Für die Feuerwehr Untespiesheim ist es ein großer Schritt voraus in Richtung Zukunft: Am Samstag und Sonntag, 21. und 22. Mai, feiert sie den am 7. Mai vollzogenen Einzug in ihr neues, topmodernes Gerätehaus. Der auch von außen her betrachtet schmucke Funktionsbau in Massivbauweise liegt verkehrsgünstig am südlichen Ortsrand, direkt am Kreisverkehr, wo es Richtung Kolitzheim und auch zur viel befahrenen Bundesstraße 286 geht. Dorthin wird die Wehr, die jährlich circa 35 Einsätze absolviert, nach Unfällen immer wieder zur Hilfeleistung gerufen.
Dem nicht weit vom neuen Standort entfernt stehenden alten Gerätehaus in der Hauptstraße weint innerhalb der Unterspiesheimer Feuerwehr niemand eine Träne nach. Das nach einem Jahr Bauzeit im Jahr 1977 eingeweihte Gebäude war zwischenzeitlich alles andere als zeitgemäß und die Platzverhältnisse waren dort stark eingeengt. Seit Jahren dringt Feuchtigkeit in das alte Gebäude ein, so dass die Einsatzkleidung der Wehrfrauen und -männer stets klamm waren, wie Feuerwehr-Vorsitzender Julian Kiesel schildert. Kurzum: Der schlechte bauliche Zustand duldete keine längeren Aufschub.
Altes Gerätehaus steht über früherem Löschweiher
Georg Seufert, von 1964 bis 1972 Kommandant der Feuerwehr Unterspiesheim und späterer Kreisbrandrat des Landkreises Schweinfurt, erinnert sich noch an die Inbetriebnahme des damals neuen, jetzt ausgedienten Gerätehauses. Dieses steht an der Stelle, an der sich einst der Löschweiher des Dorfes befand. Dieser wurde seinerzeit zu einer großen, 250 Kubikmeter fassenden Löschwasserzisterne umfunktioniert und erhielt einen tragfähigen und befahrbaren Deckel. Auf diesen wurde dann das Gerätehaus der Feuerwehr gestellt.
Kurze Zeit später erhielt die Feuerwehr auch noch ihr erstes Fahrzeug. Das Löschgruppenfahrzeug 8 ersetzte einen bisher genutzten Tragkraftspritzenanhänger, erinnert sich Seufert, ein solches gab es im Umkreis kein zweites. Beides, das neue Gerätehaus und das attraktive Fahrzeug, führten dazu, dass die Unterspiesheimer Wehr damals einen Aufschwung bei den Aktiven erlebte.
Ob sich das jetzt, mit dem Neubau am Ortsrand wiederholt, muss sich noch zeigen. Überraschen würde es nicht, zumal die Wehr mit Kommandant Michael Kirchner (seit März 2020) und dessen Stellvertreter Christian Pretscher (seit Juli 2021) an der Spitze ab Herbst 2022 auch mit einer Kinderfeuerwehr für Kinder ab dem Grundschulalter starten möchte. Zudem, erzählt der Zweite Vorsitzende, Alexander Bönig, hätten sich am Rande des Umzugs von Fahrzeugen und Material ins neue Gerätehaus bereits zwei interessierte Erwachsene nach einer Mitgliedschaft bei der Feuerwehr Unterspiesheim erkundigt. Die Geschichte von Ende der 70er Jahre könnte sich also durchaus wiederholen.
Über 1000 Quadratmeter Nutzfläche
Erste Gespräche zum Entwurf des im Dezember 2014 von der Feuerwehr beantragten neuen Gerätehauses wurden im März 2018 geführt, berichtet Dritter Bürgermeister Gerd Endres. Die Baugenehmigung wurde gut ein Jahr später eingereicht und im Juni 2019 erteilt. Baubeginn war dann im Oktober 2020. Insgesamt umfasst das Gebäude 1025 Quadratmeter Geschossflächen auf zwei Stockwerken. Der umbaute Raum umfasst 5200 Kubikmeter. Nach Angaben der Gemeinde werden sich die erwarteten Baukosten nach deren Abrechnung ziemlich genau auf die geschätzten knapp drei Millionen Euro belaufen.
Das Gerätehaus hat drei Stellplätze, so dass das Löschgruppenfahrzeug 16/12, das Mehrzweckfahrzeug samt Verkehrssicherungsanhänger und der Kommandowagen ausreichend Platz haben. Die separate Waschhalle, die ebenfalls die Größe eines Stellplatzes hat, können auch die weiteren Wehren aus der Gemeinde Kolitzheim sowie der Gemeindebauhof mit nutzen. Neben Lagerflächen auf einem Podest oberhalb der Fahrzeughalle verfügt der Bau unter anderem auch über Werkstätten, darunter eine kleine Atemschutzwerkstatt, und ein Büro für die Führungskräfte. Auf dem Dach des Gebäudes ist eine Photovoltaikanlage installiert und falls der Strom ausfällt, könnte das Feuerwehrhaus per Notstromeinspeisung mit Elektrizität versorgt werden und einsatzbereit bleiben.
Räumlich von der Fahrzeughalle getrennt sind die Umkleiden für Damen und Herren sowie die Duschen, welche es im alten Gerätehaus nicht gab. Geachtet wurde beim Bau des Gebäudes auf eine strikte Schwarz/Weiß-Trennung, das heißt, dass Einsatzkleidung und -geräte, die nach Einsätzen verschmutzt oder mit Schadstoffen kontaminiert sind ("schwarzer" Bereich), nicht in die "weißen", sauberen Bereiche, etwa in die Umkleiden, gelangen. So soll eine Verschleppung von gesundheitsschädlichen Stoffen, am Ende bis ins Zuhause der Feuerwehrleute hinein, verhindert werden.
Großer Schulungsraum mit eigener Küche
Einen Aufenthaltsraum für die 58 aktiven Wehrleute und die zwölf Mitglieder der Jugendfeuerwehr, das "Stüble", hat der Feuerwehrverein mit Möbeln aus Eichenholz auf eigene Kosten ausgestattet. Der Raum führt auch auf eine kleine Terrasse mit Außentreppe. Ebenfalls im Obergeschoss befindet sich der große Schulungsraum, der sich per geöffneter Trennwand nochmals erweitern lässt. Auch eine Küche gibt es dort.
So nigelnagelneu alles erscheint: Es gibt auch ein paar Relikte, die bereits mehr als einen Umzug der Feuerwehr überlebt haben und nun auch im künftigen Gerätehaus wieder einen würdevollen Platz finden werden. Dazu zählt das Holz-Kruzifix, das – wie es eine Bleistift-Inschrift auf der Rückseite verrät – Schreinermeister Josef Kirchner im Jahr 1955 angefertigt hat. Zudem gibt es zwei alte Bilderrahmen. Der eine enthält ein Ehrendiplom zum 50-jährigen Bestehen der Feuerwehr Unterspiesheim, datiert auf den 18. Mai 1924. Der zweite Rahmen enthält ein stattliches Foto der Ehrendamen des Feuerwehrfestes im Jahr 1976.