zurück
Schweinfurt
Filter aus Glas und Edelstahl für die Schweinfurter Brunnen
Die Sanierung der 42 Brunnen in der Vorderen und Hinteren Wehr ist abgeschlossen. Jetzt bauen die Stadtwerke eine 26 Kilometer lange Wasserleitung bis nach Wohnau.
Blick in das Bohrrohr beim Einsetzen des neuen Edelstahlfilters.
Foto: Gerd Landgraf | Blick in das Bohrrohr beim Einsetzen des neuen Edelstahlfilters.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:57 Uhr

Mit dem Brunnen mit der Nummer 13 ist der letzte der 42 Brunnen der Schweinfurter Trinkwassergewinnung in den Wehranlagen saniert. Brunnen 13 wurde 1978 gebohrt und liefert seither ohne Unterbrechung. Ersetzt wurde der in die Jahre gekommene Holzfilter durch einen Edelstahlfilter.

95 Prozent des Schweinfurter Trinkwassers stammen aus den 28 Brunnen der Vorderen und den 14 Brunnen der Hinteren Erfassung in der Wehr. Die Brunnen sind bis zu 13,90 Meter tief und haben einen Durchmesser von 1,5 Meter. Im Bereich Frischwasser konzentrieren sich die Stadtwerke jetzt auf den Bau einer 26 Kilometer langen Leitung, die die Trinkwasserversorgung der Kunden der benachbarten Versorgungsunternehmen sichern soll.

"Topzustand" bei den Brunnen in der Wehr 

Nach dieser letzten Sanierungsmaßnahme (korrekt heißt es Überbohrung) ist die Wassergewinnung aus dem Uferfiltrat des Mains jetzt und wohl auch für Jahrzehnte in einem "Topzustand", meint  Wassermeister Jochen Röll. Gleiches gilt für die Tiefenbrunnen am Seelenvater und im Zeller Grund. Die Wassergewinnung im Werngrund am Radweg zwischen Ober- und Niederwerrn wird aktuell erneuert.

Die neue Steigleitung wird eingesetzt.
Foto: Florian Böhm | Die neue Steigleitung wird eingesetzt.

"Wir sind durch eine vorausschauende und nachhaltige Investition in die Wasserversorgung gut aufgestellt", sagt Andreas Göb, Bereichsleiter Technik bei den Stadtwerken. An heißen Tagen fördern die Brunnen bis zu 18 000 Kubikmeter Frischwasser – vollautomatisch und ferngesteuert. Gepumpt wird das Brunnenwasser an das Wasserwerk am Eingang der Wehranlagen, wo es belüftet und erneut gefiltert wird, ehe es in das Leitungsnetz fließt.

Die Überbleibsel des alten Holzfilters.
Foto: Gerd Landgraf | Die Überbleibsel des alten Holzfilters.

Bei der Erneuerung der Brunnen in der Wehr wurden zuerst von den Mitarbeitern des Wasserwerks das Steigrohr, die Elektrotechnik samt Pumpe und die komplette Wasserinstallation entfernt, ehe man das Brunnenhaus (ein Fertigbau) abtransportierte. Auch bei dem Brunnen 13 übernahm die Fachfirma Ochs aus Nürnberg dann die Überbohrung. Dabei werden große Bohrrohre über den alten Brunnenschacht bis in eine Tiefe von 15 Metern gezogen.

In den Untergrund gräbt sich das Bohrrohr durch das Gewicht von Rohr und Spannzange (die das Rohr dreht) ein. Gleichzeitig wurde das Rohr ständig ausgebaggert. Der Greifer brachte dabei den Kies zu Tage, der bislang das Steigrohr und den Holzfilter umschloss. Der Kies hatte die Aufgabe, eine Versandung des Brunnens zu verhindern. Die dünneren Schlitze des Holzfilters hielten die noch feineren Schwebstoffe ab.

Überbohrung dauert vier Tage

Nach der viertägigen Überbohrung wurde das neue Steigrohr aus Edelstahl direkt auf den Muschelkalk gesetzt. Die neue Ummantelung besteht nicht mehr aus Kies, sondern aus Glaskugeln mit einem Durchmesser von 3,9 bis 4,3 Millimeter. Die Glaskugeln haben die Vorteil, dass sich diese bei den regelmäßigen Wartungsarbeiten leichter von Mangan und Eisen befreien lassen (Wasserspülung mit hohem Druck).

Die neue Ummantelung besteht aus kleinen Glaskugeln.
Foto: Gerd Landgraf | Die neue Ummantelung besteht aus kleinen Glaskugeln.

Sitzt das Steigrohr und sind die Bohrrohre entfernt, wird das Brunnenhaus angeliefert, das mit Wasser- und Elektroinstallationen bestückt wird. Anschließend verschwindet das Brunnenhaus unter einem Erdhügel, wodurch im Brunnenhaus eine nahezu konstante Temperatur gehalten wird. Das Aufschütten verhindert zudem einen Aufrieb der Brunnenhäuser bei Hochwasser. Bis über den Türstock der druckwasserfesten Türen gingen in der Hinteren Erfassung die Hochwasser der Jahre 2002, 2006, 2010 und 2013.

Brunnenhäuser in der Wehr.
Foto: Gerd Landgraf | Brunnenhäuser in der Wehr.

Schweinfurt verkauft Trinkwasser

Schweinfurt ist trotz seiner Lage auf der fränkischen Trockenplatte mit ausreichend Wasser ausgestattet. Die Region zwischen Main und Rhön zählt mit 550 bis 850 Liter Niederschlag pro Jahr und Quadratmeter zu den trockensten Gegenden in Bayern. Vor dem Hintergrund der sich ausdehnenden Trockenperioden haben sich im Herbst 2018 mehrere regionale Wasserversorger auf eine Zusammenarbeit verständigt. Vereinbart ist, dass Schweinfurter Trinkwasser an die 76 Ortschaften mit fast 90 000 Einwohner der Rhön-Maintal-Gruppe, an das Stadtwerk Haßfurt (30 000 versorgte Einwohner) und an die 12 500 Kunden der Knetzgau-Sand-Wohnau-Gruppe geliefert wird. Dafür werden die Schweinfurter Stadtwerke eine 26 Kilometer lange Trinkwasserverbundleitung errichten.  

Eine Million Kubikmeter Trinkwasser im Jahr wollen die Schweinfurter Stadtwerke täglich zuliefern. Dafür wird eine Transportleitung mit einem Rohrdurchmesser bis 40 Zentimeter verlegt. Bis auf Höhe der Gemeinde Theres soll die Leitung mit insgesamt vier Übergabepunkten ab dem Schweinfurter Wasserwerk parallel zum Fluss unter Feldwegen eingebaut werden. Ab Theres wird dann nach Süden bis Wohnau gegraben. Die Kosten sind auf einen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Gerd Landgraf
Bau
Fertigbau
Hochwasser und Überschwemmung
Trinkwasser
Trinkwassergewinnung
Versorgungsunternehmen
Wasserleitungen
Wasserversorgungsunternehmen
Wasserwerke
Wirtschaftsbranche Wassergewinnung und Wasserversorgung
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top