
Wo sollen die Schüler/innen der Friedrich-Fischer-Schule – die Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) Schweinfurt – zukünftig unterrichtet werden? Das war schon vor eineinhalb Jahren die Frage, als sich CSU-Kreisräte mit Schulleiter Harald Bauer im Mehrzweckraum der Schule trafen und über Raumfragen diskutierten.
FOS/BOS verteilt auf vier Standorte
Im Frühjahr 2018 brauchte die Schweinfurter FOS/BOS vier Standorte, um ihre Schüler zu unterrichten: das Hauptgebäude in der Goethestraße, die ehemalige Wirtschaftsschule Müller am Schelmsrasen, einen Teil der Werkstätten in der nahen Ludwig-Erhard-Berufsschule und Räume im deutlich entfernteren Bildungszentrum Alfons-Goppel. Die Verteilung der Schul- und Werkräume innerhalb des Stadtgebietes erschwere die Organisation und die Abwicklung des Unterrichts enorm, sagte der Schulleiter. Auch die Grundschule in Dittelbrunn war schon mal FOS/BOS-Außenstelle.

Ein Lösungsvorschlag für künftige Zeiten lautete letztes Jahr: Die FOS/BOS-Schüler sollten Räume der Körnerschule sowie des FH-Campus II am Grünen Markt nutzen können. Dafür müssten die Klassen jedoch nach Fachbereichen verteilt werden, was auf Kritik aus der Schulleitung stieß. Sie befürchtete eine doppelte oder dreifache Infrastruktur (Schüler-/Lehrerbibliothek, Lehrerzimmer, Kopierräume) und die organisatorische Trennung (Schulleitung, Sekretariat etc.). Zudem müssten die Hörsäle des Campus II für die geänderte Nutzung umgebaut werden. Auch das als Grundschule genutzte Gebäude der Körnerschule müsste umgebaut und gegebenenfalls saniert werden.
"Künftige Schulhaussituation"
Anfang Dezember nun trafen sich die Mitglieder des FOS/BOS-Zweckverbandes (bestehend aus Stadt und Landkreis Schweinfurt) zu ihrer obligatorischen Jahressitzung mit vielen Formalien wie etwa der Jahresrechnung 2018. Ein mündlicher Sachstandsbericht gehörte auch dazu – über die "künftige Schulhaussituation". Die FOS/BOS Schweinfurt an einem einzigen Standort, wie sich das Schulleiter Bauer im Jahr 2012 gewünscht hat? Es sieht nicht danach aus.
Die FOS/BOS dürfte sich weiterhin auf mehrere Standorte verteilen, nämlich die genannten drei: Das Haupthaus in der Goethestraße; zweitens die alte Körnerschule, nachdem diese einen Neubau im neuen Stadtteil Bellevue, der Ex-US-Siedlung Askren Manor, bezogen hat, was aber erst 2022/23 sein dürfte; drittens der Campus II der Fachhochschule am Grünen Markt – aber auch die FH will diesen Standort doch noch bis mindestens Ende 2024 für den Studiengang Robotik nutzen.

Der längst marode "Ofra"-Bau in der Goethestraße, vor Jahrzehnten als gebrauchtes Fertigbau-Provisorium in den Schulhof gestellt und von 15 Klassen genutzt, soll im Zuge dieser Planungen endlich abgerissen werden. Dem Vernehmen nach soll das sein, wenn die Körnerschule ihr neues Domizil an der Bellevue bezogen hat und ihre alte Adresse für die FOS/BOS frei ist. Dort müsste aber auch erst mal ordentlich saniert werden. Kurzfristig zumindest zeichnet sich für die FOS/BOS demnach keine verbesserte Raumlösung ab.
Zwei neue Ausbildungsrichtungen
Außerdem stimmte die Zweckverbandsversammlung der FOS/BOS dem Vorschlag des Schulleiters zu, ab dem Schuljahr 2020/21 zwei neue Ausbildungsrichtungen anzubieten: Internationale Wirtschaft an der Fachoberschule sowie Sozialwesen an der Berufsoberschule. Ein Raum werde dafür mehr gebraucht, der sei vorhanden. Die finanziellen Kosten seien vernachlässigbar.
Die Schule reagiert damit offenbar auf stark rückläufige Schülerzahlen in den letzten Jahren. Diese sanken in beiden Schularten von insgesamt 1240 im Schuljahr 2013/2014 (bei 49 Klassen) auf 937 im Schuljahr 2018/2019 (in 40 Klassen): Innerhalb von fünf Jahren 303 Schüler (gleich neun Klassen) weniger – das ist ein Rückgang von knapp 25 Prozent.
Viel Fördergeld für Digitalisierung
Ebenfalls beschloss die Versammlung, den staatlichen Förderbetrag für das "Digitale Klassenzimmer" voll auszuschöpfen. In den Haushalt 2020 werden deshalb gut 111 000 Euro für die Anschaffung von 34 Tablets, 30 Lehrer-PC oder -Notebooks sowie zwölf Interaktive Tafeln à rund 6000 Euro eingestellt. Bei einem staatlichen Fördersatz von 90 Prozent trägt der Staat dabei 99 900 Euro, die Schule nur 11 100.Euro.
Darüber hinaus bewirbt sich der Zweckverband für die FOS/BOS um staatliche Fördermittel aus der bayerischen Förderrichtlinie „digitale Bildungsinfrastruktur an bayerischen Schulen“ (dBIR) zur Einrichtung von Digitalen Klassenzimmern. Angestrebt wird der höchstmögliche Förderbetrag von 394 255 Euro. Bei ebenfalls 90 Prozent der förderfähigen Kosten bleibe für den Zweckverband FOS/BOS ein Eigenanteil von knapp 44 000 Euro.