Schnurgerade wird die Carus-Allee, wenn sie mal fertig ist, aber nur auf der Übersichtsskizze. In Wirklichkeit soll sie hainartig, locker strukturiert, natürlich, grün werden. In Ost-West-Richtung wird sie durch das Gelände der ehemaligen Leward-Kaserne führen, parallel zur Niederwerrner Straße. Sie wird eine "grüne Achse" zwischen Theodor-Fischer-Park und dem Willy-Sachs-Stadion darstellen, 32 Meter breit, gemacht für Campus-Studenten und alle Schweinfurter. Gleichzeitig soll sie eine "Zäsur zwischen bestehenden Bauten und neuer Freifläche" sein. So wurde das Allee-Projekt schon vor 15 Monaten charakterisiert, bei der Errichtung der riesigen Bautafel.
Kasernengelände urbar machen
Nun wird mit dem Bau sozusagen offiziell begonnen. Das sollte schon im Sommer sein, hat sich aber etwas gezogen. Am Mittwochmorgen nun trafen sich Repräsentanten der Stadt und Politik sowie mit der Planung und Ausführung Befasste zum ersten symbolischen Spatenstich auf dem Konversionsgelände Ledward-Kaserne. Von den Baukosten, mit 6,2 Millionen Euro veranschlagt, stammen vier Millionen aus Bundesmitteln mit dem Namen "Nationales Projekt des Städtebaus". Diese enorme Fördersumme stellte OB Sebastian Remelé an den Beginn seiner Begrüßungsworte für die Spatenstich-Gäste. Dem Parlamentarischen Staatssekretär Marco Wanderwitz im Bundesbauministerium und der hiesigen Bundestagsabgeordneten Anja Weisgerber sei es maßgeblich zu danken, dass Schweinfurt förderwürdige Kommunen in dem bundesweiten Wettbewerb wurde und letztlich die Stadt die Millionen-Förderung bekommen habe.
Nun könne gebaut werden, so Remelé. Ein ehemaliges Kasernengelände, das für Jahrzehnte der Öffentlichkeit verschlossen war, könne für diese nun "urbar gemacht" werden. "Heute brechen wir es auf und werden es mit einer Achse durchziehen vom Park bis zum Stadion. Das Projekt sei eine Entwicklungschance für die Fachhochschule. Es entstehe ein echter Campus, in dem Lehre, Forschung und Wohnen stattfinde. Darüber hinaus könnten die heimische Wirtschaft und die Großindustrie einbezogen werden. "Der Dreiklang von Forschung, Wirtschaft, und Freizeit/Natur ist das Motto, das sich die Stadt für die nächsten Jahrzehnte gesetzt hat", so Remelé. Die Konversion des Ledward-Geländes sei "eine der größten Klima- und Umweltschutzmaßnahmen, die wir auf den Weg bringen", so der OB: 20 Hektar Fläche würden entsiegelt und weitgehend der Natur zurückgegeben.
"Dies ist ein großer Tag"
"Dies ist ein großer Tag, weil wir die Carus-Allee ein Stück weit feiern können", sagte MdB Anja Weisgerber. Sie erläuterte das neu geschaffene Bundesprogramm zur Förderung kommunaler Projekte "mit Strahlkraft". Schweinfurt habe seine Chance mit dem Allee-Projekt gut genutzt und habe zusammen mit einer anderen Stadt den ersten Platz im Wettbewerb erreicht.
Zum symbolischen Spatenstich gratulierte auch der Parlamentarische Staatssekretär Marco Wanderwitz, der das Bundesprogramm "Nationale Projekte des Städtebaus" mitbetreut. Die Carus-Allee sei "eines der ersten Premium-Projekte" gewesen, das zu Recht erheblich gefördert worden sei. Und: Es muss ja nicht das letzte gewesen sein, die nächste Ausschreibung ist im Oktober." Das Bundesbauministerium werde aufmerksam verfolgen, wie sich das Projekt entwickelt.
"Das Rückgrat des Campus"
"Die frei werdenden Flächen bieten der Stadt umfassende Entwicklungsmöglichkeiten", sagte Landschaftsarchitekt und Bauleiter Thomas Beyhl. Die Carus-Allee werde die zentrale Achse des Geländes, das Rückgrat des Campus und der Konterpart zum Kasernenhof-Charakter: ein langgezogener Landschaftspark mit Wiesenhügeln, Mulden, Baumgruppen, der verschiedene Nutzungen ermögliche. Mit dem Projekt solle eine "flexible Bühne zur freien Aneignung" geschaffen werden.
Das Schweinfurter Vorhaben hatte es im Jahr 2016 aus 116 Entwürfen, die aus ganz Deutschland eingereicht wurden, unter die förderwürdigen geschafft und rund zehn Prozent aus dem mit damals mit 42 Millionen Euro gefüllten Fördertopf des Bundes erhalten. In diesem Jahr wurden die Mittel für die Schwerpunkte Konversion von Militärflächen und interkommunale Zusammenarbeit vergeben.
Aktivzone für Sportliche
Die Carus-Allee, in der Skizze ein gerader Strich, soll in Wirklichkeit lebendig und anregend wirken. So versprach es Landschaftsarchitekt Axel Lohrer schon im Sommer letzten Jahres, als die Bautafel enthüllt wurde. Die Allee werde durch Mulden und „Inseln“ strukturiert sein. Trotz der alleetypisch in einer Flucht stehenden Bäume versprach Lohrer ein lebendiges Ensemble, mit „Schachspiel“ da und „Lese-/Ruheraum“ dort, mit Kräutergarten und Wiesenmulde, Hügellandschaft, Lounge und auch mal einer „struppigen Wiese“.
Im Ostteil der Carus-Allee ist laut aktueller Mitteilung der Stadt unter anderem eine Insel mit orangem Tartanbelag, Basketballkörben, bodengleichen Trampolins und künstlichen Hügeln geplant. Die Aktivzone weise einen kleinen modellierten Bereich für Skater, Biker und ein Beachvolleyballfeld auf. Ein bisschen wurde mit dem Bau schon im Sommer begonnen. Bis Ende 2020 sollen sich die ausführenden Firmen von Osten (FH-Neubau) Richtung Westen (Erstaufnahme) vorarbeiten. Ende nächsten Jahres soll die Carus-Allee dann fertiggestellt sein.
Gut wäre deshalb, die Carus-Allee mit einer Fahrbahn zu versehen, die in den bisherigen Planungen nicht mehr vorgesehen ist - als funktionales Rückrat. Die Fahrbahn ist nötig für den ÖPNV (Stadtbus; z. B. verlängerte Linie "Mozartstraße") und unerlässlich für eine Erschließung des großen Areals, um flexibel auf zukünftige Anforderungen reagieren zu können.
Die weitere Vernichtung von bestens nutzbaren Werten, noch dazu mit einem Aufwand von 6,2 Mio. Euro Steuergeldern, tut weh - wie schon bei Askren Manor. Hoffentlich müssen wir angesichts der Not vielerorts in der Welt die derzeit in D herrschende Arroganz nicht mal büßen.