
Nachdem der Funkverkehr von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten bereits von analog auf digital umgestellt wurde, erfolgt nun als nächster Schritt die flächendeckende Umrüstung der Alarmierungen ebenfalls auf Digitalfunk. Das heißt, dass die Gemeinden dazu auch alle Sirenen technisch umrüsten müssen. Dazu wurde vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz ein Förderprogramm aufgelegt. Auch die Sirenenalarmierung in Gerolzhofen und Rügshofen wird nun optimiert.
Falls eine bestehende Sirene auf dem Dach und im Dienst bleiben soll, muss dort zumindest ein neues digitales Empfangsgerät eingebaut werden. Der Gerolzhöfer Stadtrat will aber einen Schritt weiter gehen und hat bereits am 30. Mai 2022 den Grundsatzbeschluss gefasst, erstens alle Motorsirenen durch modernere zu ersetzen, mit denen auch Sprachdurchsagen möglich sind, und zweitens auch die Standorte der Geräte zu überprüfen und gegebenenfalls die akustische Abdeckung durch neue Standorte und/oder zusätzliche Sirenen zu optimieren.
Neue Gebiete im Norden und Süden
Denn es hat sich gezeigt, dass die derzeitigen Sirenenstandorte im Stadtgebiet wegen den Baugebietserweiterungen im Süden und Norden nicht mehr ausreichen, um im Katastrophenfall alle Menschen zuverlässig zu erreichen. Außerdem gab es von privater Seite den Wunsch, die in Rügshofen noch auf dem Wohnhaus des früheren Rügshöfer Bürgermeisters Ernst befindliche Sirene zurückzubauen und andernorts zu installieren.
Der Stadtrat hatte Ende Mai einen entsprechenden Auftrag an die Verwaltung erteilt, die Kosten für die neuen Sirenenanlagen zu ermitteln und gleich auch einen entsprechenden Förderantrag zu stellen. Das Stadtbauamt hat dann das Ingenieurbüro Bopp aus Schweinfurt für die Bestandsaufnahme sowie für die Neuplanung und Kostenberechnung beauftragt. Das Ergebnis wurde nun von Holger Bopp vorgestellt.
Eine zusätzliche Sirene
Momentan gibt es fünf Sirenen im Stadtgebiet: auf dem Feuerwehrhaus, auf dem Hochhaus der Wohnungsbaugenossenschaft an der Berliner Straße, am Kreisbauhof an der Schallfelder Straße, auf dem Alten Rathaus am Marktplatz und in Rügshofen in der Hauptstraße. Eine computergestützte Akustik-Simulation hat ergeben, dass es tatsächlich Bereiche gibt, wo ein Alarmton der bisherigen Motorsirenen derzeit kaum zu hören ist. Die gleiche Simulation, allerdings mit Sirenen der neuen Bauart, ergab, dass es trotzdem im Norden des Stadtgebiets in den Industriegebieten und an der Weißen Marter akustische Lücken geben würde.
Um diese Lücke zu "stopfen", empfiehlt das Büro Bopp die Errichtung einer sechsten modernen Sirene auf dem Gelände der Kläranlage. Die übrigen fünf Sirenen sollen gegen moderne Modelle ausgetauscht werden. Und es soll zwei Standortänderungen geben: Die Sirene auf dem Alten Rathaus am Marktplatz soll in Richtung Stadthalle umziehen, und die Rügshöfer Sirene hätte ihren optimalen Standort am Sportgelände des SV Rügshofen am östlichen Dorfrand. Die Sirenen-Standorte am Hochhaus, Feuerwehrhaus und Kreisbauhof können bestehen bleiben, lautet das Gutachten der Experten.
Akku zur Absicherung
Die neuen Sirenen haben mit den bisherigen Modellen nichts mehr gemein. Sie gleichen eher einem Bündel von Lautsprechern, die – je nachdem wie diese einzeln ausgerichtet werden – entweder nur Sektoren des Stadtgebiets oder eine ganze Fläche beschallen können. Jede Anlage hat für den Fall der Unterbrechung der Stromversorgung auch einen Akku, der über ein kleines Photovoltaik-Modul immer geladen ist. So kann die Sirene gegebenenfalls auch bei einer Katastrophe mit Stromausfall noch immer zuverlässig die digitalen Funkbefehle der Integrierten Leitstelle Schweinfurt empfangen. In der Praxis werden die Sirenen – hoffentlich – nur sehr selten aktiviert, weil im Gegensatz zu früher alle Alarme für die Feuerwehr so genannte "stille Alarme" sind und per Funk über die Pager laufen, die die Aktiven an ihrem Hosenbund tragen.

Nach Berechnungen des Ingenieurbüros Bopp kostet die ganze Aktion in Gerolzhofen und Rügshofen knapp 90.000 Euro. Über die Festbetragsförderung werden knapp 70.000 Euro öffentliche Gelder ausbezahlt. Somit liegt der Eigenanteil der Stadt bei 20.000 Euro.
Genaue Standorte noch zu prüfen
Stadtrat Johannes Roth (Freie Wähler), der auch Vorsitzender des SV Rügshofen ist, wunderte sich, jetzt im Stadtrat erfahren zu müssen, dass eine Sirene auf einem Mast am Rügshöfer Sportplatz aufgestellt werden soll. Das Sportgelände sei zwar städtisch, aber als Pächter hätte der Verein schon mal gefragt werden können, kritisierte Roth. Bürgermeister Thorsten Wozniak beschwichtigte, dass hier niemand überfahren werden soll. Es werde ja erst das Ergebnis der Computersimulation vorgestellt, "was keine Brüskierung des SV Rügshofen darstellen soll".
Der Stadtrat beschloss am Ende einstimmig die neuen Standort-Bereiche der Sirenenanlagen im Stadtgebiet. Dabei sei allerdings die genaue Lage eines jeden Standorts durch die Verwaltung erst nochmals zu prüfen und gegebenenfalls mit den Grundstückseigentümern eine Einigung zu erzielen.