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SCHWEINFURT
Trinkwasser kommt aus 50 Brunnen
Die Brunnen in der Wehr werden regelmäßig kontrolliert. Die Technik bereitet selten Probleme, eher Spaziergänger, die mit Hunden im Wasserschutzgebiet unterwegs sind.
Foto: Gerd Landgraf | Die Brunnen in der Wehr werden regelmäßig kontrolliert. Die Technik bereitet selten Probleme, eher Spaziergänger, die mit Hunden im Wasserschutzgebiet unterwegs sind.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:44 Uhr

Zu trockene Jahre gibt es immer wieder. Die derzeitige Trockenperiode geht jedoch bereits ins dritte Jahr. Einige Oberläufe der Bäche in der Region sind ausgetrocknet. Der Grundwasserspiegel fällt und fällt. Die Trinkwasserversorgung der Schweinfurter ist davon nicht betroffen. Das Wasserwerk in den Wehranlagen zapft den mit 527 Kilometer Länge größten Nebenfluss des Rheins an, – den Main.
 

Der Main entspringt im Fichtelgebirge. Dort gab es im letzten Winter reichlich Schnee, der die Wasserstände im Quellgebiet steigen ließ. Und weil Bayerns Norden trocken, der Süden des Freistaates dagegen reich an Wasser ist, kann zusätzlich über den Donau-Main-Kanal und aus den Speicherseen in Mittelfranken (Brombach-, Altmühl- und Roth-See) das nasse Element nach Unterfranken gepumpt werden.

Vollautomatisch und ferngesteuert

95 Prozent des Schweinfurter Trinkwassers (Härtebereich III) kommt aus den 42 Brunnen in der Wehr, der Rest aus Tiefbrunnen, wovon zwei am Seelenvater, fünf im Zeller Grund und einer am Radweg zwischen Ober- und Niederwerrn gebohrt sind.

Die Geschichte der Schweinfurter Wasserversorgung

Wie die Tiefenbrunnen laufen auch die Brunnen in der Wehr vollautomatisch und ferngesteuert. Die einzelnen der 28 Brunnen in der Vorderen Fassung (zwischen Ruderclub und dem ersten Wehrhäuschen) und die 14 Brunnen der Hinteren Fassung (gegenüber Mainberg) sind im Winter oft an jedem zweiten Tag in Betrieb, um die nötigen 8000 bis 10 000 Kubikmeter zu fördern. Im Sommer, wenn bis zu 18 000 Kubikmeter gebraucht werden, laufen alle 42 Brunnen 24 Stunden am Tag und an sieben Tagen in der Woche.

Horizontal- und Vertikalbrunnen

Gewonnen wird das Uferfiltrat (oder auch Flussbegleitwasser) in 38 Vertikal- und vier Horizontalbrunnen. 35 bis 50 Zentimer stark ist das Rohr der Vertikalbrunnen, in dem auch gleich der Edelstahlfilter eingebaut ist, der dem Nass Mangan und Eisen nimmt. Per Pumpe wird das Wasser angezogen und weiter zum Wasserwerk am Eingang zu den Wehranlagen geschickt.

Der im Durchmesser 2,50 Meter breite Betonschacht der weit leistungsstärkeren vier Horizontalbrunnen reicht zehn Meter tief in das Erdreich. Einen Meter über dem Boden sind mehrere Filterrohre quer in das Erdreich getrieben, über die das Wasser angesaugt wird.

Das Wasserwerk untersucht die Qualität des gewonnenen Trinkwassers täglich. Externe regelmäßige Kontrollen finden zusätzlich im großen Labor der Stadtentwässerung im Klärwerk statt. Und jährlich einmal werden die Brunnen ganz genau unter die Lupe genommen; Filter, Pumpen und Leitungen gereinigt.

Reinigen und erneuern

Schächte, Filter und der Kies, der die Vorreinigung außerhalb der Brunnen übernimmt, altern und müssen nach 30 bis 40 Jahren ausgetauscht werden. „Überbohren“ wird die Generalsanierung genannt, die nötig ist, wenn Spülung, die Hochdruckreinigung und der Einsatz von Chemikalien nicht mehr reichen.

Über den Betonschacht oder das Rohr der Vertikalbrunnen wird dann ein weit größeres Rohr bis hinunter zum Muschelkalk getrieben, ehe in dem anschließend ausgeräumten großen Schacht der neue Brunnen installiert und anschließend mit dem sauberen Kies ummantelt wird.

Zwischen 2002 und 2010 ist der Großteil der Schweinfurter Brunnen erneuert worden, weshalb Wassermeister Jochen Röll von einem „Top-Zustand“ spricht.

Mangan- und Eisenfilter

Ist das Wasser aus dem Uferfiltrat vom Brunnen ins Wasserwerk geleitet, wird es belüftet und erneut gefiltert – diesmal im 24 auf zehn Meter großen Filterbecken. 30 Zentimeter hoch steht das Wasser hier über einer Kiesschicht, in der Bakterien siedeln, die dem Nass nochmals Mangan und Eisen entziehen. Der ausgesonderte Schlamm kommt ins Klärwerk, wo Eisen und Mangan bei der Abwasserreinigung eingesetzt werden.

Aus zwei Reinwasserkammern mit einem Fassungsvermögen von jeweils 750 Kubikmeter wird das jetzt aus Sicherheitsgründen gechlorte Frischwasser (0,2 Milligramm je Liter) vom Wasserwerk in das Leitungsnetz gepumpt. Beliefert wird zuerst die Niederdruckzone – also die tief liegenden Stadtteile über die Hochbehälter Hainig, Teilberg I und Teilberg II. Von diesen drei Stationen wird das Trinkwasser auch weiter in den Hochdruckbereich I gepumpt. Das Wasser, das auch hier von den Kunden der Stadtwerke nicht abgenommen wird, kommt von den Hochbehältern Seelenvater und An den Eichen in die Hochdruckzone II mit dem Hochbehälter Sattlerau, von wo aus die hoch gelegenen Wohngebiete versorgt werden.

Beste Qualität

„Mit allerbester Qualität“, sagt Wassermeister Jochen Röll, denn das Schweinfurter Trinkwasser habe nicht nur geringe Nitratwerte und kaum Schadstoffe, sondern auch viele Mineralien – „mehr als so manches Mineralwasser“, so der Wassermeister.

Drei Pumpen im Wasserwerk schicken das Trinkwasser in die Stadt.
Foto: Anand Anders | Drei Pumpen im Wasserwerk schicken das Trinkwasser in die Stadt.
Blick auf das Filterbecken im Wasserwerk, das mit 24 auf zehn Meter die Größe des Beckens eines Hallenbades hat.
Foto: Anand Anders | Blick auf das Filterbecken im Wasserwerk, das mit 24 auf zehn Meter die Größe des Beckens eines Hallenbades hat.
Drei Pumpen im Wasserwerk schicken das Trinkwasser in die Stadt.
Foto: Anand Anders | Drei Pumpen im Wasserwerk schicken das Trinkwasser in die Stadt.
Wassermeister Jochen Röll stuft die Qualität des Schweinfurter Trinkwassers und den Zustand der Brunnen als „top“ ein.
Foto: Anand Anders | Wassermeister Jochen Röll stuft die Qualität des Schweinfurter Trinkwassers und den Zustand der Brunnen als „top“ ein.
 
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