Ali Büttner – Korbtheater – beste Unterhaltung für Kinder! Diesem seit drei Jahrzehnten wohlbekanntem Dreiklangmuss wohl ein Ton hinzugefügt werden, denn bei seinem neuen Stück "Opa startet durch" fallen locker die Schranken, die man zum Beispiel auch in dem Wortmonster "Altersbeschränkung" findet. Eine solche findet sich sicher nicht in dem Stück, in dem der Opa eine "coole Socke" ist und die zwölfjährige Enkelin eine pfiffige Eingeborene der Internetgeneration. Wenn es bei diesem "Mehrgenerationentheater" eine Gruppe gibt, die in Sachen "Peinlichkeitsfaktor" die Nase vorn hat, dann sind es die Eltern, die sich auf dem Jakobsweg verwirklichen und – zumindest theoretisch – vegetarisch ernähren.
Opa braucht endlich wieder eine Frau
Und wie zum Beweis, dass gutes Puppenspiel weder ein Mindesthaltbarkeitsdatum noch ein Altersempfehlungslabel braucht, klatschten am Ende des brandneuen Stückes, das im Kreisaltenheim in Werneck Premiere hatte, Grundschüler und Senioren gemeinsam begeistert Beifall. Premiere, ein neues Stück – wie kommt es an? Eine Situation, die auch einem gestandenen Puppenspieler wie Ali Büttner immer wieder alles abverlangt. "Ich bin geschafft und durchgeschwitzt", gesteht der Korbtheater-Macher, als der letzte "Korb" sich geschlossen hat. Doch das befreite Lächeln im Gesicht zeigt: da ist einer zufrieden mit der eigenen Leistung und vor allem auch mit der Art, wie das Publikum von acht bis weit über 80 mitgegangen ist.
Gemeinsam mit Jürgen Kaidel hat Ali Büttner im Vorfeld des Korbtheater-Jubiläums (heuer sind es 30 Jahre) ein Stück entwickelt, das spielend den Spagat schafft, zwischen dem Elvis-Platten-auflegenden Opa Klaus und dem fröhlichen Pupertier Frieda, das dem Opa auf einem Internet-Dating-Portal ein Profil anlegt, damit er nach dem zehn Jahre zurückliegenden Tod seiner Gisela, endlich wieder eine Freundin findet.
Dating-Portal mit Schmetterlinge-im-Bauch-Garantie
Während die Eltern der Jakobsmuschel folgen – und für diese Zeit ihre Frieda beim Opa parken –werden haltbare Brücken zwischen den Generationen gebaut. Brücken, deren Entstehung zu beobachten den Kindern genauso viel Spaß macht wie den Senioren. Frieda lernt nicht nur, dass auch Senioren noch manchmal "Schmetterlinge im Bauch" haben können, und Opa Klaus lässt sich sozusagen updaten im Hinblick auf die angesagte Jugendsprache und die Möglichkeiten der elektronischen Partnersuche.
Gestärkt von der Erkenntnis "elf von zehn Paaren, die sich im Internet gefunden haben, bleiben zusammen", zieht er tatsächlich das große Partner-Los. Der reiferen Dame im Althippie-Look, Profilname "Ute 69" ist auch der Partner abhanden gekommen – allerdings nicht Richtung Himmel, sondern Richtung jüngerer Frau.
Das Motto "Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum" als gemeinsame Grundlage, wird für die beiden zur Plattform für das Leben in der Nachspielzeit – Trip nach Amerika mit Grand Canyon und Besuch am Grab von Elvis inklusive. Dass auch Frieda im ebenfalls zwölfjährigen und mindestens genauso neunmalklugen Enkel von "Ute 69" endlich einen Freund außerhalb der sozialen Netzwerke findet, darf als willkommenes Happy-End-I-Tüpfelchen verstanden werden.
Reichlich zu tun für einen einzigen Puppenspieler
Und weil "Opa startet durch" alle Befindlichkeiten zwischen Ed-Sheeran-Poster an der Wand und reichlich Songs von Elvis-Presley so herrlich unter einen Hut bekommt, wird eine weitere Botschaft "Alter schützt vor Liebe nicht, aber die Liebe schützt vor dem Alter", sympatisch transportiert. Garniert ist das Stück mit flotten Sprüchen und weiteren witzigen Figuren wie "Schwager Freddy", denen Ali Büttner gemeinsam oder im fliegenden Wechsel Leben und Stimme verleiht.
Als nach einer Stunde der letzte aus Weidenrohr geflochtene "Vorhang" fällt und Klaus und Ute einem Elvis-Imitator zuschauen, der den "Jailhouse-Rock" gibt, klatschen alle mit und es ist klar, dass das Publikum gerne dabei war um Opa beim Durchstarten zu begleiten. Die 4. Klasse aus Waigolshausen, die als erste das Stück sehen durfte, bittet Puppenspieler Ali Büttner noch "doch bei ihrer Lehrerin ein gutes Wort einzulegen , damit sie nicht so viel Hausaufgabe aufgibt". Gleiches hat Frieda im Stück auch mit ihrem Opa gemacht – wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, ob das Stück funktioniert – dies wäre er wohl.
Die Generationen zusammenbringen
Funktioniert hat die Premiere auch, weil Stefanie und Matthias Leimeister, deren Unternehmen für die saubere Wäsche im Kreisaltenheim sorgt, finanziell hinter der Aufführung standen. "Jugend und Senioren zusammenbringen" – Das ist auch ganz allgemein ein Anliegen des Kreisaltenheimes, das zumindest für diese gute Stunde sehr schön in die Tat umgesetzt wurde, so auch die Einschätzung von Birgit Kirbye, Sozialdienstleitung im Kreisaltenheim.