
Familienbetrieb: Bei Planen Wehner in der Lilienthalstraße in Schweinfurt bedeutet das mehr, als dass die Tochter den Betrieb übernommen hat, nach dem Tod des Vaters. Mehr, als dass Mutter und Schwester mitarbeiten. Familienbetrieb bedeutet auch, dass man familiär, vertraut miteinander umgeht, sich kennt. Und zusammenhält.
Anna Meusert ist seit 2020 in Vollzeit an der Spitze des Betriebes. Sie hat nach ihrem BWL-Studium in der Sparkasse gearbeitet. Der Job hat ihr viel Freude gemacht, sagt sie. Dann wurde der Vater schwer krank. Sein Wunsch: Anna Meusert soll den Familienbetrieb Planen Wehner übernehmen. Sie hat sich langsam herangetastet an die Verantwortung, erst noch in der Sparkasse 50 Prozent gearbeitet.
"Es war eine herausfordernde Zeit", sagt die 28-Jährige. Den Schritt, die Firma zu übernehmen, ihre Banker-Karriere aufzugeben, hat sie nicht bereut. "Die Mitarbeiter haben mich mitgenommen, mich positiv begleitet", freut sie sich. Wissen, Know-how hat sie sich angeeignet, ebenso wie die Themen Vertrieb und die Verantwortung für 15 Angestellte.

Bei Planen Wehner trägt das Team Polos mit Firmenlogo, bequeme Schuhe. Bei der Bank war natürlich mehr Styling angesagt, es ging förmlicher zu. War das am Anfang eine Umstellung? "Ja klar", sagt Anna Meusert. Sie freut sich aber, dass sie viele ihrer alten Kunden jetzt in ihrer neuen Arbeit wieder trifft. Und der Wechsel von der Bankerin zur Unternehmerin habe ihr neue Perspektiven eröffnet. Meusert ist auch Kreissprecherin der Wirtschaftsjunioren. Auch da kann sie ihre beiden Karrieren sicher gut einbringen.
Was bietet Planen Wehner alles an?
Was macht eigentlich Planen Wehner genau? Wer das wissen will, muss sich ein bisschen Zeit nehmen und eine Führung mit Anna Meusert durch die Firma machen. Dass Planen für LKW hier gemacht werden, liegt auf der Hand. Aber der Betrieb, einer der ersten im Hafen übrigens, ist auch eine Autosattlerei. Verdecke für Cabrios werden angefertigt, Vorzelte für Camping, Mittelkonsolen für Autos und Sitzbänke für Motorräder. Biker lassen sich nämlich gerne Gelkissen in die Polster einbauen, damit es sich bequemer sitzt. "Kommt gar nicht so selten vor", sagt Meusert. Es hat sich auch schon mal jemand einen Motorradsitz in Schlangenleder-Optik gewünscht. Fahrradanhänger so umzubauen, dass sich der Hund drin wohlfühlt: Auch das wird hier gemacht.

Ein Angebot dürfte in den nächsten Jahre wohl immer wichtiger werden: Sonnensegel und Markisen. "Es gibt richtige Sonnensegelanlagen", sagt sie. Für Kindergärten, Terrassen, Pools, Innenhöfe, zum Beispiel. "Das Segel ist noch nicht ganz aufgespannt, da legen sich schon die Kinder und die Hunde in den Schatten", hat Anna Meusert beobachtet. Auch für Teiche werde Schatten immer wichtiger. Bei zu viel Sonne wachsen die Algen, für viele Fische bedeute das den Tod.
Sonnensegel werden immer wichtiger
Seit 20 Jahren ist Planen Wehner im Bereich Sonnensegel aktiv. Die Devise: Reparieren statt wegschmeißen. "Wir wollen, dass die Segel zwischen fünf und zehn Jahren halten." Deswegen nehme man auch Kleinstaufträge zum Reparieren an. Planen-Abschnitte werden aufgehoben, die kann man zum Flicken verwenden. Ein weiterer Punkt für mehr Nachhaltigkeit: Das PVC kommt von eigenen Herstellern aus Frankreich oder Österreich, ist gesundheits-und umweltverträglich. Viele Kunden wünschen sich auch einen Sonnenschutz aus recyceltem Stoff. Und legen Wert auf individuelle Anfertigung, wollen keine Massenware.

Preissteigerungen und Lieferengpässe: Das Problem kennt auch Anna Meusert. "Kunststoff wird teurer, wir merken extreme Preissteigerungen." Lagerhaltung sei jetzt extrem wichtig, um schnell reagieren zu können. "Ohne Plane kann ein LKW nicht fahren."
Nähen gehört zum Berufsbild bei der Autosattlerei
Autosattler ist ein Beruf, der eine Besonderheit hat: Wer ihn ausübt, muss nähen können. Das trifft nicht für viele Berufe zu. Der Nachwuchs wird im Betrieb selbst ausgebildet. Anna Meusert sagt: "Wir sind ganz breit aufgestellt." Das war praktisch in der Corona-Hochphase. Spuckschutz aus Folienglas und Visiere wurden produziert.
Was beim Rundgang noch auffällt: Eine Autosattlerei braucht Platz. Die Folien müssen ausgelegt, zugeschnitten, geschweißt und gestanzt werden. "Platz ist ein hochwertiges Gut", sagt Anna Meusert. Harald Lepach bereitet hinter ihr gerade eine Plane für einen LKW vor. Er ist von Anfang an dabei. "Er hat die Halle mit aufgebaut", sagt Anna Meusert. Man könnte auch sagen, er gehört zur Familie.