Jede Woche tauchen bei Simone Seufert noch Themen auf, die in die Vergangenheit zurückreichen, in die Zeit vor Mai 2020, bevor sie Euerbachs Bürgermeisterin wurde. Rücksprachen sind nötig, die neu geknüpften Kontakte in Behörden und Institutionen helfen weiter. "Ich bin jetzt routinierter", meint die 41-Jährige nach einem Jahr Amtszeit. Ein Jahr, das sie zufrieden stellte, wenn auch mit Abstrichen.
"Wir hatten ja kein normales Jahr", blickt die selbstbewusste Bürgermeisterin zurück. Die Corona-Pandemie verhinderte normale Begegnungen, gerade diese liegen Simone Seufert aber besonders am Herzen. "Für mich ist das richtig schlimm", sagt sie, "meine Intention war immer, die Leute mitzunehmen."
So aber muss die Kommunikation oft schriftlich laufen oder über E-Mails und Online-Meetings. "Das ist manchmal sinnvoll, wenn man sich kurz austauschen will und dabei sehen kann". Aber die digitalen Konferenzen würden in keiner Weise Präsenz-Veranstaltungen ersetzen, resümiert sie. "Es fehlt der persönliche Austausch."
Mit viel Elan in die Arbeit gestürzt
Trotz der Einschränkungen hat sich die 41-Jährige mit viel Elan in die Arbeit gestürzt. Etliche Projekte sind im vergangenen Jahr gut vorangekommen: Die Erweiterung der Grundschule mit der Offenen Ganztagsschule ist soweit fertig, die neue Kinderkrippe wird im August bezogen, das Dorfgemeinschaftshaus neben dem Alten Rathaus wächst sichtlich.
"Mich freut vor allem, dass wir die Digitalisierung in der Schule schnell hinbekommen haben, gerade jetzt, wo wir erfahren, wie wichtig das ist", sagt Seufert. Den Lehrern und dem Personal der Kindergärten sowie den Seniorenbetreuern, die sich in Corona-Zeiten außerordentlich engagierten, will sie heuer noch in besonderer Weise Danke sagen.
Richtig froh ist die Bürgermeisterin, "dass wir den Ortseingang von Obbach noch unter Dach und Fach bekommen haben. Das war nicht klar gewesen", spielt sie auf langjährige schwierige Verhandlungen an. Die Planungen für das Projekt der Dorferneuerung sind durch, die Finanzierung samt Zuschüsse gesichert.
Dorferneuerung Sömmersdorf
In den Startlöchern steht auch das erste Projekt der Dorferneuerung Sömmersdorf, der Passionsgarten mit Passionstreppe. Allerdings bekennt Seufert, dass "die ständigen Zeitverzögerungen wegen Corona nerven". Den Baufirmen könne sie aber nichts vorwerfen, wenn diese kein Material bekämen.
Als richtigen Erfolg kann die junge Bürgermeisterin etliche Grundstückskäufe verbuchen, um neuen Wohnraum in Sömmersdorf und Euerbach zur Verfügung zu stellen. "Der Druck aus der Bevölkerung ist hoch, wöchentlich kommen Anfragen." Ziel sei es, die Jugend in der Gemeinde zu halten. Mit sogenannten Ortsabrundungen, kleinen Baugebieten, soll das gelingen. "Wir haben seit über 20 Jahren nichts ausgewiesen", betont sie und verweist darauf, dass die Innenentwicklung auch weiterhin ein wichtiger Baustein bleibt. "Das eine schließt das andere nicht aus."
Wenn Simone Seufert von "Wir" spricht, bezieht sie die aus ihrer Sicht positive Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat und ihren beiden Stellvertretern ein. "Wir arbeiten gut auf der Sachebene, und ich nehme wahr, dass alle das Bestmögliche für die drei Gemeindeteile wollen."
"Ich bin nicht für private Interessen da"
Dass sie selbst stets das Wohl der Allgemeinheit im Blick haben und deshalb auch mal Wünsche von Bürgern ablehnen muss, hat sie gelernt. "Ich kenne eben viele Leute persönlich, aber ich bin nicht für private Interessen da, sondern für die der Gemeinde."
Für diese steht noch einiges an Arbeit an: Der Parkplatz in Sömmersdorf muss gebaut, Verwendungszwecke für das ehemalige Soli-Gelände oder für das Nuss-Anwesen in Sömmersdorf müssen gefunden werden. "Da brauchen wir noch Ideen – und das nötige Kleingeld", lacht Seufert.
Ihre Familie ist mit der Veränderung durch ihr Bürgermeisteramt gut klargekommen. "Zuhause bin ich gut organisiert, das läuft", sagt sie. Vorgenommen hat sich Simone Seufert aber, dass sie nach dem ersten intensiven Jahr auch mal Freiräume für sich schaffen muss.