Viele Gäste aus Nah und Fern waren zur Einweihung des neuen Feuerwehrhauses in Unterspiesheim gekommen. Aus dem umliegenden Ortschaften hatten sich Abordnungen zahlreicher Freiwilliger Feuerwehren angemeldet, aber es kamen auch Feuerwehren aus der Ferne: Vertreterinnen und Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr Rech aus dem Ahrtal waren gekommen und auch aus Waldperlach bei München. Insgesamt feierten 18 Abordnungen von Freiwilligen Feuerwehren das bedeutsame Ereignis der Einweihung des Feuerwehrgerätehauses.
Landrat Florian Töpper, Bürgermeister Horst Herbert, viele Mitglieder des Gemeinderats und auch viele Vertreterinnen und Vertreter der örtlichen Vereine zogen unter den Klängen der Feuerwehr-Musikkapelle des Altlandkreises Gerolzhofen vom Alten Feuerwehr aus zum neu erbauten Feuerwehr-Gerätehaus. Viele Schaulustige säumten den Weg des Festzuges.
Der Vorsitzende des Feuerwehrvereins Unterspiesheim, Julian Kiesel begrüßte die Gäste. Er erinnerte an den Zweiten Weltkrieg: Im Protokollbuch der Freiwilligen Feuerwehr Unterspiesheim ist in einem Eintrag vom 30. Januar 1941 zu lesen, dass 33 Feuerwehrkameraden im Feld standen. Einige kehrten nicht zurück. Er richtete seinen Blick auch in die Ukraine, wo fast an den gleichen Orten, an denen im Zweiten Weltkrieg viele Menschen ihr Leben verloren, wieder viele Menschen sterben müssen. Der Vorsitzende erinnerte auch an die Opfer von Corona, und gedachte der Feuerwehrkameraden, die ihr Leben im Einsatz lassen mussten.
Sein Dank galt der DJK Unterspiesheim, die der Freiwilligen Feuerwehr das Gelände für den Neubau überlassen hatte, und die die Feuerwehr auch bei der Durchführung des Einweihungsfestes in vielfältiger Weise unterstützte. Dank für die Unterstützung sagte Julian Kiesel dem THW Gerolzhofen, das die Feldbetten zur Verfügung stellt, "dass die Feuerwehrleute,die zu Gast sind, nicht auf dem Boden schlafen müssen".
Gäste aus dem Ahrtal
Ein besonders herzlichen Gruß galt den Feuerwehrleuten aus Rech im Ahrtal, der Weinkönigin von Rech, Katja Hermann, der Weinprinzessin Christine Friedrich und dem Vorsitzenden des Heimat- und Verkehrsvereins, Rech, Leon Krogull: In einer gemeinsamen Aktion der hiesigen Feuerwehren hatte man dem von der Flut betroffenen Ort am 18. September letzten Jahres ein "Mutmacherfest" organisiert.
Ein Rückblick des Vorsitzenden auf die ersten Überlegungen zum Neubau eines Feuerwehr-Gerätehauses bis zur Fertigstellung schloss sich an. 1976 waren 90.000 D-Mark für den Neubau eines neuen Feuerwehrhauses in den Haushalt der Gemeinde eingestellt worden - kein Vergleich mit den heutigen Bausummen. Im Jahr 2014 habe man den offiziellen Antrag für den Neubau eines Feuerwehr-Gerätehauses an die Gemeinde Kolitzheim gestellt - mit guten Begründungen: Feuchtigkeit drang in das alte Gebäude ein, sodass die Feuerwehrkleidungen klamm wurden, das Feuerwehrhaus bot nur Platz für zwei Feuerwehrfahrzeuge, aber drei waren eingestellt. Es gab keine Wärmedämmung, die Schulungsräume waren unzumutbar geworden, Duschen waren nicht vorhanden, die Parksituation für die Einsatzkräfte war schwierig.
DJK trat Erbbaurecht ab
Ein Feuerwehrbedarfsplan wurde erstellt, vier Standorte für das neue Feuerwehrhaus wurden diskutiert, bis man sich schließlich für das Gelände entschied, wo das Haus jetzt steht. Dass dies möglich wurde, ist der DJK Unterspiesheim zu verdanken, die das Erbbbaurecht für das jetzt von der Feuerwehr genutzte Gelände an die Feuerwehr abgab.
Ein Feuerwehr-Bauausschuss wurde gegründet, im Mai 2019 wurde das Architekturbüro Florian Göger mit der Planung beauftragt. Der Rücktritt des Kommandanten André Schirmer aus Gesundheitsgründen war eine große Herausforderung, da er mit den Planungsabläufen sehr vertraut war. Seine Nachfolge trat Michael Kirchner an. Im Mai 2020 stimmte die Regierung dem Förderantrag der Freiwilligen Feuerwehr zu und gewährte einen Zuschuss von 186.000 Euro. Die gesamte Bausumme belief sich aber auf drei Millionen Euro. Viele ehrenamtliche Stunden wurden erbracht, regelmäßige Besprechungen des Bauausschusses wurden eingeführt, andere Feuerwehrgerätehäuser wurden besucht, um sich Anregungen zu holen. Am 8. April 2021 konnte man Richtfest feiern.
Stolz und zufrieden
Rückblickend, so Johann Kiesel, könne man feststellen, dass sich das Feuerwehrhaus als "Aushängeschild der Gemeinde am Ortseingang von Unterspiesheim" sehen lassen könne. Es sei ein "topmodernes Gebäude" entstanden, in dem "die ehrenamtliche Freiwillige Feuerwehr professionell, zuverlässig und sicher ihren Dienst leisten kann". Die 20-monatige Bauzeit sei eine "für alle anstrengende Zeit gewesen, aber man habe alle Meinungsverschiedenheiten aus dem Weg räumen können". Die Diskussionen hätten dazu beigetragen, viele gute Ideen umzusetzen. "Ich bin stolz, zufrieden und glücklich mit dem Ergebnis unserer gemeinsamen Mühe", so Johann Kiesel.