Karree, das ist ein etwas altertümlicher Ausdruck für Viereck, der sich aus dem Französischen vom Wort carré ableitet. Und wer hätte das gedacht. Auch im türkischen bezeichnet "Kare" ein Viereck. Ein richtiger Multi-Kulti-Ausdruck also, den Bünyamin Cihan, der neue Betreiber des wohl augenfälligsten und auch noch denkmalgeschützten Kiosk der Stadt Ecke Neutorstraße/Celtis-Gymnasium, sich da für den frisch renovierten Laden ausgesucht hat.
Quadrat in vielen Sprachen
Wobei "Viereck" natürlich nicht ganz stimmt, egal in welcher Sprache, denn rein von seiner Architektur hat der Kult-Kiosk noch ein paar Ecken mehr. Betrachtet durch die historische Brille dürften es noch ein paar Facetten mehr sein, denn schon in den 1930er-Jahren stand das markante Gebäude gleich neben der "Alten Reichsbank".
Viel Zeit, sie ist nach Jahrzehnten zu messen, hat Zita Dietz auf diesen wenigen Quadratmetern im sechseckigen Verkaufsraum verbracht. Ab 1982 zunächst als Angestellte, dann ab 1996 als alleinige Betreiberin, hat sie bis Sommer 2018 schier unzählige Erfrischungen, Zigaretten und Zeitschriften über die Ladentheke gereicht. Kunden, die schon im Morgengrauen vorbeischauten, holten sich dort nicht nur ihre Zeitung oder tranken einen Kaffee, sondern gaben dort auch ihre Lottoscheine ab.
In dieser Tradition, zu der auch mal ein Plausch mit den Stammkunden gehört, sieht sich auch Bünyamin Cihan. Der 24-Jährige hat sich, unterstützt von seiner großen Familie wie er sagt, viel vorgenommen. Eine "Chill-Ecke", ein Treffpunkt nicht nur für junge Leute bei Kaffee, Snack oder Hotdog soll das "Kare" werden. Mehr Caféhauscharakter, mit Kaffee in deutscher und türkischer Version, soll der Kiosk ausstrahlen, deshalb wird auch im Frühjahr und Sommer die Außenbestuhlung aufgestockt. Und weil das "Kare", auch ein wenig die kleine Kneipe an der Ecke sein will, gibt es dort, was es bei Zita Dietz in all den Jahrzehnten nie gab – alkoholische Getränke.
Vor allem in den Schulpausen ist viel los
Vor allem die Schüler des benachbarten Celtis-Gymnasiums freuen sich, dass sie sich in der Mittagspause wieder einen Snack oder ein Pizzastück holen können, so seine Erfahrung, seit er am 4. Februar den Kiosk nach der Renovierung wieder eröffnet hat. "90 Prozent des Umsatzes mache ich mit meinen Hot-Dogs", freut er sich.
Das Unternehmen Kiosk, sozusagen ein echtes Start-Up für den Jungunternehmer Bünyamin Cihan, der den Kiosk vom Eigentümer des Gebäudes, der Stadt Schweinfurt, gepachtet hat. Glückslose, Zeitungen und Zeitschriften will er schon demnächst anbieten, denn vor allem ältere Kunden, so seine Erfahrungen, fragen nach Druckerzeugnissen aller Art. Auch die Lotterie hat er im Visier. Ob das klappt ist allerdings noch nicht sicher, denn die finanziellen Hürden bei der Anschaffung der dafür benötigten Buchungsmaschinen seien schon sehr hoch.
Richtig hoch, weit jenseits einer 40-Stunden-Woche, sind auch die Öffnungszeiten. Von Montag bis Freitag von 8 bis 20 Uhr, am Samstag von 10 bis 20 Uhr, hängt das Open-Schild in der Eingangstür des "Kare".