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Schraudenbach
Frost in der Wintergerste, Ernteausfälle auch beim Getreide
Nicht nur der Wein, auch die Wintergerste ist erfroren. Die leeren Ähren sind ein Fall für die Biogasanlage. "So etwas gab es noch nie", sagen die Landwirte.
Auf diesem Feld bei Bergrheinfeld wird die Wintergerste ohne Körner für die Silage in der Biogasanlage gehäckselt.
Foto: Silvia Eidel | Auf diesem Feld bei Bergrheinfeld wird die Wintergerste ohne Körner für die Silage in der Biogasanlage gehäckselt.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 19.02.2024 18:55 Uhr

 Wogende Felder mit Wintergerste – aber keine Körner in den Ähren. Die späten Fröste im April und im Mai (Eisheilige) haben ganze Arbeit geleistet. "So etwas gab es noch nie", sagt das Landwirtschaftsamt Schweinfurt zu diesem teilweisen Totalausfall. Ob auch andere Getreidesorten so stark vom Frost getroffen sind, wird sich in einigen Tagen zeigen.

Landwirt Michael Vierheilig ist gerade beim Absilieren. Ein Drittel seines gesamten Wintergerstenbestands, etwa 15 Hektar, kann der Schraudenbacher heuer nicht mehr dreschen, sondern muss es jetzt abmähen, kleinhäckseln, und für die Biogasanlage Ettleben silieren. "Bei einem Kollegen sind es drei Viertel seiner Wintergerste", weiß er.

Erst gegen Ende Mai stellten er und viele andere Ackerbauern fest, dass auf diversen Feldern je nach Standort oder Wetterlage das Wintergetreide mit den langen Grannen gar keine Körner trägt. "Es ging ganz schnell", erinnert sich Vierheilig. Grün und prächtig stand die Gerste da, dann gab es zwei schöne Tage, und danach wurde das Feld plötzlich gelb. "Wenn man gegen die Sonne schaut, sieht man die leeren Ähren", ergänzt seine Frau.

Wichtig als Rohfaserfutter in der Schweinehaltung

Es habe immer mal wieder Jahre gegeben, in denen ein oder zwei Körner in der Ähre fehlten, berichtet der 55-jährige Landwirt. Aber solch einen Totalausfall des Getreides, das meist als Viehfutter dient, hat er noch nicht erlebt. Bitter sei das, denn bei der Schweinehaltung brauche man die Wintergerste als Rohfaserfutter. "Das muss man jetzt zukaufen". Circa 700 bis 800 Euro pro Hektar fehlten den Betroffenen wegen des Frosts, schätzt er.

Die finanziellen Einbußen bei den Landwirten dürften enorm werden, fürchtet auch Heinz-Dieter Hofmann, Pflanzenbauberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt (AELF). Er weiß, dass nicht nur der Landkreis Schweinfurt von den Frostschäden betroffen ist, sondern ganz Unterfranken, das nördliche Mittelfranken und Oberfranken.

Mehrere Frostnächte als Verursacher-Kandidaten

Ob es die Frostnächte vom 11. und 12. Mai, also die Eisheiligen, waren, oder der 1. und 2. April mit Minustemperaturen bis acht Grad – so kalt wie im ganzen Februar nicht – ist noch ungewiss, sagt Hofmann. Betroffen vom Frost war die Pflanze, weil das Getreide schon in das Längenwachstum ging und die Ähre schon angelegt war. Denn die Wintergerste, die im Herbst gesät wird, übersteht in der eigentlich kalten Jahreszeit auch Minustemperaturen.

Vermeintlich normale Ähren an den Halmen der Wintergerste, aber die Hülle der Körner ist leer.
Foto: Silvia Eidel | Vermeintlich normale Ähren an den Halmen der Wintergerste, aber die Hülle der Körner ist leer.

"Was ist mit Roggen, Triticale oder Weizen?", fragt der Fachmann. Er weiß inzwischen, dass es erste Totalausfälle beim Roggen im nördlichen Landkreis gibt. Denn jede Woche zieht er Getreideproben für das Monitoring, diesmal ließ er bei Ebertshausen auch die Körnung gleich mitbestimmen. "Null Einkörnung", gibt er das Ergebnis wider, also 100 Prozent fehlen. Weizen und Triticale stehen derzeit in Blüte. "In zehn Tagen wissen wir genaueres, ob sich Körner bilden".

Manche Landwirte mähen ihre kornlose Gerste für die Biogasanlage, andere warten ab und wollen eventuell im Sommer mit dem Mähdrescher drüber fahren, berichtet Hofmann. Ob sich eine zweite Frucht, die jetzt schnell nachgesät wird, rentiere, sei schlecht zu sagen, sei ein Risiko. Zumal wieder Geld und Arbeit in den Anbau gesteckt werden müsse und ungewiss sei, ob und wann überhaupt noch geerntet werden könne.

Zweite Aussaat wäre viel bürokratischer Aufwand

Für Michael Vierheilig ist eine zweite Saat ausgeschlossen, "der bürokratische Aufwand ist viel zu hoch". Im Frühjahr habe er für jeden Acker eine Düngebedarfsermittlung zum Dreschen erstellt und entsprechend gedüngt. Die Hauptfrucht müsse aber vom 1. Juni bis 15. Juli dort stehen, was bei einer Nachsaat nicht möglich wäre, sprich: er müsste die Düngebedarfsermittlung neu berechnen.

Der Landwirt ist froh, Mitglied in der Bioenergie Ettleben zu sein. "Wenn wir die nicht hätten, wäre es noch schlimmer". Seine Frau meint nur: "Wir sind nicht nur mit der Dürre gestraft, sondern auch noch mit dem Frost".

Ärgern kann sich der Schraudenbacher, dass angesichts der Frostnächte nur die Winzer im Fokus der Aufmerksamkeit standen. "Aber Wein ist ja wertvoller als der Ackerbau", meint der Landwirt und lacht bitter.

 
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  • remag
    Armes Deutschland, die Bevölkerung verblödet immer mehr, wir kaufen doch beim Aldi
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  • michi_duemig
    Liebe MP, ein wirklich gut geschriebener Artikel. Hier wird differenziert dargestellt mit welchen (auch bürokratischen) "Hürden" die LW heutzutage zu schaffen hat. Der Landwirt kann nicht einfach die abgefrorene Gerste abfahren und eine andere Kultur ansäen. Nein, es gibt noch viele weitere Gesichtspunkte (Düngebedarfsermittlung, Mehrfachantrag inkl Beachtung der vielfältigen Fruchtfolge) zu beachten. Die beiden Kommentare "Jammern" sind einfach nur respektlos und zeigen, dass viele von der Sache keine Ahnung haben, aber pauschal (fähig sind zu) urteilen. Einfach nur schade traurig
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  • Markustan
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  • bundmufr@web.de
    Ich möchte Mal ein Jahr erleben, wo die Bauern nichts zu jammern haben...
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  • Schneider97346
    Eine Frechheit
    Mal überlegen wo ihre Lebensmittel herkommen....
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Das hat mit Frechheit gar nichts zu tun! Das die Bauern immer jammern steht fest! 👍
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  • Markustan
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  • Albatros
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  • Dass die (Rahmen-) Bedingungen für und in der Landwirtschaft nicht gut sind, merkt man letztendlich a. am ungebremst fortschreitenden Höfesterben und b. an den ökologischen Folgen der industriellen LW, da die Bauern gerade in Dt. gezwungen sind, billig zu produzieren. Was am Verbraucher liegt. Und ich möchte es mal erleben, dass der Verbraucher nicht jammert, wenn die Lebensmittelpreise endlich an die Realkosten angepasst werden.
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Warum haben Sie nicht in Steno geschrieben? 🤣
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  • annette.schuhmann@web.de
    Und ich möchte erleben, dass einmal keine dummen Kommentare kommen von Leuten die nichts von der Sache verstehen. Bau doch deine Lebensmittel selbst an und schau, ob du dann satt wirst.
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  • paul.kleinschroth.jr@gmx.net
    Immer nur ein Jammern...
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