Mit der gestiegenen Inzidenz im Landkreis Schweinfurt haben sich auch die Auflagen für Handel und Dienstleistungsbetriebe geändert. Liegt die Sieben-Tage-Inzidenz über 100, darf nur noch nur noch mit negativem Testergebnis frisiert werden, so sieht es die aktuelle Corona-Regelung in Bayern vor. Zu Wochenbeginn lag die Inzidenz für den Landkreis laut Robert-Koch-Institut bei 203,6 (Stand: 10. Mai).
Friseurin Susanne Feser betreibt in Gerolzhofen den "Salon Eva". Seit rund zwei Wochen bleibt ein Großteil ihrer Kundschaft aus: "Ich habe viel mehr Lücken im Terminkalender, weil die Leute einfach nicht mehr kommen. Vor allem Männern sagen ab oder kommen erst gar nicht. Für uns sind das riesige Umsatzeinbußen", sagt die Selbstständige.
Erst Testen, dann Friseurbesuch
Wegen der notwendigen Testung fallen über die Hälfte ihrer Kunden aus. Das berichten auch Kolleginnen aus umliegenden Gemeinden. So wie Simone Wedler, die in Kolitzheim den Friseursalon "Simone's Haarstube" führt und Doris Weber-Lorey, Friseur-Chefin von "FriseurKunst Doris" in Frankenwinheim. "Ich hatte am Tag zwischen acht bis zehn Kunden. Jetzt sind es nur noch maximal vier", sagt Weber-Lorey.
Als der Einzelhandel noch offen hatte, war das anders: "Da konnte man das gut verbinden, aber jetzt ist alles zu. Das heißt, man muss den Test jetzt nur für den Friseur machen." Und das ist vielen scheinbar zu umständlich. "Wir bedienen sowieso schon weniger Leute im Laden. Wenn die auch noch ausbleiben, wird es knapp", sagt Feser.
Hinzu kommen die strengeren Abstandsregeln für die Läden. Denn 1,5 Meter Abstand pro Person reichen nicht mehr aus. Jetzt gelten 20 Quadratmeter je Kunde innerhalb der ersten 800 Quadratmeter Ladenfläche. "Dadurch habe ich schon Plätze und Kapazitäten verloren. Wir dürfen jetzt nur noch maximal zu viert im Laden sein", erklärt Feser.
Testpflicht erschwert Terminplanung
Die Testpflicht erschwert den Friseurinnen die Planung und führt zu Verzögerungen: "Spontanes Nachrücken im Terminkalender ist mit der Testpflicht nur schwer möglich", sagt Feser. "Die entfallene Zeit kann ich nicht mehr überbrücken, denn wer hat schon auf die Schnelle einen aktuellen Test parat?"
Wer in den umliegenden Gemeinden wohnt, muss nach Gerolzhofen oder weiter weg fahren, um sich in einem der Testzentren testen zu lassen. "Keiner will wegen eines Friseurtermins extra zum Testzentrum fahren", sagt Weber-Lorey aus Frankenwinheim. "Ich kläre am Telefon auf und frage, ob sie im Laden einen Schnelltest machen wollen oder geimpft sind, aber viele sagen mir einfach ab." Wer vollständig geimpft ist, ist negativ getesteten Personen gleichgestellt.
Gleiches gilt für Genesene. Doch das wissen scheinbar viele nicht: "Die Leute sind verunsichert", meint Weber-Lorey. Gerade der älteren Kundschaft sei das zu umständlich, sagt auch Wedler: "Sie kommen zu mir, weil ich direkt im Ort bin. Für das Testen sind die Älteren jetzt auf ihre Familien angewiesen, die sie ins Testzentrum fahren. Das ist umständlich."
PCR-, Antigen- oder Selbsttest
Je nach Test, darf das Ergebnis laut Bayerischer Teststrategie nicht älter als zwei Tage sein. Ein PCR-Test ist 48 Stunden lang gültig, ein Antigen-Schnelltest nur 24 Stunden. Auch Selbsttests im Friseursalon sind möglich, aber nur unter Aufsicht des Personals und gelten nur für den Friseurtermin, wie das Landratsamt Schweinfurt auf Nachfrage mitteilt. Die Kosten müssen die Betriebe selber tragen.
Weber-Lorey und Wedler nehmen auch Selbsttests an – eigentlich eine gute Option für die Landbevölkerung. Doch die Durchführung ist umständlich, sagt Wedler. "Ich stehe draußen mit dem Kunden, um zu kontrollieren dass er den Selbsttest an sich selbst richtig anwendet. Zur Hand gehen darf ich nicht, auch wenn Kunden darum bitten. Dann müssen wir 15 Minuten vor der Tür warten. Das ist viel zu umständlich, gerade für ältere Menschen hier auf dem Land."
Platz zum Testen fehlt
Die Mehrheit verzichte deshalb auf die Selbsttests vor Ort: "80 Prozent fahren zu den Teststationen nach Gerolzhofen", so Wedler. Auch Feser verzichtet auf Selbsttests: "Ich habe dafür keinen Platz vor der Eingangstür." Wer in ihrem Salon frisiert werden möchte, muss einen PCR- oder Antigen-Schnelltest vorlegen, und die kann man nur in den Testzentren machen lassen. Das muss zeitlich abgestimmt sein.
Auch ein Grund dafür, warum ihr die Kundschaft ausbleibt: "Ich habe auch schon Absagen bekommen, weil es im Testzentrum keine Kapazitäten gab. Neulich war wohl eines der Testzentren am Mittwoch schon für die ganze Woche ausgebucht. Was macht man, wenn man einen Friseurtermin hat, aber keinen Termin zum Testen?"
Laut Pressestelle des Landratsamts werden die Kapazitäten der PCR- und Antigen-Schnelltest-Zentren "laufend beobachtet und bedarfsgerecht ausgeweitet". Jedes Testzentrum habe auch die Möglichkeit, die Testkapazitäten "in einem gewissen Rahmen jederzeit eigenständig dem Bedarf anzupassen". Das Schnelltestzentrum in der Pestalozzistraße in Gerolzhofen habe eine solche "bedarfsangepasste Ausweitung" bereits vorgenommen.
Teststationen in Gerolzhofen
Testzentrum Gerolzhofen (Drive-In)Adresse: Parkplatz an der Berliner Straße/Dingolshäuser Straße (ehemaliger Volksfestplatz).
Testung: PCR-Test für Personen ohne Symptome
Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Freitag (jeweils nachmittags)
Anmeldung: Tel.: (09721) 9490474 (9 bis 13 Uhr) oder online unter www.kvschweinfurt.brk.de.
Adresse: Pestalozzistraße 8
Testung: Antigen-Schnelltest für Personen mit und ohne Symptome
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag (7 bis 9 Uhr und 18 bis 20 Uhr), Samstag (9 bis 13 Uhr)
Anmeldung: Tel.: (09721) 9490475 (14 bis 16 Uhr) oder online unter www.kvschweinfurt.brk.de.
Deshalb werde ich mit dem Frisör- und Gaststättenbesuch so lange warten, bis ich vollständig geimpft bin und auch die 2.Impfung ihre Wirkung entfaltet hat.