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Schweinfurt
Elf Kilogramm Crystal Meth in Brotzeitboxen in der Wohnung
Der 28-Jährige mit Vorliebe für chemische Drogen, wie Crystal-Meth, betrieb einen schwunghaften Drogenhandel. Der beschert ihm nun sechs Jahre und acht Monate Haft. 
Methylamphetamin (umgangssprachlich abgekürzt Meth oder Crystal - Beispielbild), war die erste Wahl eines 28-Jährigen, sowohl beim Eigenkonsum, als auch bei seinen Drogengeschäften. Jetzt muss er sechs Jahre und acht Monate hinter Gitter.
Foto: Arno Burgi | Methylamphetamin (umgangssprachlich abgekürzt Meth oder Crystal - Beispielbild), war die erste Wahl eines 28-Jährigen, sowohl beim Eigenkonsum, als auch bei seinen Drogengeschäften.
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 21:58 Uhr

Schwunghafter Handel mit diversen Betäubungsmitteln wurde einem 28-Jährigen  vorgeworfen, wofür er sich vor der vierten Großen Strafkammer am Landgericht Schweinfurt zu verantworten hatte. Mit Marihuana und Haschisch fing alles an, schon bald wandte er sich härteren Drogen zu, vor allem Methamphetamin ("Crystal").         

Von einer "Vielzahl von Betäubungsmittelgeschäften" zwischen Dezember 2017 und seiner Verhaftung im Februar 2020 ist in der Anklageschrift die Rede. Ein gutes Dutzend davon, dank unzähliger Chatnachrichten in seinen Sozialen Netzwerken sehr gut vom Ablauf her nachvollziehbar, sind angeklagt. Über seinen Anwalt legte der Beschuldigte zunächst ein Teilgeständnis ab, das er später auf ein vollumfängliches Geständnis erweiterte.      

Doch der Reihe nach. Noch bevor auf die einzelnen Tatbestände eingegangen wurde, räumte der Beklagte über seinen Anwalt ein, selbst "exzessiver Konsument" zu sein. Er sei "selbst sein bester Kunde" gewesen, kein Tag verging ohne Speed, das bald vom stärker wirksamen Crystal abgelöst wurde. Das Leben seines Mandanten sei zu 100 Prozent von den Drogen bestimmt gewesen, so der Anwalt des 28-Jährigen. Crystal war 1. Wahl, wenn es um seinen Drogenkonsum ging, Heroin habe er geraucht, um nach Tagen ohne Schlaf "runter zu kommen". Jetzt wolle er, so der Beschuldigte, ein neues Leben anfangen. Therapie und eine Lehre machen, wären einige Bausteine dafür.

Die Sucht bestimmte seinen Alltag

Um sich das Geld für seine Sucht und seinen Lebensinhalt zu verdienen, stieg der berufslose junge Mann in den Drogenhandel ein. Dabei gab es für ihn auch anfangs herbe Verluste beim Ankauf. So hatte er 2018 mit einem inzwischen anderweitig Verfolgten über einen Online-Nachrichtendienst ausgemacht, dass der ihm vier Kilogramm Marihuana der Sorte "Haze" verkaufen sollte – Kilopreis 4300 Euro. Der Übergabeort für Stoff und Geld wurde in Schweinfurt ausgemacht.

Der angebliche Marihuana-Mann kam auch, um die 17 200 Euro zu kassieren. Allerdings blieb er die "Ware" schuldig. Die sollte nach dem Motto "Nie Geld und Ware zur selben Zeit am selben Ort", später geliefert werden. Doch sie kam nie an. Geld weg und kein Marihuana. "Lehrgeld bezahlt", würde man wohl sagen, würde es sich um ein ehrliches Handwerk handeln. "Abgezockt" nennt man das in Dealer-Kreisen. 

Andere Geschäfte verliefen aus Sicht des Angeklagten zuverlässiger und einträglicher. Einem ebenso inzwischen anderweitig Verfolgten verkaufte der Angeklagte ab Dezember 2019 sozusagen im Wochentakt jeweils 150 Gramm Crystal zu je 6000 Euro. Andere Kunden bevorzugten andere Drogen und auch damit wurde Umsatz gemacht. Für 1000 Euro, nur um sich eine Vorstellung von den Preisen zu machen, gab es 23 Gramm Heroin. 20 Gramm Kokain brachten 1100 Euro.

Den sprichwörtlich dicksten Brocken in der Anklageschrift räumte der Angeklagte zunächst nicht ein. In seiner Wohnung in Schweinfurt soll er insgesamt elf Kilogramm Methamphetamin ("Crystal Meth"), verpackt in elf Plastikboxen zu  je einem Kilogramm zwecks "gewinnbringendem Weiterverkauf" gelagert haben. Solche Mengen habe er nie besessen, ließ der Angeklagte zunächst über seinen Anwalt verlautbaren. Er besann sich aber eines Besseren, als ihm seitens Gericht und Staatsanwaltschaft unmissverständlich klar gemacht wurde, wie sich ein vollumfängliches Geständnis auf das Urteil und auf die Möglichkeit im Rahmen der zu erwartenden Haft eine Therapie machen zu können, auswirken würde. 

Ins Visier der Ermittler geraten 

Ein Geständnis ablegen, das war wohl eine gute Wahl. Nicht nur, weil sich das deutlich verfahrensverkürzend auswirkte, weil man die einzelnen Deals aufwendig anhand der in die tausende gehenden Chats hätte nachvollziehen und beweisen müssen. Auch, weil schon bald so gut wie alle "Handels-Aktivitäten" sozusagen von der Polizei mitverfolgt wurden. So wurde zum Beispiel ein Taxi observiert, mit dem Drogen von Schweinfurt nach Haßfurt gebracht werden sollten. Die Drogen waren zuvor beim Angeklagten in Schweinfurt abgeholt worden.

Auch Verbindungsleute der Polizei waren auf den mutmaßlichen Drogendealer angesetzt, wollten mit ihm "ins Geschäft" kommen. Zu einem Deal kam es zwar nicht, weil der Angeklagte Lunte roch, aber von da an war es nicht mehr weit, bis im Februar 2020 in Schweinfurt die Handschellen klickten. Im Rahmen der Verhaftung wurden bei der Wohnungsdurchsuchung weitere Drogen gefunden. 50 Gramm Crystal warf er noch auf die Wiese vor seiner Wohnung, was der Polizei nicht entging. Dabei handelte es sich wohl um den Rest jener elf Kilogramm, die portioniert in Plastikboxen einst den Grundstock seines schwunghaften Drogenhandels darstellten.                     

Sechs Jahre und acht Monate Haft, so das Urteil der großen Strafkammer. Eine Haft, die für den 28-Jährigen die Chance für ein neues Leben sein könnte, denn darin enthalten ist zeitliche Unterbringung in einer Entziehungseinrichtung.  

 
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