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Schweinfurt
Eck fordert "Ende der Schonzeit für grüne Falschbehauptungen"
Zu viel Wild für zu wenig Wald: Die Rechnung hat Grünen-MdL Paul Knoblach aufgemacht und eine schärfere Bejagung gefordert. Jetzt schießt CSU-Staatssekretär Eck zurück.
Damit der Wald natürlich verjüngen kann, also neue Bäume nachwachsen, muss das Gleichgewicht passen. Doch das tut es in vielen Revieren in Bayern nicht, sagt Grünen-Landtagsabgeordneter Paul Knoblach. Er fordert auch für die Region Schweinfurt eine schärfere Bejagung. Und reduziert damit nach Ansicht von Staatssekretär Gerhard Eck ein sehr komplexes Thema auf eine falsche Behauptung.
Foto: Winfried Ort | Damit der Wald natürlich verjüngen kann, also neue Bäume nachwachsen, muss das Gleichgewicht passen. Doch das tut es in vielen Revieren in Bayern nicht, sagt Grünen-Landtagsabgeordneter Paul Knoblach.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:58 Uhr

In einer Pressemitteilung hat der Schweinfurter Landtagsabgeordneter der bayerischen Bündnisgrünen, Paul Knoblach, Mitte August im Namen seiner Fraktion eine schärfere Bejagung in den bayerischen Wäldern gefordert. Seine Begründung: das Ergebnis des forstlichen Gutachtens von 2018 zur Situation der Waldverjüngung. Darin wurde laut Knoblach festgestellt, dass in "47 Prozent der Hegegemeinschaften Bayerns, zu denen die Jagdreviere zusammengefasst sind, der Verbiss zu hoch oder deutlich zu hoch" sei. Das gelte auch für die Region Schweinfurt. Schon zu Beginn der Jagdsaison am 1. Mai habe er die Jäger aus dem Schweinfurter Raum zu einer schärferen Bejagung aufgefordert, um den Verbiss zu reduzieren. Denn nur so könne das im Bayerischen Jagdgesetz verankerte Ziel einer natürlichen Waldverjüngung erreicht werden.

Staatssekretär Gerhard Eck will die Mitteilung des Grünen-Abgeordneten aus Garstadt so nicht stehen lassen. Im Gegenteil. In einem offenen Brief kontert der CSU-Mann, der selbst Jäger und Revierpächter ist, scharf, wirft Knoblach ziemlich direkt vor, aus Opportunismus auf den "Zug Wildverbiss" aufgesprungen zu sein, um sich für sein "grünes Klientel bemerkbar zu machen". Dabei, so Eck, verschweige er – wie andere grüne Politiker auch – "schon wieder einmal die Fakten". Die hohe Zahl von Wildunfällen hänge nicht mit der Größe der Wildpopulation zusammen, sondern vielmehr damit, dass die Tiere durch Landwirtschaft und Freizeitverhalten der Menschen in ihren Rückzugsräumen ständig aufgeschreckt würden. Das passiere meist nicht in böser Absicht, führe aber dazu, dass sich die Rehe dann dorthin zum Äsen zurückziehen, wo sie nur wenig gestört würden: in den Wald.

"Wie ich lehnen es auch alle anderen verantwortungsvollen Jäger ab, Tiere einfach abzuschießen, nur um die Quote zu erfüllen."
Staatssekretär Gerhard Eck, selbst Jäger und Revierpächter

"Erfahrenen Jägern müssen Sie nicht erzählen, dass wir uns an die Abschusspläne halten sollen, die im Übrigen mit den Jagdgenossenschaften abgestimmt sind. Wir sind froh, wenn wir neben all den Rehen, die auf der Straße auch deshalb überfahren werden, weil Autofahrer nachts in unübersichtlichen Kurven und in geschlossenen Waldstrecken zu schnell fahren, noch  unseren Abschuss erfüllen können", sagt Eck. Denn: die ständige Beunruhigung des Wildes führe auch dazu, dass die Tiere erst mit Eintritt der Nacht aus der Deckung treten würden. Doch dann sei es für einen "hegerisch verantwortungsvollen Schuss" oft schon zu spät. "Wie ich lehnen es auch alle anderen verantwortungsvollen Jäger ab, Tiere einfach abzuschießen, nur um die Quote zu erfüllen."

Allen Akteuren sei das Problem bewusst. "Wir arbeiten mit den Jagdgenossenschaften zusammen und stehen ständig im Dialog mit den Forstbehörden", schreibt Eck. Knoblach aber stelle das "sehr komplexe Problem so dar, dass man nur die Jäger beschuldigen müsse, weil sie nicht auf alles schießen, was sich bewegt". Knoblach rate er, selbst den Jagdschein zu machen – "aber nicht in einem zwei-Wochen-Lehrgang, sondern gründlich. Treiben Sie dann verantwortlich Jagd. Erfüllen Sie ihren Abschuss. Und wenn Sie dann, nach einigen Jahren, wissen wovon Sie reden, sollten Sie in einen seriösen Dialog mit der Jägerschaft über die wirklichen Ursachen eintreten", so Eck.

 
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  • sw_rr13@yahoo.de
    ein Glück,das die grünen nix zu sagen haben
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  • martin-neuner@outlook.de
    Vor 60 Jahren hat es mehr Rehe gegeben als heute, nur die Ruhe in der Natur hat sich geändert. Das Wild wird von einem Eck in das andere getrieben.
    Der Naturwald soll der Natur überlassen werden d.h. auch keine Jagd. Aber Ökoleute d.h. Führungskräfte sind beamte Förster, die wollen auch im Naturwald kein Wild. Wild gehört anscheinend nicht zur Natur.
    Mir ist nicht bekannt, dass die privilegierte Jägerschaft vehement gegen die Ausweisung eines Nationalparks wehrt. Kleine Privatwaldbesitzer wollen öfter auch ein Reh sehen.
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  • richtig
    Nach der kleinen Revolution 1848 erkämpften die Bauern nicht nur Freiheitsrechte, sondern übten auch für wenige Jahre die Jagt aus mit dem Ergebnis, dass dass Reh beinahe ausgerottet wurde. Nun konnten sich insbesondere die Eichen auch ohne Zaun entwickeln. Heute werden diese Eichenbstände geerntet. Während der letzten 70 Jahre jedoch ist ohne Zaun kaum gesunder Nachwuchs hoch gekommen. Woran das wohl liegen mag?
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  • deweka
    Wie viele kleine Privatwaldbesitzer können sie nennen die öfter auch ein Reh sehen wollen?
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  • mausschanze
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  • jebusara@web.de
    Tierwohl gegen Profit. Damit dürfte klar sein, wer dabei der Verlierer ist!
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  • martin-neuner@outlook.de
    Sehr geehrter Herr Richtig,
    Es wird immer behauptet Jäger sind Unternehmer, Adel oder den Besserverdiener und jetzt auch die Politiker, die Wirklichkeit sieht anders aus. Ich dachte der Spaßfaktor der Jäger wäre das Schießen? Die Staatforsten betreiben die Jagd selbst. Die Wölfe ziehen bei uns durch und keiner wurde geschossen. Lieber „Richtig“ keine Ahnung.
    Wenn bei uns die Wölfe kommen ist es aus Weidetierhaltung und die Wanderungen in jedes Waldeck werden gefährlich. Dann kommen nicht unbedingt die Forderung nach todschießen von den Jägern. Die Wanderer haben Angst vor Wildscheinen. Wildschweine sind nicht zu vergleichen mit Wölfen.
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  • richtig
    Von den Landtagsabgeordneten der CSU haben doch mehr als die Hälfte den Jagdschein. Nicht nur Eck, sondern z.B. auch Vogel und Kirchner sind stolze Waidmänner und damit befangen! Nur wenige Gemeinden, wie z.B. Oberthulba gehen geschlossen gegen die Interessen der Jägerschaft zugunsten der Zukunft ihres Gemeindewaldes vor. Als kleiner Privatwaldbesitzer hat man jedoch gar keine Chance.
    Meistens schielen Gemeinderäte leider eher auf den Jagdschilling als auf die Zukunft der vergreisenden Gemeindewälder, solange sie noch genügend Erlös bringen. Tatsache ist, dass es noch vor 60 Jahren weit weniger Rehe gab als heute, sonst hätten die Waldbesitzer schon lange keine Erträge mehr.
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  • martin.markert@zf.com
    .... es gibt genügend unabhängige Fachleute, die der Erstellungsbasis bzw. die Aussagekraft des Verbissgutachtens massiv wiedersprechen.
    Ich habe das bei unserem "Aufnahmepunkt" selbst erlebt. Da der Förster dort zu wenig Verbiss gefunden hat ist er durch den halben Wald gestiefelt um genügend verbissene Leittriebe gefunden hat.

    Damit ist die Basis des ganzen Abschußplans unhaltbar.

    Ich wäre mich jedenfalls auch gegen die Aussagen mancher Förster "Wild ist wie Unkraut und muß weg"
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  • Arcus
    Vermutlich geht es dem schwarzen Maurermeister Eck weder um den Wald, noch um die Tiere dort. Es geht ihm um die stark gefährdete Macht der CSU. Umsonst nichts. Die aber wird sie unbedingt verlieren, wenn Leute wie Eck, Söder, Dobrindt, Seehofer und Scheuer mit ihrer rückwärtsgewandten Politik weiter an der Macht bleiben.
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  • georg-ries@web.de
    sollen wir jetzt die Berufe der grünen Freunde des Arcus auch in diffamierender Weise aufzählen? Die abschlusslosen Langzeitstudenten natürlich auch!
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  • deweka
    Die Nennung des Berufs dient hier dazu zu zeigen dass es beruflich keine enge Bindung zur Natur gibt.

    Die Bezeichnung „Abschlussloser Langzeitstudent“ ist dagegen pejorativ und trägt nichts zur Diskussion bei.
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  • simonhard
    Aha, CSU - Basher @arcus fährt wieder die schweren Geschütze auf.
    Schon toll, wie man mit einer "rückwärtgewandten Politik" zum erfolgreichsten und wirtschaftlich stärksten Bundesland werden kann??
    Noch was. In ihrer Aufzählung haben sie Doro Bär vergessen!
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  • deweka
    Das „wirtschaftlich erfolgreich“ wurde teilweise auf Kosten der Umwelt erreicht.

    Und gerade für ein reiches Bundesland ist es peinlich dass nicht mehr für den Umweltschutz gemacht wird.

    Politik, die Umwelt zerstört und nicht für die Zukunft plant ist einfach rückwärtsgewandt.

    Die Ursachen eigentlich aller Probleme wie vergammelte Infrastruktur und Personalmangel liegen zum Teil Jahrzehnte zurück.

    Und für die Allermeisten musste man keine Hellseher sein um sie zu erkennen.
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  • rudiratlos
    Der Schwarze Gerhard hat kein Meisterbrief, Maurer gelernt, und umgeschult zum Bauzeichner, Jagdschein und Jägerprüfung hat er schon,
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  • FischersFritz
    Irgendwie frage ich mich nach dem Lesen des Artikels, ob der „zu hohe“ Wildbestand wirklich dem Wald schadet – oder doch eher dem Ertrag des Waldbesitzers … ?

    Wild gehört nun mal zum Wald – und in den Wald. Den Jägern einen Vorwurf daraus zu machen, dass die begehrten Edelholzarten nicht in dem Maße gedeihen, wie es der Waldbesitzer gerne hätte, ist ja schon sehr befremdlich.

    Das Wild und der Wald hängen voneinander ab und beeinflussen sich gegenseitig. Das nennt man Natur … 😉.

    Vielleicht kann das mal jemand diesem grünen Holzwirtschafts-Lobbyisten erklären … ?
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  • richtig
    Sie haben wohl noch nie versucht einen Fichtenbestand in einen Mischwald umzubauen und mit ansehen müssen wie die mehrere Tausend € teuren Pflänzchen der "Edelbäume" Bergahorn und Buche weggefrühstückt wurden. Sie haben wohl noch nie teure Wildzäune bauen müssen.
    Es geht auch nicht um hohe Gewinne aus dem Wald, sondern schlicht wenigstens um Kostendeckung.

    Naturwälder haben wir leider fast keine, da sich die privilegierte Jägerschaft bislang vehement gegen die Ausweisung eines Nationalparkes erfolgreich wehrt.

    Es geht nicht um die Ausrottung des Wildes, sondern darum dass die Wälder eine Chance haben sich natürlich zu verjüngen und nicht zu vergreisen.

    In einem dichtbesiedelten Land wie Deutschland sind die etwa 6 Millionen Rehe ohne natürliche Feinde und von der komplexität des Problems überforderte Jäger einfach zu viele!
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  • FischersFritz
    Hab‘ ich das richtig verstanden … ?

    Der grüne Landtagsabgeordnete fordert höhere Abschussquoten und der jagende CSU-Staatssekretär ist dagegen … ?

    Verdammt, noch nicht einmal auf Vorurteile und Stereotype kann man sich mehr verlassen … 😉

    Naja, sobald sich hier ein paar Wölfe mehr im Wald ansiedeln, wird das Problem mit dem Verbiss vermutlich auf ganz natürliche Weise reduziert werden …
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  • richtig
    Die Wölfe abschießen aus Futterneid, damit haben die Jäger kein Problem. Sonst wären sie ja schon lange hier und Luchse auch.
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  • simonhard
    @nicht richtig.
    Das abschiessen von Wolf und Luchs ist strikt untersagt.
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