche nach seinem Austritt. "Das mag auch daher kommen, dass ich nicht an übernatürliche Kräfte, an Gott oder an göttliche Wesen glaube. Für mich sind Wissenschaft und Technik maßgeblich. Mit dem Glauben an einen Gott kann ich nicht wirklich etwas anfangen."
Christliche Werte bleiben
Auch wenn sich Herr B. entschieden hat, aus der Kirche auszutreten, fühlt er sich doch noch verbunden mit den Werten, die ihm in seiner Jugend auch durch die Kirche vermittelt wurden: "Sich um den Mitmenschen kümmern, aufmerksam und solidarisch zu sein, das sind Werte, die mir auch nach meinem Austritt aus der Kirche wichtig geblieben sind." Auch wenn der Glaube für ihn keine Bedeutung mehr hat, sieht er, dass für viele Menschen ihr Glaube wichtig ist für ihr Leben, dass der Glaube an die Erlösung und daran, dass jeder Mensch von Gott gewollt und geliebt ist, vielen die Kraft gibt, auch Schweres zu tragen und an Schicksalsschlägen nicht zu zerbrechen - auch wenn ihm dieser Glaube fremd ist.
Die Namen der Personen, die über ihren Kirchenaustritt berichten, sind dem Verfasser bekannt.
arm und bescheiden?
Also ich kenne da ganz andere Personen.
In meinem Heimatdorf gab es einen Pfarrer, der hatte einen wesentlich höheren Lebensstandard als seine Schäfchen.
Und da ihm seine Köchin als Lebensgefährtin nicht genügte hatte er auch noch eine jüngere Freundin.
Da diese beiden Frauen und auch sein persönlicher Anspruch nicht mit einem Pfarrersgehalt zufrieden zu stellen waren griff der "Herr Hochwürden" auch noch in die Kasse der Kirchengemeinde. Das ging lange gut bis es dem Kirchenvorstand zu viel wurde und er beim bischöflichen Ordinariat vorstellig wurde. Auch da gab es dann Mitglieder der Pfarrgemeinde, die es ungehörig fanden, dass der klauende Pfarrer angeschwärzt worden war.
Die Reaktion des Ordinariats war übrigens nur eine Versetzung des Pfarrers in eine andere Gemeinde, keine Bestrafung für den Diebstahl der Spendengelder.
Also es gibt durchaus Kirchenmänner, die zu leben wissen.
oder an kardinal marx, der es ja auch zu bescheidenen wohlstand gebracht hat, den er jetzt löblicherweise zum teil in eine stiftung zugunsten der missbrauchsopfer einbringt.
ja, die arme kirche, was würde wohl jesus dazu denken oder sagen?
oder ist er gar schon selbst ausgetreten?
viele haben wahrscheinlich ähnliche erfahrungen gemacht wie herr b., bei mir war es zumindest ähnlich, bis auf einen gewissen zwang bis zum beginn der lehrzeit in die kirche zu müssen, danach war es mir freigestellt in den gottesdienst zu gehen.
einen zugang zum glauben wie manche ihn beschreiben hatte ich nie.
anfang 2020 bin ich aus der kirche ausgetreten und habe es nicht bereut, das einzige das ich bereuen könnte ist, das ich so spät ausgetreten bin, aber das ist wahrscheinlich so ähnlich wie bei vielen die mitglied im fitnesscenter sind, ihre beiträge zahlen und nie hingehen.
die eingesparte kirchensteuer ist ein positiver nebeneffekt, einen teil davon hab ich ende letzten jahres an menschen gespendet die quasi "systemrelevant" sind, da war mir klatschen dann doch zu billig.
die hätten vor 50 jahren bestimmt so richtig was zu hören bekommen wenn sie mich nicht hätten taufen lassen, ganz zwanglos wäre das nicht gewesen.
da meine eltern eine "mischehe" eingegangen sind haben sie beiderseits ein "frohes Bild von Jesus und seiner Kirchen" vermittelt bekommen, mein vater ist zwar nicht ausgetreten, ihm ging aber "seine" kirche sonstwo vorbei nachdem er aufgrund der mischehe die patenschaft seines neffen nicht übernehmen durfte.
meine mutter hat sich redlich bemüht, nutzt halt nix wenn der kurze nicht glauben will.
die kirchensteuer war nicht der hauptgrund für meinen austritt, wohl eher, das man die kirchensteuer hernehmen wollte um missbrauchsopfer zu entschädigen, das hätte man sich von den missbrauchern und vertuschern holen müssen.
und das ich gespendet habe, darauf können sie einen lassen, und die empfänger haben sich riesig gefreut.
mit maria wärs ja vorstellbar, aber die ist ja schon mit josef zusammen, also wieder nix...
ich musste früher ja auch gezwungenermaßen in die kirche, aber jesus war mir da nie gegenübergestanden bzw. hat mich konkret angesprochen.
vielleicht wären eine gewisse menge messwein und weihrauch dabei hilfreich gewesen und ein schuss glauben dazu, dann hätte das auch bei mir geklappt...
aber wie sang anno dunnemals schon wolfgang ambros:"das leben ist ein heidenspaß, für christen ist das nix".
tja, und bei meinen eltern brauche ich mich nicht zu beschweren, die standen ja damals auch unter einem gewissen "zwang", wie´s halt so is aufm kaff wo geglodzd werd ob der bua nei die kärch gedd odder ned.